Wolfram Weimer ist derzeit einer der bekanntesten und meistgelesenen wertkonservativen Publizisten im Land. In seinem hier vorliegenden kleinen Buch, das er „konbservatives Manifest“ nennt, hat er seine Überzeugungen in „zehn Geboten der neuen Bürgerlichkeit“ niedergelegt:
1. Person würdigen
2. Familie lieben
3. Heimat leben
4. Nation ehren
5. Kulturkreis kennen
6. Tradition hegen
7. Recht und Ordnung respektieren
8. Eigentum und Wohlfahrt stärken
9. Tugend pflegen
10. Gott achten
Jedes Kapitel besteht aus zunächst einer Erklärung, was nach Ansicht des Autors einen Konservativen bei dem jeweiligen Thema ausmacht, dem sich eine überzeugende Kritik an dem herrschenden Zeitgeist und seinen Verirrungen anschließt. Hier formuliert er treffend und hat mich durchgängig überzeugt.
Überhaupt ist das Buch eine wahrer Graus für alle Linke und eine ungeheure Zumutung für Rechte, die sich gerne damit brüsten, die alten Werte hochzuhalten, sie aber letztlich verraten.
Das Buch atmet die tiefen Kraftquellen des Konservativen und formuliert einen politischen und ethischen Atlas einer neuen Bürgerlichkeit. Mich hat es überzeugt und sehr angesprochen. Ich wünsche dem Buch nicht nur eine weite Verbreitung, sondern auch eine faire Rezeption in den Medien, die ich bislang vermisst habe.
Wolfram Weimer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Wolfram Weimer
Credo
Das konservative Manifest
Heimspiel
Börsenatlas 2023
Sehnsucht nach Gott
Sehnsucht nach Gott: Warum die Rückkehr der Religion gut für unsere Gesellschaft ist
Geschichte des Geldes
Neue Rezensionen zu Wolfram Weimer
"Kaum ein Horizont der Deutschen reicht weiter zurück als 1933, wir kennen die langen Linien unserer Herkunft nicht, nicht einmal mehr ihre rudimentären Sagen", heißt es weiter (S. 60/61) in diesem "Konservativen Manifest". Wolfram Weimer ist oder war Verleger oder Chefredakteur bekannter deutscher Zeitschriften. Und nein, er hat die Dresdner Rede eines bekannten Thüringer Politikers nicht geschrieben, in der man zu diesem Thema inhaltlich ähnliche Aussagen findet. Insofern zieht sich durch dieses kleine Büchlein auch die Tragik des deutschen Konservatismus, die in seiner ängstlichen Passivität, Gesichtslosigkeit und Uneinigkeit besteht.
Man könnte auch wie im Kommunistischen Manifest von einem Gespenst sprechen, das in Deutschland umgeht. Aber es ist ein anders Gespenst als das des Kommunismus. Man sieht es gelegentlich, aber es macht niemandem wirklich Angst. Dieses Büchlein soll eine "Provokation für Linke und Rechtspopulisten" sein. Das ist komisch, und Weimer merkt das nicht: Ein sich als Konservativer fühlender Autor benutzt einen linken Kampfbegriff, den diese Leute genau für ihn bereithalten werden, falls sie dieses Büchlein tatsächlich lesen sollten und sich provoziert fühlen.
Wenn man sich auch für einen Konservativen hält, dann wird mit Sicherheit alles in diesem Buch recht ähnlich sehen. Eigentlich besteht jedes Kapitel (Person, Familie, Heimat, Nation, Geschichte, Kulturkreis, Ordnung, Eigentum, Tugend, Religion) immer aus erstens einer Erklärung, was und wie Konservative nach Ansicht des Autors denken oder denken sollten, und zweitens aus einer Kritik am dominierenden Geist unserer Zeit. Besonders beim zweiten Punkt trifft der Autor zielsicher ins Schwarze.
Wenn konservativ zu sein, bedeutet, sich an das zu halten, was schon immer galt und von Generation zu Generation an Erziehung, Regeln und Unausgesprochenem weitergegeben wird, dann sind die Menschen mehrheitlich konservativ. Und das ist auch gut so, denn anders würden Gesellschaften zerfallen.
Weimer glaubt, und da ist er auch nicht alleine, dass die Sonne im Abendland langsam untergeht, gerade weil das Konservative verloren geht. Europa beschäftigt sich mit Selbstzweifeln, bricht eigene Traditionen, betet die falschen Götter an und hofft, sich mit kulturfremder Zuwanderung aus seiner Überalterung und Lethargie befreien zu können. Weimers "Konservatives Manifest" will dagegen ein Zeichen setzen, wie es immer so schön heißt. Das allein wird jedoch kaum reichen, zumal es Einigkeit unter den intellektuellen Konservativen noch nie gegeben hat. Sie sind Individualisten, wie Weimer erklärt. Auch wenn sie das auszeichnet, liegt gerade darin der Samen ihres historischen Versagens.
