Rezension zu "Sterben dürfen" von Wolfgang Putz
In seinem vielbeachteten Buch „Über das Sterben“ (C.H.Beck 2011) hat der Palliativmediziner Gian Domenico Borasio vorsichtig und sensibel eines der größten gegenwärtigen Tabus gebrochen, das Schweigen über den eigenen Tod und die Angst, endlich einmal darüber zu reden. Er geht selbst mit gutem Beispiel voran, und behandelt auch die umstrittenen ethischen Themen der Sterbehilfe.
Er beschließt sein Buch mit dem Aufruf zur besseren Zusammenarbeit aller Beteiligten:
"Die Hoffnung auf ein ewiges Leben ist - zumindest hier auf Erden - nicht realisierbar. Aber die Hoffnung auf ein menschenwürdiges Lebensende unter guter Betreuung wird für immer mehr Menschen Realität. Dazu bedarf es der Mitarbeit aller: der Professionellen und der Ehrenamtlichen; der viele verschiedenen Berufsgruppen, der Angehörigen und der Patienten. Dann kann es tatsächlich möglich sein, gute Voraussetzungen für jenes Ziel zu schaffen, das Rainer Maria Rilke unvergleichlich formuliert hat:
'O Herr, gib jedem seinen eignen Tod.
Das Sterben, das aus jenem Leben geht,
darin er Liebe hatte, Sinn und Not.'"
Dass das in der Realität oft nicht geschieht, zeigt das hier vorliegende bewegende Buch von Wolfgang Putz und Elke Gloor. Darin beschreibt Elke Gloor, wie sie mit Hilfe ihres Anwaltes Wolfgang Putz in einem jahrelangen juristischen Kampf erreichte, dass der Bundesgerichtshof ein wichtiges Grundsatzurteil fällte und so der Mutter von Elke Gloor endlich nach langem Leiden ein würdiges Sterben ermöglichte.
Inge Jens, die Ehefrau des seit Jahren demenzkranken berühmten Rhetorikers und Schriftstellers Walter Jens hat vor einigen Wochen eine leidenschaftliche Anklage erhoben gegen die Zustände in deutschen Pflegeheimen (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/pflege/article/803612/inge-jens-staat-geht-demenzkranken-empoerend.html).
Vielleicht kann auch das hier vorliegende persönliche Zeugnis dazu beitragen, dass die Unantastbarkeit der Würde des Menschen nicht an den Schwellen unserer Pflegeheime endet.