Cover des Buches Der Feind aus der Tiefe (ISBN: 9783958190214)
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Rezension zu Der Feind aus der Tiefe von Wolfgang Müller

Der Feind aus der Tiefe - mit nur wenig Tiefgang...

von Ocean-Blue vor 9 Jahren

Rezension

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Ocean-Bluevor 9 Jahren

Inhalt:

Seit Jahrzehnten fischt die Menschheit skrupellos die Ozeane leer – ohne auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen und die Zukunft zu verschwenden. Auch in Entertainment-Parks rund um die Welt werden Delfine, Wale und andere Meerestiere unter schrecklichen Bedingungen gehalten und gezwungen, die Menschen zu unterhalten. Für die Lebewesen des Meeres geht es um das nackte Überleben. Dass unter ihnen Wesen existieren, die uns ebenbürtig sind, ist für die meisten unglaublich. Doch die Meerwesen haben das Tun der Menschen lange genug geduldet. Mit eiserner Härte beginnen Sie, sich zur Wehr zu setzen…

Meinung:

Lobend sei zunächst einmal das Cover erwähnt, das ich sehr schön gestaltet finde - auf jeden Fall ein Hingucker, der auf das Buch aufmerksam macht.

Abgesehen davon fällt es mir schwer, eine Rezension zu diesem Buch zu verfassen. Ich hatte sehr große Erwartungen an das Werk, die leider nicht erfüllt wurden. Das liegt allerdings nicht vornehmlich an der Story, die ein tolles Potenzial hat. Die Prämisse einer intelligenten Lebensform im Meer ist spannend, aber wer „Der Schwarm“ von Schätzing gelesen hat, findet hier die eindeutig oberflächlichere Version des Themas vor. Alle handelnden Personen bleiben die gesamte Story über eindimensional, flach und vorhersehbar. Die meisten Charaktere sind Stereotypen ohne jegliche Tiefe, die in keiner Weise über sich selbst reflektieren. Jede Partei hat in irgendeiner Form die Mittel, jedweden Plan sofort in die Tat umzusetzen, was auch immer reibungslos gelingt. Einen wirklichen Spannungsbogen habe ich vergebens gesucht.

Worüber ich allerdings am meisten gestolpert bin ist die Tatsache, dass es den Meerwesen sowie den Menschen, die sich um sie herum gruppieren – die innerhalb der Story eindeutig die Rolle der „Guten“ einnehmen – nicht um eine Lösung des Problems mit Alternativen und irgendeinem friedlichen Ausgang geht. Hier geht es um Rache und es wird skrupellos gemordet und alles unter dem Deckmantel des Umweltschutzes als völlig legitim gerechtfertigt. Das finde ich mehr als bedenklich. Da ich nun gerade schon einmal den Vergleich zu Schätzing brachte, mögen nun einige argumentieren, dass auch dort Menschen sterben – das ist richtig, aber Schätzing versteht es, dies als einen Abwehrmechanismus der Natur zu vermitteln, der die anwesenden Menschen eher nebenbei in Mitleidenschaft zieht. Doch bei dem vorliegenden Buch geht es um gezielte Angriffe auf einzelne Menschen. Gleiches mit Gleichem zu vergelten zeugt nicht gerade von einem Interesse am Gemeinwohl aller Lebewesen der Erde – würde es hier nicht um das Thema Umwelt gehen, würde einigen vielleicht mehr auffallen, dass hier Terrorismus schöngeredet wird – egal aus welchem Grund die Charaktere auch handeln mögen.

Ich finde, ein Thema, das so präsent und sensibel ist wie die Überfischung der Meere und das langsame, schleichende Zugrunde richten unseres Planeten mit solchen „Effekten“ zu verbinden, ist unpassend. Ich habe mich mehr an einen reißerischen, sensationsheischenden TV-Zweiteiler erinnert gefühlt als dass ich ein Werk vor mir habe, das dem Leser die Ernsthaftigkeit und Traurigkeit der Lage näher bringt.

Generell hatte ich außerdem große Schwierigkeiten, mich mit dem Schreibstil des Autors anzufreunden. Dies mag Geschmackssache sein. Ich hatte oft das Gefühl, dass Abschnitte und Dialoge unausgegoren sind, ich eher einen Bericht in Händen halten denn eine Erzählung, und dass grundsätzlich eine sehr simple Sprache verwendet wird. Das passt für mich einfach nicht mit dem Inhalt zusammen. Anscheinend ist sich der Autor nicht im Klaren darüber, wer überhaupt die Zielgruppe seines Buches ist. Sprachlich würde ich auf junge Jugendliche setzen, inhaltlich geht es eindeutig an Erwachsene… Hier ergibt sich kein stilistisches Gesamtbild.

Was leider auch in diesem Buch wieder ein großes Problem ist, das ich schon bei vielen Leserunden kritisiert habe: Rechtschreib- und Kontextfehler, Zeichensetzungsfehler und das Fehlen einer klare Abgrenzung der Sinnabschnitte in der Kindle-Version häufen sich. Das stört den Lesefluss ungemein. Daher wiederholt meine Bitte an alle Autoren: Wir Testleser sind dankbar und freuen uns, wenn wir von euch Bücher erhalten – noch dazu kostenfrei – und die Chance haben, euch mit unseren Eindrücken und Kommentaren zu unterstützen, zu loben, zu kritisieren usw. Trotzdem sind wir eben genau nur dafür da: zum Rezensieren. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, auf orthografische Fehler hinweisen zu müssen. Dafür gibt es Lektoren, die damit ihr Geld verdienen. Abgesehen davon tut ihr euch auch keinen Gefallen damit, da so etwas immer in irgendeiner Form negativ in die Bewertung einfließen wird.

Alles zusammen genommen, habe ich mich ziemlich durch das Buch beißen müssen und fand es schade, dass eine Idee mit so viel Potential so wenig vorteilhaft umgesetzt wurde. Einige Hinweise im Nachwort sind sehr spannend, warum ist nicht das ganze Buch so? Dennoch bin ich sicher, dass der Autor viel Zeit und Mühe in das Buch gesteckt hat; mein Eindruck ist der eines rohen Grundbausteins an dem noch viel gearbeitet werden muss. Aber sicher folgen irgendwann Stories, die runder und insgesamt mit mehr Tiefe versehen sind. Ich drücke Ihnen, Herr Müller, die Daumen und hoffe, Sie sind nicht vollends entgeistert ob meines doch sehr negativen Feedbacks.

Fazit:

Ein ernstes Thema mit schwacher Umsetzung. 1 Stern. Dennoch Dank an Verlag und Autor für das Rezensionsexemplar.

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