Yael Inokai

 3,9 Sterne bei 80 Bewertungen
Autor*in von Ein simpler Eingriff, Ein simpler Eingriff und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Yael Inokai (vormals Pieren) wurde 1989 als Tochter einer Deutschen und eines Ungarn in Basel geboren. Philosophiestudium in Basel und Wien; seit 2014 Studiengang Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, Berlin. Tätigkeit als Fremdenführerin. Publikationen in verschiedenen Literaturzeitschriften sowie auf *Zeit online*. Aufenthaltsstipendium Literarisches Colloquium Berlin, Hildesheimer Stadtschreiberin für *Bella Triste*. Nach ihrem viel beachteten Debüt *Storchenbiss* (2012) legt sie nun mit *Mahlstrom* ihren zweiten Roman vor.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783312013265)

Ein simpler Eingriff

 (1)
Neu erschienen am 20.02.2024 als Taschenbuch bei Nagel & Kimche.

Alle Bücher von Yael Inokai

Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783446272316)

Ein simpler Eingriff

 (59)
Erschienen am 14.02.2022
Cover des Buches Mahlstrom (ISBN: 9783858697608)

Mahlstrom

 (4)
Erschienen am 01.04.2022
Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783312013265)

Ein simpler Eingriff

 (1)
Erschienen am 20.02.2024
Cover des Buches Storchenbiss (ISBN: 9783858694942)

Storchenbiss

 (0)
Erschienen am 15.08.2012
Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783941009929)

Ein simpler Eingriff

 (16)
Erschienen am 14.02.2022

Neue Rezensionen zu Yael Inokai

Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783446272316)
Wolf-Macbeths avatar

Rezension zu "Ein simpler Eingriff" von Yael Inokai

Zwischen Liebe und Ethik
Wolf-Macbethvor 2 Monaten

In "Ein simpler Eingriff" von Yael Inokai beeindruckt mich besonders die gefühlvolle und einladende Sprache. Der erste Abschnitt taucht tief in Merets Welt als engagierte Krankenschwester ein. Ihr Stolz auf die Klinik als Zuhause und die Identität in ihrer Uniform sind greifbar. Die Einführung eines neuen Verfahrens bringt jedoch Herausforderungen mit sich, die Merets wachsende Zweifel an der Methode hervorheben.

Im zweiten Abschnitt verschmilzt die Geschichte mit Merets romantischer Seite, als sie sich in ihre Zimmernachbarin verliebt. Der ruhige, träumerische Stil zieht den Leser*in diese Liebe hinein. Der dritte Teil vertieft das Erleben, indem er alle drei Figuren miteinbezieht und das Misstrauen gegenüber modernen medizinischen Eingriffen beleuchtet. Hier wird deutlich, wie die Autorin das Dilemma des Versprechens der modernen Medizin einfühlsam darstellt.

Persönlich fesselt mich die intensive Verbundenheit mit den Figuren. Der einzige Wermutstropfen ist die vermeintliche Kürze des Romans. Ich kann "Ein simpler Eingriff" uneingeschränkt empfehlen, da der herzliche Schreibstil und die tiefen Einblicke in Merets Welt ein einzigartiges Leseerlebnis schaffen.

Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783446272316)
J

Rezension zu "Ein simpler Eingriff" von Yael Inokai

Ein simpler Eingriff
Janewayvor 6 Monaten

Yael Inokai erzählt im Roman «Ein simpler Eingriff» über eine Gesellschaft, in der Frauen, die aus der gewünschten Norm ausbrechen, per medizinische Eingriffe «geheilt» werden sollen. Die Geschichte wird aus der Perspektive der Krankenschwester Meret erzählt, deren Hauptaufgabe es ist, diese «simplen Eingriffe» zu begleiten.

