Rezension zu "Eine Sprache der Liebe" von Xiaolu Guo
„Eine Sprache der Liebe“ erzählt aus der sehr persönlichen Perspektive einer Ich-Erzählerin über die Herausforderungen einer Immigrantin in London und darüber wie es ist, in einem fremden Land und in einem neuen Leben die Liebe zu finden. Xiaolu Guo hat für diese Thematik einen sehr lyrischen, manchmal wagen und offenen Stil gewählt. Manchmal stehen nur wenige Worte auf einer Seite.
Die Protagonistin ist eine namenlose Chinesin, die im Jahr 2015 kommt. Gerade wurde der Brexit beschlossen. Ihre Eindrücke über Sprache und Kultur werden direkt durch ihre Augen wiedergegeben. Der Text begleitet sie über eine längere Spanne ihres Lebens hinweg und in verschiedenen Phasen ihres Ankommens in England.
Vieles bleibt zwischen den Zeilen. Wörtliche Reden im klassischen Sinne gibt es nicht. Der Partner wird in der zweiten Person angesprochen und so wirkt der Text manchmal ähnlich wie ein Brief oder ein Gedankenmonolog. Eine Konversation, die man vielleicht nur unterbewusst mit jemandem führt oder aber in der eigenen Erinnerung. Es geht viel um die Gegensätze in der Wahrnehmung einer Liebe und eines gemeinsamen Lebens , wenn beide Menschen in sehr unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind. Das Buch handelt auch von den Problemen, die entstehen können und von den Sehnsüchten und Hoffnungen, welche die Betroffenen antreiben. Themen wie Entfremdung und das Wesen von Heimat oder Zuhause werden bearbeitet. Ich habe all diese Gedanken sehr gerne gelesen. Sie werden so künstlerisch verpackt, dass sie ganz zart und leicht wirken. Das Buch vermittelt eine sehr sanfte, warme Atmosphäre. Es ist eine leise Geschichte, keine, die mit Spannung oder Wendungen auftrumpft, aber eine, die mich mit ihrer Klugheit und ihrer sprachlichen Ästhetik überzeugt hat.