Mommsen arbeitet in diesem mit Clarke's vergleichbaren Buch über Wilhelm II. (Pantheon, 2010) erschienen Buch klar heraus, dass Wilhelm II. weder eine ausschließliche Kriegsschuld trifft, noch er am expansiven Streben des deutschen Kaiserreiches allein und maßgeblich 'Schuld' war. Wichtig ist stattdessen zu erkennen, dass einerseits die 'Kamarilla' um Wilhelm massive Lobbyarbeit betrieben hat, andererseits die Unzahl an Reichskanzlern den Kaiser gleichermaßen zu instrumentalisieren verstanden. An vielen Entscheidungen war Wilhelm II. nur mittelbar beteiligt; an anderer Stelle wollte er sogar gegensätzlich entscheiden, manche Entwicklung zugunsten der Bürger auffangen, abmildern, sozialer gestalten.
Mommsen ist insoweit mit Christopher Clarks Thesen übereinstimmend, als dass er Wilhelm eine weniger dominante und auch weniger unüberlegte eigene Politik vorwirft. Die Dämonisierung des letzten deutschen Kaisers wird insoweit versucht abzumildern und frei zu machen von all denjenigen Strömungen, die am Wilhelm II. am Ersten Weltkrieg wie an der deutschen Außenpolitik hauptsächlich die Schuld geben wollten.
Rezension zu "War der Kaiser an allem schuld?" von Wolfgang J. Mommsen