Satire und Fußball sind zwei Dinge, die man sicherlich nicht sofort mit ihm verbindet, wenn man seinen Namen hört. Journalistisch bewegte sich Dr. Wolfram Weimer von jeher in den Themengebieten Wirtschaft und Politik. Über verschiedene freie Tätigkeiten bei Lokalzeitungen und Tageblättern steuerte der heute 47-Jährige über die Zwischenstationen dpa und FAZ recht bald auf die Chefredaktionen der Welt, der Berliner Morgenpost und des Focus zu. 2003 gründete er das Wirtschaftsmagazin Cicero. 2011 legte er den Chefposten beim Focus nieder. 2012 kaufte er eine Reihe von Wirtschaftsmedien, darunter die Börse am Sonntag. Und doch schafft Weimer ohne Probleme und – vielleicht gerade aufgrund seiner Vita – mit viel Polemik den Sprung in den Sport. Den Beweis erbringt er mit seiner “alternativlose[n] Realsatire”, die er passenderweise Heimspiel nannte.
Weimer erzählt die Geschichte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie sie sich hätte 2006, kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land, hätte abspielen können. Völlig unvorbereitet wird die Staatschefin und CDU-Vorsitzende von der Idee der Schwesterpartei CSU überrascht, die deutsche Fußball-Legende Franz Beckenbauer als Kandidaten für den Posten des Bundespräsidenten aufzustellen. Die dadurch los getretene Lawine wälzt sich durch die gesamte politische und mediale Landschaft – mit allen Folgen: Überspitzt und nicht immer mit ganzem Ernst spielt Weimer Szenarien durch, die auf den ersten Blick wie schlecht positionierte Satire wirken, auf den zweiten Blick aber näher an der Realität vorbeischrammen, als einem vielleicht lieb ist.
So unternimmt Merkels Beraterstab alles, um den alternativlosen Kandidaten Beckenbauer als Idee der Kanzlerin zu verkaufen. Die Regierungschefin lernt Begriffe wie Abseits oder Flanke, studiert Fußball-Geschichte bei Günter Netzer und schreckt auch vor schwarz-grünen Koalitionsplänen, Gender-Mainstreaming im Profi-Fußball und sogar einer Exkursion in die Südkurve der Commerzbank-Arena in Frankfurt nicht zurück – ausgerechnet beim Lokalderby gegen Offenbach. Merkel wird Fußball-Kanzlerin und befindet sich auf Augenhöhe mit “Kaiser” Franz Beckenbauer, der nun ihr eigener Wunschkandidat für den Posten des Bundespräsidenten ist. Doch Politik wäre nicht Politik, wenn es hinter den Kulissen ruhig zulaufen würde. Was folgt sind parteiinterne Intrigen, streikende Koalitionspartner, unethische Medienvertreter und eine Opposition, die das Vorhaben Beckenbauer mit allen Mitteln zu verhindern versucht.
“Heimspiel” ist bei aller Polemik sehr unterhaltsam und durch die Limitierung auf 128 Seiten auch äußerst kurzweilig. Weimer tritt als neutraler Erzähler zugunsten des Dialoges komplett in den Hintergrund. Die Bühne gehört dem Thema Fußball, das Weimer geschickt in jede Masche seiner Realsatire strickt: Nicht zufällig scheint die Geschichte in zwei gemütlichen Runden von je 45 Minuten lesbar. Die Lesezeit entspricht damit übrigens exakt der Länge einer langweiligen Partie zwischen dem Hamburger SV und Mainz 05 am 33. Spieltag der Bundesliga (freilich zuzüglich einer 15-minütigen Pause sowie einigen wenigen Minuten Verlängerung). Spannender als die genannte sportliche Begegnung sind auch die Dialoge und Gedankengänge der Protagonisten, die – stark verkürzt – in ihrer Anreihung sehr an die Kommentare früherer Fußball-Live-Berichterstatter erinnern: “Schäfer nach innen geflankt. Kopfball. Abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt. Toooor!” Wieder ein Zufall? Sicher nicht! Falls Sie, Herr Weimer, noch nicht darüber nachgedacht haben: Sportkommentator wäre ein stabiles zweites Standbein!
Fazit: Weimers Realsatire erhebt nicht den Anspruch, große Literatur zu sein. Muss sie auch nicht. Denn für den kurzen Schmunzler zwischendurch lohnt “Heimspiel” allemal. Kurz und knackig erschafft Weimer ein Paralleluniversum der deutschen Politik, die – gerade für politisch Schaffende – zumindest im äußersten Bereich des Möglichen liegt.
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