Erst mal vorweg: Der Roman ist kein ganz einfacher. Schon allein die chinesischen Namen sind eine Herausforderung für westliche Leser (zum Glück findet sich am Ende des Buchs ein Namenregister).
Wer sich aber für diese Epoche oder China interessiert, dem sei der Roman wärmstens empfohlen. Vorkenntnisse sind nicht nötig, im Gegenteil – der Protagonist versteht auch nicht so recht, wer da wer ist, da passt es, wenn man es ebenfalls nicht versteht.
Ich fand die Geschichte sehr spannend. Ich finde, es macht einen besonderen Reiz aus, dass sie aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird. Und jeder der Blickwinkel ist plausibel durch die Motivation der jeweiligen Figur – es gibt keinen "Schurken", aber auch keinen strahlenden Helden.
Wer sich auf den Roman einlässt, kann damit viel Freude haben.
Ich hatte sie. :-)
Xiao Bai
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Xiao Bai
Die Verschwörung von Shanghai
Neue Rezensionen zu Xiao Bai
Rezension zu "Die Verschwörung von Shanghai" von Xiao Bai
Der aus China stammende Roman Die Verschwörung von Shanghai von Xiao Bai ist ein sehr außergwöhliches Buch, welches man bestimmt nicht mal so nebenbei lesen kann...
Inhalt:
Ein Attentat im Hafen und die bildhübsche Ehefrau an der Seite des Opfers verschwunden. Die Spur führt in die Französische Konzession: 1931 eine zu Reichtum gekommene Enklave Frankreichs mitten in Shanghai, bevölkert von Gangstern, korrupten Polizisten, Revolutionären und Spionen … Xiao Bai spinnt eine meisterhafte Intrige rund um ein verhängnisvolles Begehren, literarisch, spannend, atmosphärisch
An Deck des Ozeandampfers mit Kurs auf Shanghai schießt Hsueh heimlich ein Bild von ihr. Er ist Fotograf, sie wunderschön, nichts weiter. Doch als nach den Schüssen unten am Hafen ihr Gesicht in jeder Zeitung auftaucht und er ihr dann in den Gassen der Französischen Konzession wiederbegegnet, verfällt er ihr hoffnungslos. Um in ihrer Nähe zu sein, wird er Teil eines doppelbödigen Spiels, als Spitzel für die Polizei, Kämpfer für die Revolution und Waffenhändler. Nur Leidenschaft allein hat in der Französischen Konzession noch niemanden vor einer Kugel bewahrt, das weiß er ganz genau …
Die Hauptcharaktere:
Hier kommt ja normalerweise meine Beschreibung, der einzelnen Hauptcharaktere, aber wer nun die größeren Rollen und wer nur die Nebenakteure sind, ist in Die Verschwörung von Shanghai genauso schwer zu sagen, wie etwa das Zahlensystem zu konkretisieren. Wann ist Schluss und gibt es diese eine allerletzte Zahl überhaupt?
Schon im ersten Drittel gibt es so viele Personen, dass man sie ALLE durcheinander bringt und durch die allesamt chinesischen Namen ist das sogar noch schwieriger. (Hier hilft aber das Personenverzeichnis, das man am Ende des Buches findet ein bisschen sich zurecht zu finden.)
Doch verzeiht, wenn ich an dieser Stelle auf die Charakterbeschreibungen verzichte...
Meine Meinung:
Der Roman von Xiao Bai ist in China ein fulminanter Bestseller und ich kann auch durchaus verstehen warum.
Viele habe ich jetzt durch meine obigen Worte vielleicht abgeschreckt, dieses Buch überhaupt in die Hand zu nehmen, aber auf irgendeine Art und Weise lohnt es sich doch...
Natürlich verwirrte mich der Autor mit seinen teils sehr sprunghaften Szenenwechsel und ja, auch ich hatte nicht selten das Gefühl hier die Flinte einfach ins Korn werfen und sagen zu wollen: „Lass mich doch was anderes lesen..“, aber... genauso gab es Abschnitte, bei denen ich wirkich jede einzelne Seite genossen habe und gedacht habe: „Ja ich freu mich. Man gut, dass ich nicht aufgegeben habe.“
Außerdem: Durch seine Kompläxität fordert diese Geschichte, die in Shanghai der 30er Jahre spielt, den Leser regelrecht heraus... er fordert nachzudenken und alles irgendwie für sich ins Reine zu bringen.
Ob man den Roman am Ende verstanden hat und ob man ihn gut oder schlecht findet, dass muss hinterher jeder für sich selbst entscheiden.
Ich für meinen Teil muss aber sagen, dass ich die Gedankengänge von Xiao Bai zwar nicht immer nachvollziehen konnte, aber er mich schlussendlich doch irgendwie gekriegt und faszniert hat...
