Wolfgang Kühn

 4 Sterne bei 1 Bewertungen
Autor*in von Kurzenbach.

Lebenslauf

Wolfgang Kühn, geboren 1965 in Baden, lebt freiberuflich in Zöbing / Langenlois und Wien. 1992 DUM – Das Ultimative Magazin (www.dum.at) mitbegründet. Hans­Weigel­Literaturstipendium des Landes NÖ 2018/2019. Jüngste Publikation: »Kurzenbach«, Roman, Bibliothek der Provinz, 2021. Musikalisch umtriebig mit »Zur Wachauerin« und VESSELSKY // KÜHN. Herausgeber zahlreicher Anthologien in der Literaturedition Niederösterreich.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Wolfgang Kühn

Cover des Buches Kurzenbach (ISBN: 9783991260066)

Kurzenbach

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Erschienen am 21.10.2021

Neue Rezensionen zu Wolfgang Kühn

Cover des Buches Kurzenbach (ISBN: 9783991260066)
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Rezension zu "Kurzenbach" von Wolfgang Kühn

Gelungene Heimat- und Politiksatire aus Österreich
Literaturgalaxienvor 2 Jahren

Lambert Zuser ist seit 25 Jahren Bürgermeister von Kurzenbach, einem kleinen, verschlafenen Ort, in dem man stolz auf seinen Wein ist. Aber was hat man schon vom Stolz, wenn die Tourist*innen ausbleiben, weil die Gastronomie fehlt und die Jungen fortziehen?

Deswegen kommt es Zuser nur  gelegen, als – knapp vor der Wahl – plötzlich alle etwas von ihm wollen. Zuerst bittet ihn der Jungwinzer Hammerer, den Außenbereich seiner Buschenschank vergrößern zu dürfen, und dann hat auch noch die aus Salzburg zugezogene Künstlerin Anna-Lena Wajgl  eine Idee: Sie möchte ihre moderne Skulptur "Per aspera ad astra" am Hauptplatz aufstellen ...

Normalerweise schätzt Zuser Veränderungen ja nicht. Aber er weiß: Wenn er den Rekord brechen und am längsten amtierender Bürgermeister von Kurzenbach werden will – und das will er unbedingt! – dann muss er sich anstrengen. Vor allem jetzt, da die Absolute wackelt, denn der Weber, der sein Café (inklusive Fremdenzimmer!) ausbauen möchte, kandidiert für die Roten, Gemeindearzt Czulak (Zusers ehemaliger Kontrahent) hat jetzt eine eigene Liste gegründet und seine, Lamberts, eigene Tochter (dieses undankbare Balg!) ist plötzlich Spitzenkandidatin der Grünen und macht sich für den Schutz der Biber, die in Kurzenbach zu einer echten Plage geworden sind, stark. 

Als schließlich ein gewisser Miroslav Antic von der geheimnisvollen „Market Center Group“ auf der Bildfläche erscheint und Zuser bittet, das brach liegende Grundstück, auf dem jedes Jahr das Wiesenfest stattfindet, in Bauland umzuwidmen, um in Kurzenbach ein Einkaufszentrum zu errichten (ganz nach dem Motto: "FAHR NICHT FORT, KAUF IM ORT!"),  wittert der Bürgermeister seine Chance. Damit seine Pläne am Wahltag aufgehen, muss er jedoch noch seinen Anglerfreund Rudi Wasitzky  um  Unterstützung bitten ... 

Heimat-und-Politik-Satiren leiden bekanntlich allzuoft unter dem Schenkelklopfer-Syndrom. Nicht so "Kurzenbach" – was vor allem daran liegt, dass Kühn seine Figuren ernst nimmt und  in keinem Moment (selbst in ihrem peinlichsten  nicht) vorführt.

»Rudi Wasitzky galt als gemäßigter Freiheitlicher, einer vom alten Schlag. Zum Zweiten Weltkrieg äußerte er sich nicht, gelegentlich, nach ein paar Spritzweinen, erzählte er harmlose Judenwitze, wie er gerne betonte, aber mit den Burschenschaften hatte er nichts am Hut«, heißt es etwa über Zusers Anglerfreund. Kühn hätte den Freiheitlichen diesen Witz auch direkt erzählen lassen können. Dass er es nicht tut,  macht dieses Buch so fein. 

Und Lambrecht Zuser selbst? Den hat man am Ende sogar irgendwie lieb. Kühn zeigt uns den amtierenden Bürgermeister nämlich  nicht nur als  zu dicken, cholerischen Politiker, der die Zügel nicht aus der Hand geben möchte, sondern auch als schüchternen Bub aus dem Mostviertel, der es später seinen Schwiegereltern nie recht machen wird.

Es sind die knappen Ausflüge in die nahe und fernere Vergangenheit,  in Zusers Kindheit, aber auch an den Beginn der Biberplage, die dem Roman Tiefgang verleihen. Denn sie lassen erahnen: Nicht nur jede Medaille,  auch jeder Mensch hat zwei Seiten – auch wenn wir  manchmal nur eine von ihnen sehen möchten. 

Schlussendlich schafft Kühn es, dass wir Lesende nicht nur Zusers Motive nachvollziehen können, sondern selbst den Ärger der niederösterreichische Landeshauptfrau, die mit ihren Bürgermeisterkandidaten ganz schön zu kämpfen hat.

Fazit: Kurzenbach ist eine gelungene Heimatroman-Satire, die zwar so manche Lachträne hochsteigen lässt, jedoch an keiner Stelle plump wirkt. Klischees werden erfüllt, so wie sie das Leben erfüllt, jedoch nicht überstrapaziert. 

Vor allem jene, die selbst in kleinen Gemeinden wohnen, werden vieles wiederkennen und ihren besonderen Spaß mit dem Roman haben. Und den 100%-Wiener*innen sei an dieser Stelle gesagt: Es gibt sie wirklich, diese Kurzenbachs. O ja, und wie es sie gibt!

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