Cover des Buches Unser wildes Blut (ISBN: 9783570163832)
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Rezension zu Unser wildes Blut von Wolfgang Schnellbächer

Make Love, Not War

von _LunaBooks_ vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Insgesamt ist der Roman lesenswert, auch einfach zu lesen und trotzdem eine thematisch anspruchsvolle Lektüre.

Rezension

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_LunaBooks_vor 8 Jahren

Alexander ist Deutscher. Aysel ist Türkin. Sie lieben sich. Doch als Aysels Zwillingsbruder Ilhan es herausfindet, beginnt ein Wettlauf gegen Zeit, Kultur und alte Werte.

Das ist ganz kurz zusammengefasst die Handlung von „Unser wildes Blut“.

Das Buch ist in 4 Abschnitte aufgeteilt: Herbst, Winter, Frühling und Sommer. Erzählt wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus den Perspektiven von Alexander und Ilhan.

Alexander ist 18 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern in München. Er hat eine Cousine namens Emilie und geht auf ein Gymnasium. Alex hat ein eigenes Auto, über seine Vorlieben und Abneigungen erfährt man nicht allzu viel. Ilhan weiß, dass er später eine Muslima heiraten wird, also lebt er sich aus. Frisch aus dem Ruhrgebiet nach München gezogen, freundet er sich in der Schule mit dem Araber Said und seiner Clique an. Sie gehen regelmäßig saufen und Mädels anbaggern. Ilhan fängt etwas mit Emilie an.

Der Leser bekommt zwar keinen genauen Einblick in Aysels Sicht der Dinge, jedoch erfährt man, dass sie ein Kopftuch trägt, ihre Familie liebt und sie gerne malt.

Die Handlung wird in Rückblenden erzählt. Alexanders Perspektive lebt von den Gefühlen zu Aysel, die sehr bildhaft und etwas zu schnulzig beschrieben werden.


„Alles, was ich bin, ist ein verliebter Junge", der vor dir steht und dich bittet, mit ihm zu fliehen.“ (S. 211)


Ilhans Kapitel dagegen sind vor allem von seinen ganzen Selbstzweifeln und Konflikten mit seinem sehr gläubigen Bruder Yasin, der Clique um Said und Emilie bestimmt. Die Passagen, in denen er feiern geht sind etwas zu lang gezogen und drücken immer das Gleiche aus: die Versuchungen.

„Es sind ihr Alkohol, ihre Partys, ihre eigenen Frauen, die sich herausputzen. Jeder normale Mann wird ständig in Versuchung geführt“ (S. 49)


Ich hätte mir persönlich auch ein paar Kapitel aus Aysels Sicht gewünscht, da sie als Charakter interessant, überraschend und vielseitig wirkt. Ihr Konflikt ist auch verzwickter, als die von Alexander und Ilhan. Da die beiden am meisten mit ihr interagieren, ist es vielleicht etwas zu viel, die Geschichte ein drittes Mal zu lesen, mit kleinen Veränderungen.

Die Liebesgeschichte ist authentisch, zärtlich und hat einen wundervollen Hauch Leidenschaft. Vor allem die Küsse der beiden Liebenden bleiben im Gedächtnis.

Allerdings hätte ich mir noch mehr Gespräche zwischen den beiden gewünscht

Zentrales Thema des Romans ist vor allem der Unterschied der beiden „Welten“ Deutschland und dem Islam in Bezug auf Ehre, Beziehungen und Frauen.

Demnach ist die Geschichte aktuell und wirft einige alte Fragen und Vorurteile noch einmal neu auf. Warum dürfen muslimische Männer tun, was sie wollen, aber die Mädchen nicht? Darf ein deutsches Mädchen jedoch ausgenutzt werden, weil es das provoziert? Gelten hierzulande diese alten Werte? Sollte man sich nicht lieber bemühen, einander kennen zu lernen, anstatt zu verurteilen?

Natürlich hat der Roman keine Antwort darauf, doch bringt zum Nachdenken, da beide Seiten gut beleuchtet werden.

Auch die Liebe ist eins der Hauptmotive und wird immer wieder in den Vordergrund gerückt.


„Wenn es etwas Reines gibt, ist es die Liebe.“ (S. 274)


Insgesamt ist der Roman lesenswert, auch einfach zu lesen und trotzdem eine thematisch anspruchsvolle Lektüre, auf die man sich einlassen kann.

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