Das Buch ist in drei Teile geteilt, die die Namen der drei Hauptpersonen tragen. Der erste Teil beschreibt Merets Routine als Krankenschwester. Die Klinik fungiert als in sich geschlossenes System, in welchem sich Meret bewegt: Sie verbringt ihre Tage zwischen dem Schwesternhaus und der Klinik und hat – ausser durch ihre Patientinnen – kaum Kontakte zur Aussenwelt. Die Hierarchien in diesem System sind klar: Die männlichen Ärzte auf der obersten Stufe, gefolgt von den älteren Schwestern, die die jüngeren Schwestern – ausschliesslich Frauen – ausbilden. Solange sich Meret an die Regeln und Gepflogenheiten der Klinik hält, verläuft ihr Alltag in sehr geordneten Bahnen und sie hat nichts zu befürchten. Ihr Unterbewusstsein gibt ihr zwar durch regelmässige Übelkeit zu verstehen, dass da vielleicht mehr ist, als sie sehen möchte, dass die Klinik vielleicht nicht nur Gutes tut, aber Meret hat ihre eigenen Methoden gelernt, um diese Zweifel zu ignorieren und sogar aktiv zu bekämpfen. Sie stützt sich ganz auf die Hoffnung, dass ihre Arbeit richtig und wichtig ist und dass sie damit Menschenleben zum Guten verändern kann. Als Marianne, eine Tochter aus reichem Hause, wegen jähzornigem Verhalten dem Eingriff unterzogen werden soll, begleitet Meret sie durch die Vorbereitungen. Zu ihr fühlt sie sich verbundener als zu anderen Patientinnen und es fällt ihr immer schwerer, ihre Bedenken zu ignorieren.

Der zweite Teil erzählt von den Anfängen der zarten Liebesgeschichte zwischen Meret und ihrer Zimmernachbarin Sarah, zeitlich vor dem ersten Teil angesiedelt. Sarah ist kritischer als Meret und durch sie beginnt auch Meret zu zweifeln und ihre Arbeit zu hinterfragen.

Der dritte Teil beginnt mit dem Eingriff an Marianne. Dieser verläuft nicht wie geplant und lässt die vorher körperlich kerngesunde Marianne schwerstbehindert zurück. Dies lässt Meret endgültig an der Wirksamkeit der Methode zweifeln. Dadurch, dass sie auch vor Angehörigen einer Patientin den Eingriff in Frage stellt, stellt sie sich selber gegen das System und bringt sich somit in Gefahr. Sofort wird auch ihr ein Eingriff ans Herz gelegt…

Die Geschichte lässt sich weder zeitlich noch örtlich einordnen. Sie könnte in der Mitte des 20. Jahrhunderts spielen – zu Zeiten, als tatsächlich zum ersten Mal mit Hirnchirurgie experimentiert wurde – oder in einer dystopischen Zukunft. Wir lernen sehr wenig über die Gesellschaft ausserhalb des Kliniksystems, in welchem sich Meret bewegt. Hin und wieder werden vage Aussagen gemacht, die nahelegen, dass der Eingriff genutzt wird, um Menschen – in erster Linie Frauen – die nicht in das vorherrschende (patriarchalische) System passen, zum «funktionieren» zu bringen. Vieles bleibt aber ungesagt und im Dunkeln. Dieses vage macht für mich eine der Stärken des Buches aus. Dadurch, dass man es eben nicht genau zuordnen kann, können die Aussagen des Buches sehr breit interpretiert werden. Für mich persönlich hat die Geschichte, trotz ihrem historisch anmutenden Setting, auch Fragen zu unserer modernen Leistungsgesellschaft aufgeworfen, in welcher es auch immer mehr Nachteile mit sich zieht, wenn man von der Norm abweicht.

Die Geschichte ist durch ihre drei Teile sehr abwechslungsreich und spannend und liest sich sehr flüssig. Dadurch, dass vieles ungesagt bleibt, bildet sich eine beklemmende, düstere Atmosphäre, die die Autorin bis zum Schluss aufrechterhalten kann. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Cover des Buches Ein simpler Eingriff (ISBN: 9783446272316)
Nosimis avatar

Rezension zu "Ein simpler Eingriff" von Yael Inokai

Kann der „weiblichen Wahnsinn“ operativ entfernt werden?
Nosimivor einem Jahr

Der Begriff Hysterie stammt von griechischen Wort für Gebärmutter „hystera“, da man früher glaubte, dass die Symptome der Überspanntheit, Stimmungslabilität und emtionaler Ausbrüche eine Erkrankung der Frauen war, die keine oder länger keine Kinder geboren haben. Somit wurde die Hysterie als rein weibliches Leiden deklariert, das behandelt werden muss. Am besten mittels „eines kleinen Eingriffs“.

