Rezension zu "Die schwarze Spinne" von Jeremias Gotthelf
Inhalt:
Gezwungen durch die unerfüllbare Aufgabe des Ritter von Stoffeln gehen die Bewohner eines kleinen Dorfes einen Pakt mit dem Teufel ein. Er erledigt für sie die Aufgabe, wenn er dafür das nächste ungetaufte Kind bekommt. Doch als die Aufgabe erfüllt ist, sind die Dorfbewohner nicht mehr bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Mit einer List verhindern sie, dass der Teufel das Kind bekommt. Doch der Teufel lässt nicht mit sich Spaßen und schickt eine schreckliche Strafe unter die Dorfbewohner – die schwarze Spinne!
Emotions:
Erwartet habe ich ein langweiliges, schwer zu lesendes Buch. Bekommen habe ich eine packende Story, die es mir unmöglich gemacht hat, das Buch auch nur aus der Hand zu legen.
Aufbau, Schreibstil und Perspektiven:
Das Buch hat eine Rahmenhandlung und zwei Binnengeschichten. In der Rahmenhandlung geht es um die Taufe eines Kindes und die darauf folgende Feier. Die Binnenhandlungen sind das, was einer der Personen (der Großvater) nach der Taufe erzählt. In den zwei Binnenhandlungen geht um die Spinne und ihr Wüten.
Gotthelfs Schreibstil ist bestimmt nicht Jedermann Sache, vor allem deswegen, da seine Sprache für uns (etwas) veraltet klingt und mit Berner Mundart (Nidle S.10; Kacheli S.10)geschmückt ist. Doch dies hat mir persönlich wenig ausgemacht. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit von ein paar Seiten konnte ich ihn relativ leicht und flüssig lesen. Zwar gab es natürlich teilweise mir unbekannte Wörter, doch konnte ich mir diese meist aus dem Kontext erschließen. Nur ein oder zwei Mal musste ich sie dann tatsächlich nachschlagen. Sein Schreibstil ist zudem gespickt mit vielen rhetorischen Mitteln, die einem an manchen Stellen sogar ein richtiges Bild vor Augen zaubern können. Ob einen nun die doch recht vielen Verweise auf die Bibel stören, muss jeder für sich selber entscheiden – mich haben sie nicht gestört.
Die Geschichte ist durchgehend in der 3. Person erzählt.
Meine Meinung:
Ich war am Anfang ja sehr skeptisch, ob mir das Buch gefallen würde. Doch ich wurde positiv überrascht.
Am Anfang der Geschichte erwartet einen erst einmal eine sehr bildliche Beschreibung der Landschaft vor. Gotthelf schafft es, ein klares Bild vor dem inneren Auge des Lesers zu erschaffen.
So schön der Anfang auch ist, die Rahmenhandlung an sich ist eher ermüdend, es passiert nicht viel. Das Lesevergnügen lässt also noch auf sich warten.
Das ändert sich dann aber schlagartig in der Binnengeschichte. Hier fängt es an richtig spannend zu werden. Man erlebt hautnah das Wüten der Spinne mit und kann eigentlich kaum noch aufhören zu lesen.
Doch als dann die Rahmenhandlung wieder beginnt, versetzt es dem ganzen einen Dämpfer. Denn sie nimmt die Spannung wieder aus der Geschichte. Das gleiche passiert dann noch einmal in der Geschichte. Also kann man sagen, dass die Spannung des öfteren auf und ab geht und leider keine durchgehend spannende und interessante Handlung da war. Die Spannungskurve gleicht demnach eher einer Achterbahn mit all ihren Höhen und Tiefen.
Dass man nicht wie bei den meisten Romanen eine Person hat, die einen die ganze Geschichte über begleitet und die man – wenn alles gut läuft – ins Herz schließt, stört nicht weiter. Stattdessen lernt man eigentlich keine Person wirklich gut genug kennen, um sich eine umfassende Meinung über sie bilden zu können.
Sehr gut fand ich die Idee der Spinne als Verkörperung der Pest und somit als Strafe des Teufels.
Mein Fazit:
Die schwarze Spinne ist ein überraschend gute Novelle. Zwar fährt man mit der Spannung ein wenig Achterbahn, doch kann man darüber schlussendlich hinweg sehen, da es doch immer wieder Stellen gibt, an denen man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Die Idee mit der Spinne als Verkörperung der Pest fand ich wirklich sehr gut. Ob einem Gotthelfs Schreibstil nun gefällt oder nicht, ist sicherlich von Leser zu Leser verschieden. Mir ist er aber keineswegs negativ in Erinnerung geblieben.