Cover des Buches Gustav (ISBN: 9783955100414)
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Rezension zu Gustav von Wolf Kampmann

Ein Leben zwischen Realität und Fantasie.

von Gulan vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Ein Leben lang zwischen Wahrheit, Täuschung und ständigem Selbstbetrug. Für den Leser ist dies auf Dauer einfach nur ermüdend.

Rezension

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Gulanvor 10 Jahren
Gustav Bülow ist gerade 16 Jahre alt, als er zusammen mit Gleichaltrigen als letztes Aufgebot zur Wehrmacht eingezogen wird. Während des Chaos bei der Bombardierung Dresdens gelingt es seinem Vater, ihn zu verstecken. Gustav überlebt den Krieg, seine Kameraden kehren nicht zurück. Fortan plagt ihn ein großes Trauma, dass er seine Kameraden im Stich gelassen und seinen Eid auf das 1000jährige Reich gebrochen hat. Er beginnt Geschichten über Heldentaten zu erzählen und zunehmend verschwinden für ihn die Grenzen zwischen Wahrheit und Fantasie.

Die Geschichte beginnt an Gustavs Sterbebett. Der Tod taucht auf und fordert Gustav zum Mitkommen auf. Gustav versucht, Zeit zu schinden und beginnt mit einer Rückschau auf sein Leben. Seine Kindheit als Einzelgänger, seine Faszination für die Hitlerjugend. Er ist begeistert, endlich zur Wehrmacht eingezogen zu werden. Als er nun unfreiwillig von seinem Vater versteckt wird, entwickelt er einen Schuldkomplex. Er erzählt Geschichten von zahlreichen Heldentaten. Nach dem Krieg wird er Schauspieler in der DDR und hält Diavorträge von fiktiven Expeditionen. Dabei legt er sich zunehmend auch mit dem Kultur- und Wissenschaftsbetrieb der DDR an. Am Ende seines Lebens lebt er als kranker Rentner in Greifswald.

Der Autor stellt die titelgebende Figur absolut in den Vordergrund des Romans. Gustav ist ein Einzelgänger und Misanthrop, gleichzeitig buhlt er jedoch um Anerkennung. Gustavs Leben ist ein einziger Selbstbetrug. Er hat in zunehmendem Maße Schwierigkeit, die Kontrolle über seine Fantasiegeschichten zu behalten, teilweise kann er Wahrheit und Lüge selbst kaum noch auseinanderhalten. Seine Fantasiegeschichten sind vom restlichen Text durch ein verändertes Layout kenntlich gemacht. Gerade das hat mich aber nicht überzeugt, denn man erfährt lange Zeit des Buches nichts von den Reaktionen anderer auf seine Geschichten.

Auch sonst hat mich das Buch nicht erreichen können. Das Thema des Trauma der Überlebenden hat Potenzial, aber der überbordende Schuldkomplex, den Gustav aufbaut, und die durchgehend aberwitzigen Fantasiegeschichten waren für mich zunehmend langweilig und ermüdend. Sprachlich ist der Roman durchaus gekonnt, aber die tragische Figur Gustav hat mich nicht berührt.

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