Rezension zu "Ein Weltreich zu erobern" von Mary Renault
Sofern es die Liebesbeziehung zwischen dem jungen Eunuchen Bagoas und Alexander dem Großen tatsächlich gab – was wohl kaum abwegig scheint – ist vielleicht nie jemand dem Welteroberer näher gekommen. Aus dieser Sicht erhalten wir einen sehr intimen Blick auf das von Tollkühnheit, Visionen und Größenwahn geprägte Leben dieser besonders charismatischen Figur unserer Geschichte. Wir erahnen sein großes Ziel, die Verschmelzung von Orient und Okzident, und wir fühlen mit ihm, wenn er tiefsten Weltschmerz erleidet, weil ihm gerade das nicht gelingt, obwohl ihm doch die Welt scheinbar zu Füßen liegt. Die Erzählung führt uns einfühlsam und detailverliebt in die Vergangenheit, wobei auch das persönliche Leid und Glück des jungen Protagonisten nicht zu kurz kommen.