Biographie einer Weltmarke
Eine stringente Modellpolitik, die sich erst in den letzten Jahren (aufgrund neuer Trends) breiter differenziert hat („Viertürer“ und „SUV´s“) sowie eine überaus früh ausgeprägte, breite Neigung zum Export haben Porsche als eine der führenden Weltmarken in Bezug auf das Automobil geprägt.
Dabei ist deutlich geworden, auch in den Arbeitsbedingungen im deutschen Werk selbst, dass auch ein „gegen den Strom“ arbeiten (Konzentration auf Kernkompetenz, solider Umgang mit Mitarbeitern, Qualität vor Quantität und manches andere mehr) überaus erfolgreich funktionieren kann.
Doch neben der „strahlenden Seite“ des Sportwagenherstellers und seines „Erfinders und Gründers“, Ferdinand Porsche, stehen in der Firmengeschichte auch „Schattenseiten“ im Raum. Bei denen natürlich die enge Verzahnung mit der Führung des dritten Reiches, aber auch das rasche „Business as usual“ nach dem tiefen, historischen Einschnitt durch das dritte Reich kritischer Anfragen würdig sind, wie auch das „Herausdrängen“ familienexterner Gesellschafter in den Anfangsjahren.
Umfassend liefert diese Biographie dieses differenzierte Bild von den beteiligten Personen (allen voran Ferdinand Porsche), den Strukturen und der Geschichte des Konzerns und der Marke. Wobei die Technik-Freunde im Buch wahrlich nicht zu kurz kommen, dabei aber auch Kübel- und Schwimmwagen, Versuche der Konstruktion von Panzerkampfwagen bis hin (wer weiß das schon auf Anhieb) zur Konstruktion von Landmaschinen ebenso wahrzunehmen haben, wie den „Käfer“ (der auf Ferdinand Porsche zurückgeht, auch wenn er mit dem Hause Porsche im Bewusstsein nicht verbunden ist) oder bahnbrechende Sportwagen (nicht nur der 911er).
Dabei ist die Geschichte der Marke auch gekennzeichnet von einer „Emanzipation vom Übervater“ im Lauf der Nachkriegsjahre und der jüngeren Gegenwart.
Was gerade im Blick auf Ferdinand Porsches Neigung, Kosten in seine Ideen und Pläne zur Konstruktion wenig zu berücksichtigen. Was auch für das Verhalten in einem „unreglementierten Wettbewerbs“ des modernen Wirtschaftens gilt. Für Ferdinand Porsche war das Arbeiten und Konstruieren in den Zeiten des dritten Reiches (einer „Erfolgsgeschichte“ ohne Abstriche) ja bei Weitem eben nicht unreglementiertem Wettbewerb ausgesetzt, sondern fast ein „geschützter Raum“.
„Wir dürfen nicht ausblenden, dass der Unternehmensgründer seine großen technischen Leistungen – an erster Stelle den Volkswagen – unter politisch günstigen Bedingungen erbracht und nie unter Beweis gestellt hat, dass er sich in einem nichtregulierten Wettbewerb durchsetzen konnte“.
Nur so hat wohl die „Beratungsresistenz“, die im Buch sorgsam geschildert wird, nicht bodenlos nachteilige Konsequenzen in den erfolgreichen Aufbaujahren jener Zeit nach sich gezogen.
Der Übergang der Leitung vom „Vater zum Sohn“ in den Jahren nach Kriegsende war daher (im Übrigen nicht unbedingt ohne Weiteres nach dem Willen des Vaters, sondern durch die französische Militärhaft Ferdinand Porsches und einer darin vonstattengehenden „inneren Wandlung“ des „Patriarchen“) der eigentlich entscheidende Schritt für die Etablierung und Bewahrung der Marke Porsche als Weltmarke bis auf den heutigen Tag.
