"In der Nacht wacht man von den Blitzen auf.
Alle paar Sekunden wird das Zimmer taghell, doch Donner und Regen bleiben am Horizont, und man denkt, man hat etwas falsch gemacht, weil man verschont wird.
Am Morgen kommt der Schmerz zu spät.
Auf dem Bildschirm die klaffende Wunde, und in der Ferne ein verhaltenes Grollen, wem zuliebe?
Pollenstaub, leuchtend gelb, Wegzehrung auf der Unbeweglichkeitsreise durch das Dunkel.
Wetterleuchten am anderen Ende des Schachts.
Und von draußen die Kuckuckstufe der Raubvögel."
Xaver Bayer neuestes Buch " Poesie" ist ein Mischwesen, irgendwo verankert zwischen Prosa und Lyrik. Fein gesponnen und genau beobachtet sind seine Miniaturen, die meist vom Alltäglichen handeln, z.B. von fünf Tauben, die am Morgenhimmel ein Sternbild nachstellen, vom alten leerstehenden Haus, das ausgeräumt wird, vom Gespräch am Nebentisch im Café ...
Bayers Beobachtungen lassen die Welt für einen Moment still stehen. Es ist wie ein Atemholen, eine Momentaufnahme und beim Ausatmen bewegt sich das Bild in meinem Kopf, das Xavers Text hervorgerufen hat, weiter. Verfasst sind die Texte in lyrischer, bildhafter Sprache.
Wer Lyrik mag und experimenterellere Formen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.