Cover des Buches Die Sache mit dem Glück (ISBN: 9783257065473)
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Rezension zu Die Sache mit dem Glück von Yael Hedaya

Rezension zu "Die Sache mit dem Glück" von Yael Hedaya

von R-E-R vor 14 Jahren

Rezension

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R-E-Rvor 14 Jahren
Glück und Unglück beginnen mit einem Käsesandwich Mira bringt ihren Mann Matti ins Krankenhaus. Er leidet seit einiger Zeit unter Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindelgefühl und vorübergehender Blindheit. Es ist jedoch nicht der erhoffte Virus, den die Ärzte diagnostizieren. Sondern ein schnell wachsender Tumor im Gehirn. Eine Therapie ist nicht mehr möglich. Mira weint und Matti holt sich erst mal ein Käsesandwich. Während die Krankheit ihren Mann dahinrafft, lässt Mira das Leben mit ihm Revue passieren. Die Ehe auf der von Anfang an der Schatten seiner großen Liebe lag. Matti lernt Alona kennen, als diese 15 Jahre alt ist und seit zwei Jahren den Gedanken wälzt sich “herzuschenken”, weil sie sich in diesen Begriff verliebt hat. Matti verliebt sich ebenfalls, isst aber erst noch sein Käsesandwich auf, bevor er sie anspricht. Noch am selben Tag beginnen die beiden eine Affäre. Mira lernt Matti kennen, als dieser bereits ein gebrochener Mann ist, weil Alona die Beziehung beendet hat. Mira weiß von Anfang an von dieser großen Liebe. Aber sie ist verzweifelt genug, dieses Häufchen Elend von einem Mann in ihr Leben zu lassen. Er weckt den mütterlichen Instinkt in ihr. Yael Hedaya erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Mira und Alona. Klar, einfach und stringent. Alona ist die Kindfrau mit Angst vor der eigenen Courage. Der Sex mit Matti und seine vereinnahmende Liebe empfindet sie schon bald als Käfig. Matti verhilft ihr nicht etwa zum Aufbruch ins Erwachsenwerden. Durch seine kindische Eifersucht hat Alona das Gefühl selber wieder Rückschritte in Richtung Kindheit zu gehen. Mira ist die liebe, praktische Ehefrau. Die ihrem Mann eine Zuflucht bietet. Die schweigend darüber hinwegsieht, das ihr Mann nur noch eine leere Hülle ist. Matti ist Mittel zum Zweck. Endlich ein Lebensgefährte, auch wenn es nur der “Kinderschänder” ist. Eigene Kinder und eine vorzeigbare Existenz. Dafür pflegt sie ihren Mann zu Hause aufopferungsvoll, bis ein Platz im Sterbehospiz frei wird. Am Ende treffen sich Mira und Alona vor Mattis Zimmer im Hospiz. Aus den parallel verlaufenden Erzählsträngen wird ein Dialog zwischen den Frauen. Die Ängste der einen fließen in das Mitleid der anderen über. Die Gedanken pendeln wie an einem Faden von einer Seite zur anderen. Die Frauen verstehen sich, trösten sich, weinen gemeinsam. Sie haben beide einmal den selben Mann geliebt. Einen schwachen Mann. Einen Mann ohne Kontur. Einen Mann der erst sein Käsesandwich aufisst. Egal ob er gerade seiner Traumfrau begegnet ist oder dem Tod.
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