Eine gute Kurzgeschichte zu schreiben, ist schwieriger als einen schlechten Roman zu publizieren. Bei einer Kurzgeschichte hat man nur wenige Seiten, in das man alles einpacken muss. Konflikt, Höhepunkt, Glaubwürdigkeit, Atmosphäre, Spannungsbogen und funktionierenden Figuren. Dieser Autor hier kann gar nichts davon.
Es ist eine lieblose Sammlung mit Schrottgeschichten, die so leidenschaftlich geschrieben worden sind, als hätte es ChatGPT höchstpersönlich verfasst.
Die aller erste Geschichte über eine komische Insel schafft es nicht, die notwendige Atmosphäre aufzubauen und besitzt keinen Funken Spannungsbogen. Sobald das Ungeheuer auftaucht, ist es eines dieser 08-15er-Tentakeldinger die nichts anderes tun, als in einem Loch zu harren. Wäre das Buch ein H3nt*i, könnte vielleicht etwas Tentakelaction stattfinden und ich wäre um eine Spur weniger enttäuscht gewesen.
»Sie betonte die letzten Worte einzeln und überdeutlich, denn Arons Gesicht zeigte, dass die Nachricht zwar gesendet, aber nicht angekommen war«
Der Autor beschreibt das hier so, als wäre die Figur ein riesiges Handy. Das ist mit Abstand die unschönste Beschreibung, die ich in diesem Jahr gelesen habe.
Wieso glauben manche Autoren, dass es eine gute Idee ist, ihre schlechten Kurzgeschichten in einen Band zu verfassen und dafür einen Zehner zu verlangen? Im Internet kriegt man gute Kurzgeschichten gratis zu lesen. Ich wünschte, der Autor hätte niemals zu tippen gelernt.
Eine Geschichte nach der anderen ist schrecklich lieblos und manchmal sogar so mechanisch formuliert, dass ich wütend auf den Autor wurde und um meine Zeit getrauert habe, die mir dieses Buch geraubt hat. Ich hätte mich geschämt, so etwas zu veröffentlichen.
Aber das Cover ist cool. Immerhin etwas, oder?