Das Kompendium ist ein Grund warum ich Bücher liebe. Man kann einfach immer wieder Neues entdecken. Das Genre veröffentlichte Briefwechsel zwischen prominenten Zeitgenossen (meist oder sogar immer bereits das Zeitliche gesegneter Personen) gefällt mir immer mehr.
Hier findet sich der Briefkontakt zwischen dem legendären Verleger Siegfried Unseld und dem Schriftsteller Wolfgang Köppen niedergelegt.
Köppen, dessen Ruhm sich vor allem auf seine drei Nachkriegsromane (Treibhaus, Tauben im Gras, Tod in Rom) gründet, stösst Anfang der 60er Jahre zum Suhrkampverlag. Grosse Romane entstehen allerdings praktisch keine mehr. Unseld drängt ihn immer wieder seine Schreibblockade zu durchbrechen, zeigt sich dabei aber trotz der zweifellosen harten Zwängen der Verlagsbranche als Freund Köppens und dabei beeindruckender Humanist. Köppen, der offenbar sehr unter dem Alkoholismus seiner Frau leidet, versucht alles um Romanvorhaben umzusetzen. Dies gelingt aber praktisch nicht, da er auch zunehmend unter wirtschaftlichen Druck gerät. Und auch dabei erweist sich Unseld als grosser Gönner, da er unvermindert an Köppen glaubt. Nicht zuletzt auch, eher unbeabsichtigt, durch die eindrucksvollen Briefe mit denen der Autor seine Nichtfähigkeit des Schreibens erklärt. Ausserdem entstehen auch einige Reiseberichte, Essays etc. die Köppen immer wieder als grossen Schreiber zeigen.
Ich finde ein ganz grosses Buch einer innigen Verleger-Autoren Beziehung das sich an jeder Stelle spannend, grossartig formuliert, die beiden Protagonisten höchst eindrucksvoll darstellend, liest.
Rezension zu "»Ich bitte um ein Wort...«" von Wolfgang Koeppen