Die Geschichte wird als Ich-Erzählung aus der Sicht Merets, einer jungen Krankenschwester erzählt, die in ihrer Klinik mit Menschen, überwiegend Frauen arbeitet, die sich aufgrund einer psychischen Störung einem operativen Eingriff unterziehen müssen. Dieser relativ neue Eingriff ist notwendig, da ihr psychisches Verhalten auffällig ist und nicht der gewünschten, gesellschaftlichen Norm entspricht. Sehr einfühlsam lernt man zunächst Meret und ihr Leben, das fast überwiegend von Arbeit bestimmt und geprägt ist, kennen. In Rückblenden wird von Merets Familie erzählt, die der Grund dafür sind, warum sich Meret in der strengen Hierarchie des Krankenhauses wohl fühlt. Denn einst waren es die Stimmungsschwankungen und gewalttätigen Wutanfälle des Vaters, die das Familienleben bestimmten und die Familie – mit Ausnahme ihrer Schwester Bibiana – stoisch erträgt.

Meret geht auf in ihrem Beruf und schafft es durch ihr persönliches Interesse und Engagement die Aufmerksamkeit des Chefarztes zu erregen, der ihr fortan wichtigere Aufgaben anvertraut und ihr lästige Pflichten abnimmt. Meret wird seine Assistenz, sie ist während der Eingriffe an den wachen Patienten mit im OP und sorgt für Ablenkung der Patienten und Steuerung des Arztes durch das richtige Areal des Gehirns. Sie ist motiviert und von der Notwendigkeit der Eingriffe überzeugt, die den Patienten danach ein gesellschaftlich integriertes Leben ermöglichen.

Im Verlauf baut Merle ein engeres Verhältnis zu ihrer Patientin Marianne Ellerbach auf, einer Tochter aus gutem Haus, die aufgrund von nur sehr grob skizzierten Aggressionsproblemen ebenfalls operativ behandelt werden soll. Doch Marianne macht sich Sorgen, bei dem Eingriff einen Teil ihrer Persönlichkeit zu verlieren. Als dann auch ausgerechnet ihr Eingriff Komplikationen nach sich zieht, kommen Meret zunehmend Zweifel am Verfahren.

Im Laufe der Geschichte verliebt sich Meret in ihre neue Zimmerkollegin Sarah, die mit ihr das Zimmer im Schwesternwohnheim teilt. Hier erlebt sie nicht nur erstmals eine befreiende, wenn auch streng geheim zu haltende Liebe, sie lernt auch eine völlig andere Sichtweise auf ihre Tätigkeit kennen und beginnt über ihre Leben und ihren Beruf nachzudenken. Denn Sarah macht ihr klar, dass ihre Liebe ebenso krankhaft gewertet werden würde, wie die hysterischen Symptome der Patienten.

In diesem Roman geht es immer wieder um Frauen und Rollenbilder. Solange Frauen der gesellschaftlichen Norm entsprechen ist alles gut. Eine Frau, die ein anderes, nicht angepasstes und gesellschaftlich erwünschtes Verhalten an den Tag legt wird pathologisiert und muss behandelt werden. Meret wünscht sich zunächst Stabilität und Normalität, ihre aufsässige, wilde und selbstbestimmte Schwester, die mit den Wutanfällen des Vaters spielt, stört sie. Sie wünscht sich Bibiana angepasster. Erst als Meret durch die Liebe zu Sarah und den Kontakt zu Marianne erkennt, dass es das Selbst ist, das man aufgeben muss, um der sozialen Norm zu entsprechen, beginnt sich Widerstand in ihr zu regen.

Die Geschichte spielt im eigenen Kosmos, dem Krankenhaus und dem Schwesternwohnheim, in dem Meret und Sarah leben. Durch das kammerspielartige werden die engen Grenzen, in denen sich die Frauen bewegen deutlich wieder gespiegelt. Beklemmend und intensiv liest sich das Buh, das in drei Abschnitte geteilt ist, überschrieben mit den Namen der Protagonisten Meret, Sarah und Marianne. Ich habe es sehr intensiv empfunden, sprachlich auf den Punkt ohne viel Dekoration. Vieles bleibt im Nebel, wie z.B. Ort und Zeit der Handlung, sowie genaue Abläufe im Krankenhaus.

Die Liebesgeschichte zwischen Meret und Sarah nimmt einen großen Teil der Handlung ein, was ich mir etwas kürzer gewünscht hätte und dafür mehr Reflexionen, die Meret nach den ersten Auseinandersetzungen mit Sarah hat.
 Und auch wenn mir das Buch insgesamt gut gefallen hat, hätte ich gerne noch etwas mehr Details gehabt und weniger Fragmente.

Nichts desto trotz ist das Buch im Hinblick auf Themen wie selbstbestimmtes Leben, Emanzipation, Identität und Sexualität sehr aktuell und definitiv lesenswert!

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