Cover des Buches Blutiges Land (ISBN: 9783734102400)
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Rezension zu Blutiges Land von Wolfgang Thon

Blutiges Land

von Svanvithe vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Gut erzählte Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg mit Intensiven, grausamen, blutigen Szenen und Figuren, die sich dem Schicksal stellen

Rezension

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Svanvithevor 6 Jahren
Im Jahre 1626 geraten drei junge Menschen in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Es sind Valerian von Villesen, Sohn eines Landadligen, und Eik Schmalens, Sohn des Müllers, trotz ihrer Standesunterschiede seit der Kindheit Freunde, die auch zusammen den Kampf mit Degen und Schwertern geübt haben Die anfängliche Jugendfreundschaft hat sich jedoch in den letzten Jahren abgekühlt, und dafür gibt es einen hübschen Grund: Valerians Schwester Augusta, die dritte im Bunde, die Eik in Französisch, Italienisch, Geschichte und Etikette unterrichtete. Dass Augusta überdies Eiks Gefühle zu erwidern scheint, stört Valerian ungemein. Er ist gegen die Verbindung, zumal sie angesichts der unterschiedlichen Herkunft keine Zukunft haben dürfte.

Als der Dreißigjährige Krieg auch vor der Heimat der drei, dem Dorf Bruchhausen und Schloss Villesen, nicht Halt macht, ändert sich im Leben von Valerian, Eik und Augusta alles. Eik verliert seine Mutter und muss darüber hinaus mit anschauen, wie sein Vater von Soldaten der katholischen Liga getötet wird und Valerian daneben steht, ohne einzugreifen und diese Tat zu verhindern. Erschüttert und von eisigem Hass getrieben, schlägt sich Eik auf die Seite der Protestanten, indes Valerian sich den Katholischen zuwendet. So werden aus einstigen Freunden Gegner. Und auch für die Liebe sieht es düster aus: Augusta wird nach Frankreich verheiratet.


Wolfgang Thon erzählt mit „Blutiges Land“ ein Stück bewegender Zeitgeschichte, in der seine Protagonisten – und damit auch die Leser – miterleben können, wie eine Auseinandersetzung um den wahren Glauben und das Machtgefüge die Welt verändert. Es sind aufregende Abenteuer, aber gleichzeitig auch die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, denen sich die Figuren stellen müssen.

Dem Autor gelingt es, dank eines guten Hintergrundwissens der Historie äußerst realitätsnah und mittels intensiv beschriebener, zum Teil grausamer und abscheulicher blutiger Szenen die Gewalttätigkeit und Erbarmungslosigkeit der kriegerischen Konflikte darzustellen. Hierbei erweist sich die offensive Schilderung von Taktik, Angriffen und Kampfhandlungen als vordergründig und unabdingbar, die fiktiven Charaktere agieren gemeinsam mit historischen Persönlichkeiten wie Wallenstein und Tilly, bleiben allerdings stets im Mittelpunkt des Handlung. Es sind vor allem Eik, Valerian und auch Augusta, die am Kreuzweg ihres Lebens stehen, der ihnen eine Zukunft bieten kann oder aber den Tod bringt.

Während Valerian die Position der Katholiken vertritt, findet Eik Rückhalt bei den Protestanten. Beide sehen sich mit den Fragen des Glaubens und damit der Motivation für ihr Handeln konfrontiert, setzen sich mit dem Für und Wider auseinander, ohne dass eine Entscheidung für ein Richtig oder Falsch getroffen wird. Wolfgang Thon ermöglicht es dem Leser außerdem, unmittelbar an der Gedankenwelt seiner Protagonisten teilzuhaben.

Die Ausarbeitung der Art der Freundschaft von Eik und Valerian ist zwar etwas zu kurz geraten, hingegen die Entwicklung zu Männern, die kämpfen lernen, sowie die widersprüchlichen Gefühle der einstigen Freunde sind nachvollziehbar und auf sprachlich hohem Niveau beschrieben. Daneben ist der Handlungsstrang, der Augustas Schicksal beleuchtet, naturgemäß ruhiger erzählt, wenngleich er mit außergewöhnlichem Geschehen aufwartet.

Insgesamt hat Wolfgang Thon seine Figuren mit glaubhaften Wesenszügen ausgestattet. Sie verfügen über Verstand, Courage, Mut, Ehrgeiz und eine Tatkraft, die sie vorwärts treibt und dazu befähigt, ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und ihnen selbst bei Rückschlägen zu folgen. Und trotzdem gibt es Momente, in den sie schwach und eigennützig und damit fehlerhaft sind, Mitmenschen enttäuschen und verletzen.

„Blutiges Land“ zeigt einmal mehr, was Kriege für die Menschen bedeutet und aus ihnen machen kann und wie schwierig es ist, Loyalität und Vertrauen, Freundschaft und Liebe zu bewahren. Aber auch, dass es Hoffnung gibt...
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