Rezension zu "Aristophania. Band 1" von Xavier Dorison
Märchen beginnen mit "Es war einmal" und sie spielen oft in den Hütten der Armen. "Aristophania" nimmt aber die Armut des neugeborenen 20. Jahrhunderts in Form einer Stahlfabrik. Dort arbeitet Clément, wie sein Sohn im Rückblick erzählt. Der Vater wird ermordet, als er eine alte, noble Dame beschützt, mit der er in einer Art Geheimbund ist. Die Mutter lehnt deren Hilfe ab, und so bleibt den drei Kindern nur ein magischer Würfel, der aber sehr lange nicht gewürfelt wird, um Hilfe zu holen.
Im Hintergrund läuft ein Kampf Gut gegen Böse, obwohl die noble Dame – Aristophania – nie so eindeutig gut ist. Zu viel verheimlicht sie und so sind wir am Ende dieses ersten von vier Bänden nicht so viel schlauer, was diese Hintergründe sind. Trotzdem bin ich der Geschichte sehr gerne gefolgt, weil er nicht nur Exposition, sondern auch einiges an Spannung bietet. Das Kinderensemble ist vielschichtig, schon durch die unterschiedlichen Altersstufen und sie lassen sich von Aristophanias Regeln nicht ins Bockshorn jagen. Die Graphic Novel zeigt die Armut der Arbeiterschaft zu dieser Zeit und auch die berechtigte Wut, die zu Streiks führte – sowie eine Staatsmacht die mit Gewalt dagegen vorging. Leider sind Streikrechte weltweit bedroht, auch in Deutschland werden immer wieder Rufe laut, das Streikrecht einzuschränken. Da ist ein – grafischer – Blick, warum dieses Recht so wichtig ist, umso wichtiger. Die Gewalt wird aber nicht übertrieben dargestellt und so habe ich meinem 12jährigen Sohn, der das Cover total spannend fand, ebenfalls zu lesen gegeben. Er war ebenfalls von der Geschichte angetan und wir möchten beide mit den nächsten Bänden weiterlesen.
Gefallen hat uns beiden auch der Umgang mit den Farben: Die Graphic Novel ist zurückhalten kolloriert, die düsteren Szenen mit Braun- und Blautönen, die fröhlicheren mit Grün und Gelb. Die Natur um Aristophanias Schloss wird so wirklich zu einem Gedicht.
Wir vergeben 4 von 5 Sternen.