Wolfgang Ott hat mit diesem 1954 erschienenen Antikriegsroman eine eigene Kriegsbiographie verarbeitet - und gleichzeitig den Deutschen einen Teil des Krieges erklärt, den sie erlebt, aber nicht miterlebt haben: den U-Bootkrieg. Vier Kadetten werden in die Wellen geworfen, nur einer kommt lebend zurück: Hans Teichmann. Unglücklich verliebt und nach einer ersten tödlichen Bootskatastrophe, die einem seiner Kameraden das Leben kostet, meldet er sich zur U-Bootflotte, je länger je mehr ein Garant, das Kriegsende nicht zu erleben: Neun von zehn U-Booten bleiben auf See.
Es ist dieser Teil des Romans, der auch heute noch beeindruckt und lesenswert ist: Wie menschenfeindlich der Krieg nämlich ist, der Menschen zwingt, Seeleute über Wasser aus dem tödlichen Meer heraus anzugreifen, wo keines Menschen Platz ist: Das Meer ist dunkel, kalt und tödlich. Die klaustrophobischen Erfahrungen, die auch in Lothar Günter Buchheims 20 Jahre später bzw. Wolfgang Petersens „Das Boot“ 30 Jahre später besonders erschrecken, nimmt Ott in seinem Roman vorweg: das Lauschen auf Schraubengeräusche, das Donnern der Wasserbomben, der ängstliche Blick nach oben, die Lichtlosigkeit in der Stahlröhre, die platzenden Ventile – alles schon da. Ebenso die Eintönigkeit des Bordlebens und „der Alte“, ein Kommandant scheinbar aus Stahl.
Der Roman mag literarisch nicht besonders anspruchsvoll sein, die U-Bootszenen heben ihn heraus. Wäre das das Gespräch mit Kamerad Gerd Heyne in Hamburg nicht gewesen: Teichmann und Heyne reden weinselig über Heynes Schicksal, denn Heynes regimekritischer Vater wurde von der Gestapo abgeholt, Heynes Mutter hatte sich als Halbjüdin das Leben genommen. Dieses Gespräch passt in die Zeit der Veröffentlichung, wo „keiner etwas gewusst“ haben will. Auch Teichmann und Heyne fragen sich, ob die Marineleitung denn wisse, was mit den Juden in Deutschland geschehe. 1944 notabene. Zwar legt Ott hier auch die Antikriegshaltung Tecihmanns dar, der zu den „kleinen Fischen“ gehöre, die von den „großen Haien“ gefressen würden, aber die Bemerkungen über die Gesellschaft in Deutschland haben arg exkulpatorische Züge, die wohl auch nötig waren, wenn sich das Buch an ein Nachkriegspublikum verkaufen sollte, das sich auch nicht für Nazis hielt. Das kostet einen Punkt.
Wolfgang Otts Roman gefällt genauso wie Buchheims „Das Boot“, das literarisch und historisch freilich bedeutender ist.