Cover des Buches Und alles, was bleibt, ist für dich (ISBN: 9783865550057)
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Rezension zu Und alles, was bleibt, ist für dich von Xu Xing

Rezension zu "Und alles, was bleibt, ist für dich" von null null

von Marcus_Krug vor 12 Jahren

Rezension

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Marcus_Krugvor 12 Jahren
Xu Xing ist Chinese und schreibt über sein Land. Aber Autoren aus China, deren Texte über ihr Land im Westen veröffentlicht werden, sind nicht gleich per Definition „Regimekritiker“ – das nur vorweg. Das vorliegende Buch wurde zuvor in Frankreich verlegt und später dann auch in Deutschland herausgegeben. Dieses Ereignis ist wohl dem Sachverhalt geschuldet, dass die Übersetzerin mit dem Autor befreundet ist, denn an qualitativer Selbstempfehlung kann es meines Erachtens nach nicht gelegen haben. Der Roman, sofern man ihn so bezeichnen möge, gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil widmet sich den Erlebnissen des Autors und seines Freundes Xi Yong während ihrer Rad-Rundreise durch China. Da wird unter anderem berichtet, wie sich die beiden mit „Tod“ und „Vergewaltigung“ ihr Reisegeld verdienen. Im zweiten Teil bricht Xi Yong in den goldenen Westen auf, um im China-Restaurant der „Großtante“ reich zu werden. Allein in Peking lernt der Erzähler einen Typen namens „Gorilla“ kennen, der sich auf die Demontage von Hausantennen spezialisiert hat. Während der Erzähler auf seine Papiere für die Ausreise nach Deutschland wartet, beschließt er kurzerhand mit dem „Vetter“ einer Bekannten nach Tibet zu reisen. Dort betätigt er sich niederwerfend als Pilger. Der dritte Teil des Buches dreht sich um die Geschehnisse in Deutschland, wo Xi Yong mittlerweile „reich“ geworden ist und sich der Erzähler beim Flaschen abpacken verdingt. Und weil die ganzen Geschichten zeitlich so gegen Mitte/Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt sind, darf natürlich ein Trip nach Berlin (sowohl West als auch Ost) nicht fehlen. Nach der kurzen Inhaltsangabe möchte man glauben, dass dieses Buch einen Einblick in das China der Reform-und-Öffnungs-Periode und das Deutschland vor der Wende geben könnte. Weit gefehlt! Das Pulver wird einfach verschossen, weil ausnahmslos alle Geschehnisse um das Selbstmitleid (s.u.) der Protagonisten oszilliert. Auf dem Schutzumschlag tauchen auch Schlagworte wie „Kultautor“ und „witzig-melancholischer Schelmenroman“ auf, wobei anzumerken gilt, dass man die mehr oder weniger belang- und zusammenhanglos aneinander gereihten Episoden nicht als Roman bezeichnen sollte. Romane weisen eine gewisse Konsistenz auf, die dem Buch hier völlig abgeht. Hier hat einer lediglich versucht seine Reisetagebücher zu verwursten und alles motivationslos runter geschrieben, was da so auf dem Notizblock stand. Die gekünstelt launige Sprache ist alles andere als witzig und die Melancholie im Buch beschränkt sich auf den chronisch unbefriedigten Sexualtrieb der Protagonisten und Plattitüden über die schlechte Vergangenheit und die noch schlechtere Zukunft. Einzig ein paar Charaktere jedoch sind hier ganz nett gezeichnet – der „Gorilla“ oder auch der Sinologe „Stirblangsam“. Und so bleibt resümierend über das Buch nur noch zu sagen: „Und alles, was bleibt, ist fast für die Katz“!
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