Anregend zu lesen vollzieht die Biographie so vor allem die „Personengeschichte“ der Leitung der Marke nach, bietet im besten Sinne immer wieder Einblicke in die Wirtschaftsgeschichte der jeweiligen Zeit und Zeiten und lässt auch die Technik nicht hinten herunterfallen.
Eine runde Darstellung, die informativ und gut zu lesen eine empfehlenswerte Lektüre darstellt.
Wolfram Pyta
Lebenslauf
Alle Bücher von Wolfram Pyta
Hindenburg
Hitler
Porsche
Gegen Hitler und für die Republik
Dorfgemeinschaft und Parteipolitik 1918-1933
Die Weimarer Republik
Neue Rezensionen zu Wolfram Pyta
Der Lebensweg des bekannten Konstrukteurs und Unternehemensgründers Ferdinand Porsche wird hier eindrucksvoll und spannend dargestellt. Im Gegensatz zu anderen, ähnlichen, Biographien ist dieses hier doch anders, denn ist mehr als eine bloße Faktensammlung von Wissen und Anekdoten, die man auch so schon zu Hauf gehört hat. U.a. Wolfgang Pyta hat sich die Mühe gemacht und in den abgelegensten Winkeln nach (spannenden) Fakten gesucht, z.B. hat er tief im Porschearchiv gewühlt. Glaubt man der Angabe, so hatten die Autoren hier uneingeschränkten Zugang. Das erklärt sicherlich die Beeindruckende Sammlung: Ob nun die Anfänge der Auto Union, Volkswagen, Panzerkonstruktionen oder Landmaschinen, all das ist (war) Porsche. Auch die eher unglückliche Zeit wie der Zweite Weltkrieg und der damit verbundene Neuanfang fanden Einzug. Ebenso wenig wird aber auch die menschliche Seite („Der Übervater“ und die Weiterführung durch den Sohn).
Im Verhältnis zur dicke des Buches gibt es leider recht wenige Fotos. Hier hätte ich mir mehr gewünscht, um alles ein wenig aufzulockern. Ansonsten hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch dank des – für ein Sachbuch – lockeren Schreibstils. Wer sich für die Hintergründe von Porsche, mit allen Facetten, interessiert, ist mit diesem hier gut bedient.
Rezension zu "Hitler" von Wolfram Pyta
Wolfram Pyta, Hitler - Der Künstler als Politiker und Feldherr - eine Herrschaftsanalyse
Am 8. Mai jährt sich das Ende offizielle des Zweiten Weltkriegs das 70. Mal. Das ist aber nicht der Grund, warum Wolfram Pyta, Professor für Neuere Geschichte und der Leiter der Abteilung für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart, seine Monographie über Adolf Hitler publiziert. Vielmehr will er in der "überforschten Person Hitler" eine weitere Facette aufzeigen, "Schneisen durch das Dickicht der Forschung schlagen", wie er selbst im Vorwort sagt. Pyta nutzt für seine Herrschaftsanalyse den Blickwinkel auf die "radikale Anwendung ästhetischer Prinzipien, die Ästhetisierung der Politik" durch den Diktator und die NSDAP.
"Der Künstler als Politiker und Feldherr" wirft einen frischen, unverbrauchten Blick auf die Herrschaft Hitlers und zeigt dabei den Aufstieg des "brotlosen Künstlers" zum allmächtigen Diktator. Pyta zeigt anhand verschiedener Facetten, wie Hitler seine Massengefolgschaft fand. Dem verhinderten Theaterarchitekten und Wagnerianer aus Braunau half dabei vor allem die konsequente Inszenierung seiner politischen Auftritte.
Essentiell war dabei Hitler als Redner, was Pyta im Kapitel "Am Anfang war das Wort: der Redekünstler" schildert. Er streift dabei Hitlers komplette politische Vita: Von dessen Anfängen als Redner in kleinen Sälen und Wirtschaften, in denen Hitler instinktiv die Gesetze der Rethorik beherzigte und mit wenig Gestik seine Stimme als Alleinstellungsmerkmal nutzte, über seine Kriegsreden, de sich meist gegen Winston Churchill richteten, bis hin zu Hitlers Reden über den Volksempfänger, bei denen laut Pyta,"der Funke nicht mehr überspringt". Hitlers Reden seien nicht als reiner Text zu betrachten, wichtig sei nicht unbedingt was er sagte, sondern wie er es sagte, schreibt Pyta.
