Rezension zu "Ganz nebenbei" von Woody Allen
Ich gebe zu, dass ich bei dieser Autobiografie ein wenig gezögert habe. Immerhin gab es in der Vergangenheit all die unschönen Gerüchte und Anschuldigungen. Dann beschloss ich, den Memoiren eine Chance zu geben – und wurde nicht enttäuscht. Woody Allen schildert in „Ganz nebenbei“ seinen beruflichen und privaten Werdegang, und das mit genau dieser Prise schwarzem Humor, die man aus seinen Filmen kennt. Mehrmals musste ich bei seinen Anekdoten und Bezeichnungen schmunzeln. Zudem erfuhr ich eine Menge interessante Details über seine Filme und das Filmemachen im Allgemeinen. In Sachen Privatleben nimmt Woody Allen ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Auf seine lakonische Art berichtet er von seiner Kindheit und Jugend, seinen ersten Beziehungen zu meist ziemlich kuriosen Frauen. Schließlich kommt er auf Mia Farrow zu sprechen und schildert den Auf- und Niedergang ihrer Beziehung aus seiner Sicht. Auch auf die Missbrauchsvorwürfe geht er ausführlich ein – und bezeichnet sie als rachsüchtige Aktion seiner psychotischen Ex-Partnerin. Mehrmals weist er daraufhin, dass kein einziges Gericht jemals einen Missbrauch festgestellt, und dass nie etwas dergleichen je stattgefunden hatte. Anhand seiner Schilderungen bin ich geneigt, ihm zu glauben. Dennoch haben diese Anschuldigen einige dunkle Flecken auf seiner ansonsten reinen Weste hinterlassen und diskreditieren auch sein künstlerisches Werk, was mit der ganzen Angelegenheit noch weniger zu tun hat. Wer sich unvoreingenommen mit dem Leben des ehemaligen Witzeschreibers und späteren Dreh- und Theaterautoren beschäftigen möchte, wird von dieser Autobiografie nicht enttäuscht werden.
Die ungekürzte Hörbuchfassung der Biografie geht beinahe 13 Stunden und wird hervorragend von Dietmar Bär vorgetragen. Besser hätte es vermutlich bloß noch Allens Stammsprecher Wolfgang Draeger hinbekommen.