Ein Leben zwischen Realität und Fantasie.
von Gulan
Kurzmeinung: Ein Leben lang zwischen Wahrheit, Täuschung und ständigem Selbstbetrug. Für den Leser ist dies auf Dauer einfach nur ermüdend.
Rezension
Die Geschichte beginnt an Gustavs Sterbebett. Der Tod taucht auf und fordert Gustav zum Mitkommen auf. Gustav versucht, Zeit zu schinden und beginnt mit einer Rückschau auf sein Leben. Seine Kindheit als Einzelgänger, seine Faszination für die Hitlerjugend. Er ist begeistert, endlich zur Wehrmacht eingezogen zu werden. Als er nun unfreiwillig von seinem Vater versteckt wird, entwickelt er einen Schuldkomplex. Er erzählt Geschichten von zahlreichen Heldentaten. Nach dem Krieg wird er Schauspieler in der DDR und hält Diavorträge von fiktiven Expeditionen. Dabei legt er sich zunehmend auch mit dem Kultur- und Wissenschaftsbetrieb der DDR an. Am Ende seines Lebens lebt er als kranker Rentner in Greifswald.
Der Autor stellt die titelgebende Figur absolut in den Vordergrund des Romans. Gustav ist ein Einzelgänger und Misanthrop, gleichzeitig buhlt er jedoch um Anerkennung. Gustavs Leben ist ein einziger Selbstbetrug. Er hat in zunehmendem Maße Schwierigkeit, die Kontrolle über seine Fantasiegeschichten zu behalten, teilweise kann er Wahrheit und Lüge selbst kaum noch auseinanderhalten. Seine Fantasiegeschichten sind vom restlichen Text durch ein verändertes Layout kenntlich gemacht. Gerade das hat mich aber nicht überzeugt, denn man erfährt lange Zeit des Buches nichts von den Reaktionen anderer auf seine Geschichten.
Auch sonst hat mich das Buch nicht erreichen können. Das Thema des Trauma der Überlebenden hat Potenzial, aber der überbordende Schuldkomplex, den Gustav aufbaut, und die durchgehend aberwitzigen Fantasiegeschichten waren für mich zunehmend langweilig und ermüdend. Sprachlich ist der Roman durchaus gekonnt, aber die tragische Figur Gustav hat mich nicht berührt.