Mein abschließendes Fazit:
Kompläxität und Verwirrung trifft auf Fazination.
Definitiv ein Roman auf den man sich einlassen muss, um es zu mögen. Ich konnte durchaus verstehen, warum er in China ein Bestseller ist...
Rezension zu "Die Verschwörung von Shanghai" von Xiao Bai
Man muss anfangs erwähnen, dass dieser Roman komplex beginnt. Zum einen liegt es an der Vielzahl der Figuren, und zum anderen an den wechselnden Schauplätzen innerhalb des Plots. Die Geschichte beginnt im Jahr 1931 in Shanghai. In Shanghai agieren Besatzer, die Kommunisten und die Funktionäre der Volksmacht. Im Mittelpunkt steht der Pressefotograf Hsueh, der zum Spielball innerhalb der französischen Konzession – als Polizeispitzel – einer weißrussischen Geschäftsfrau und einer chinesischen Geliebten wird. Wobei anzumerken ist, dass die Weißrussin ebenso Hsuehs Geliebte darstellt. Auslöser der Entwicklungen in dem besagten Jahr ist ein Mordopfer im Hafen von Shanghai. Als Hsueh die Zeitung aufschlägt, stellt er fest, dass er die Witwe des Mordopfers bereits auf dem Schiffsdampfer gesehen hat. Heimlich fotografierte er die Frau. Von ihrer Schönheit vom ersten Augenblick an geblendet, geht er der Frau nach. Es stellt sich heraus, dass sie eine weißrussische Waffenhändlerin mit dem Namen Therese ist. Gleichzeitig ist sie Hsuehs Geliebte, aber nicht nur seine Geliebte. Ihr Zweitname ist Lady Holly. Aufgrund dessen, dass Hsueh bei der Presse arbeitet, bekommt er eher Insiderwissen als andere Bürger Shanghais. Somit wird er von der französischen Polizei indoktriniert, um einerseits hinter den Geschäften von Therese zu kommen, und andererseits gerät er in politische Auseinandersetzungen zwischen der chinesischen Kuomintang – eine revolutionäre Partei – und den Anhängern der Volksmacht. Hsuehs zweite Geliebte ist Leng, die ebenso zwischen die Fronten gerät wegen ihres ersten Ehemanns, der der Volksmacht angehörte. Leng entwickelt sich ebenso als Spielball zwischen den Gruppierungen.
Xiao Bai zeigt einen Teil der asiatischen Geschichte vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, der für die Mehrheit der Leserschaft eher unbekannt ist. Französische Konzession, die Briten, die Volksmacht und die revolutionäre Bewegung im damaligen China bilden diesen komplexen Roman. Hauptprotagonist ist der Pressefotograf Hsueh, um den herum das Geschehen aufgewirbelt wird, weil er sich manches Mal mit den falschen Leuten einlässt. Schutz findet er in der Regel bei der französischen Polizei. Momente der Liebe findet er bei Therese, und Momente der Zweisamkeit sind für kurze Dauer bei Leng. Therese stellt eine dominante und nicht ungefährliche Geschäftsfrau dar. Leng dagegen muss zwischenzeitlich mit ihrem Leben kämpfen. Lengs Mann wurde Opfer von Folter und Demütigungen, die auch Leng noch zu spüren bekommt. Nach der ersten Hälfte des Romans wird die Geschichte verständlicher, und zum Ende hin sogar rasant und spannend erzählt.
Man merkt, dass dieser Roman kein leichter Lesestoff ist, und nicht eben nebenher gelesen werden kann. Entweder liest man den Roman in einem Rutsch, oder setzt Pausen zum Nachdanken und Absacken ein. Mit Fragen und Verwirrungen steht man trotzdem am Ende Nach meiner Erfahrung bietet es sich an, diesen Roman nach einiger Zeit nochmal zu lesen, um die geschichtlichen Hintergründe genauer verstehen zu können. Ohne historische Hintergründe, die in einem Anhang im Buch kurz umschrieben werden, kommt man nicht aus. Begrüßenswert ist auch das Personenregister im Anhang, um die einzelnen Figuren einordnen und verstehen zu können. Hilfreich sind auch die Funktionen der Figuren. Da dieser Roman auf wahre historische Begebenheit beruht, die ebenso nicht leicht zu verstehen sind. Dennoch stellt man fest, dass der Autor sich Mühe gibt, einen unterhaltsamen Roman darzubieten. Fazit: anspruchsvoll, lehrreich und nachdenklich.Gespräche aus der Community
Community-Statistik
in 34 Bibliotheken
auf 6 Merkzettel