Rezension zu "Schnee auf Gottes Händen: Begegnungen mit dem großen Unbekannten" von Wolfgang Vorländer
Windflug"Schnee auf Gottes Händen" ist ein kleines Büchlein in Reclam-Format vom Gütersloher Verlagshaus, 192 Seiten mit kurzen … wie nenne ich es? Szenen vielleicht. Die Prämisse des Buches ist, dass dem Autor, einem evangelischen Pfarrer, immer wieder irgendwo Gott begegnet. Zufällig, in verschiedenen Situationen, und Gott in Breitcordhosen oder im Sportoutfit, je nachdem. Man trifft sich, trinkt einen Kaffee zusammen (den der Autor am Ende oft bezahlt, weil Gott vorher verschwindet), rudert auf einem See oder sitzt auf einer Bank und spricht über dies und das. Und das ist einfach sehr erfrischend und berührend und teils provokativ – Gott ist anders. Und außerdem ist Gott, das sagt er selbst immer wieder deutlich, natürlich eine Imagination des Autors. Aber eben auch nicht. Diese Vorstellung von Gott ist es – so wie jede Vorstellung von Gott immer „durch einen Spiegel in einem dunklen Bild“ ist (1. Korinther 13,12).
Die „Gespräche“, die sich in diesem Büchlein finden, sind vielseitig, humorvoll, oft tiefsinnig und gedankenanregend und immer wunderbar warmherzig. Und für sehr fundamentalistisch Glaubende sicher auch teilweise etwas ketzerisch – Gott hält Tabubrüche zum Beispiel für wichtig, flippt bei der Erwähnung von Kreationisten aus, zitiert muslimische und hinduistische Weisheiten und braucht auch mal jemanden zum Reden, ist eben sehr menschlich …
Für mich ist das alles jedenfalls ein kleines Schatzkästchen geworden. Ich werde das Buch noch sehr oft in die Hand nehmen und aufatmen – vielleicht ist Gott ja wirklich so. Vielleicht ist er ein manchmal verschroben wirkender, weil letztlich unverständlicher, aber dabei unfassbar liebevoller Typ, der mir nah sein möchte und einfach mal auf einen Kaffee vorbeikommt, und dann reden wir ein bisschen.
Vielleicht auch nicht.
Aber dieses Bild tut mir gerade unheimlich gut.
Ein Zitat zum Schluss: "Ich spüre nur eins: In seiner Gegenwart ist es erlaubt und erwünscht, alles zu denken. Ohne Angst und Skrupel. Mit ihm im Gespräch zu sein erscheint mir jetzt als das sofortige Ende aller Ideologie, aller philosophischen Systeme. Das Aus für jede Theologie, die so tut, als kenne sie die Antwort."