Rezension zu "Die Philosophie des modernen Songs" von Bob Dylan
In seiner mehr als sechs Jahrzehnte umfassenden Karriere hat Bob Dylan zahllose Bands und Interpreten kommen und gehen gesehen. Manche Künstler waren One-Hit-Wonders, andere konnten sich mit ihrer Musik lange in den Charts halten. In seinem Sachbuch „Die Philosophie des modernen Songs“ geht Dylan auf 66 Songs ein, die seiner Meinung nach herausragend und prägend für die Musikgeschichte waren. Manche der Lieder wie „Blue Suede Shoes“ oder „Black Magic Woman“ sind allgemein bekannte Klassiker, auch Namen wie Bobby Darin, Ricky Nelson, Frank Sinatra und Johnny Cash sind vielen ein Begriff. Vom Großteil der Stücke und Künstler im Buch hatte ich jedoch bis dato noch nie gehört. Was vermutlich hauptsächlich daran liegt, dass die meisten Songs aus Dylans jungen Jahren, aus den 1950er und 1960er Jahren, stammen und viele Stücke gar nicht so populär geworden sind. Ein, zwei sind sogar unveröffentlicht geblieben. Dadurch wirkt „Die Philosophie des modernen Songs“ oftmals wie eine kleine musikalische Schatzkiste, die jeder für sich selbst neu entdecken kann. Wenn man an Musikgeschichte interessiert ist, kann man hier sehr viel dazulernen.
Schade finde ich allerdings, dass in vielen Kapiteln Dylans persönliche Note fehlt. Er spricht zwar über die Lieder, interpretiert ihren Inhalt und klärt über einige Hintergründe auf. Aber wieso er sich ausgerechnet für diese Songs entschieden hat und wieso sie für ihn persönlich relevant sind, bleibt meistens außen vor. Seinem Titel wird das Buch durchaus gerecht, über Dylan selbst erfährt man in den über sechzig Kapiteln jedoch kaum etwas Neues.
Die ungekürzte Hörbuchfassung geht reichlich siebeneinhalb Stunden und wird von Musiker und Dylan-Fan Wolfgang Niedecken vorgetragen. Manche werden seine leicht nuschelige Leseweise bemängeln, ich für meinen Teil fand sie stimmig und sehr passend.