Sprecherzieher für den Demagogen
Durch Hitlers zahlreiche Reden, gerade im Wahlkampf lief der Diktator laut Pyta Gefahr, "seine Stimme durch die häufigen Auftritte so zu ramponieren, dass ihre Wirkung am Ende eines Redemarathons durch Heiserkeit und Rauheit erheblich eingeschränkt war". Deshalb holte sich Hitler Hilfe, engagierte Sprecherzieher - mit mehr oder weniger Erfolg. Letztlich verlor Hitler, auch durch die gegen Kriegsende immer mehr fehlende öffentliche Präsenz und militärischen Misserfolge auch seine Anziehungskraft als Redner."Hitlers Reden verlieren an Mobilisierungskraft", schreibt Pyta, Hitler habe sich "mit der Rolle des Vorlesers im Radio" abgefunden.
Als ein weiteres Standbein von Hitlers Politik sieht Pyta das "Genie als Charisma-Ergänzung", dem er ein Kapitel widmet, aber auch zum Ende der Monographie auf den "Genieverfall" eingeht. Der Diktator als überhöhte Person, als Genie, wird vor allem durch militärische Erfolge gespeist. Der Geniekult, der auch auf die Architektur und öffentlichen Inszenierungen Einfluss nimmt, verleiht Hitler die nötige Legitimation für seine totalitäre Herrschaft. Denn anders als der Redner Hitler muss das Genie nicht ständig auf- oder vor Augen geführt werden. "Hitler rückte damit in eine Traditionsreihe ein, die durch Bismarck geprägt wurde. Bismarck verkörperte das staatsmännische Genie par excellence. [...] Hitler erwarb sich dieses Prädikat auch bei Menschen, die anfänglich seiner Bewegung skeptisch gegenüberstanden." Doch der Geniekult weicht auf, je näher die Front an Deutschland rückt.Das Stauffenberg-Attentat am 20. Juli 1944 belebt den Kult, die "mirakulöse Erretung des Führers" wird ausgeschlachtet. "So blieb selbst ein Hitler, der kommunikative Abstinenz praktizierte und eine Kette militärischer Niederlagen zu verantworten hatte, bis in seine letzten Monate ein Herrscher, der auf umfassende Gefolgschaftstreue bauen konnte", schreibt Pyta.
Fazit:
Pytas Monographie ist eine wissenschaftliche Abhandlung, will kein Besteller sein. Pyta führt vor Augen, dass der Diktator und militärische Führer Hitler ohne sein für sich reklamiertes Künstlertum nicht zu verstehen sind. Wie schreibt etwa Rainer Volk beim SWR: "Auch wenn die Ausführung Längen hat: Wolfram Pyta überträgt seinen "Überbau" konsequent auf die Untersuchungsfelder Politik und Militär: Der Möchte-Gern-Architekt, der sich zum "größten Festungsbauer aller Zeiten" aufschwingt, der Feldherr, der am Kartentisch sein Gefühl für Raum und Landschaft der Kriegführung überstülpt, Millionenheere bis zum Untergang kommandiert, weil sein Tatgenie Generalstabs-Wissen übertrumpft all das ist intellektuell anregend, wird in der Fachwelt vermutlich heftig analysiert werden und könnte die ewige "Wie-konnte-das-passieren"-Debatte wirklich beleben."
Lesen Sie mehr: http://www.live.mittelbayerische.de/Event/bennis_wuehlkiste
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Wolfram Pyta wurde am 27. Oktober 1960 in Dortmund (Deutschland) geboren.
Community-Statistik
in 17 Bibliotheken
von 1 Leser*innen gefolgt