Schon in seinem ersten Buch zeigte Yann Martel sein wunderbares Vertrauen in die Kraft des Erzählens. Wenn eine seiner Figuren mit seinem an Aids erkrankten Freund die Geschichte der Familie Roccamatio aus Helsinki erfindet, um ihn am Leben zu halten, weiß er, Erzählen heißt Atmen. Oder wenn der Vietman-Veteran und Büroreinigungsfachmann ein Konzert für Streicher schreibt, um seiner 'dissonanten Violine' einen Heldenpart zu geben, erzählt er gleichzeitig davon, wie seine Geige die Tage im Krieg erträglich gemacht haben. Immer geht es in den Geschichten um den schmalen Spalt des Möglichen, den nur ein Erzähler entdeckt, um die zarte Farbe der Humanität.
Der Band erschien 1994 im Verlag Volk und Welt unter dem Titel 'Aller Irrsinn dieses Seins'. Für die Neuübersetzung hat Yann Martel die Texte überarbeitet.

Die Hintergründe zu den Helsinki-Roccamatios
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Eine Kurzgeschichtensammlung
Bibliomania
22. April 2015 um 23:00Bisher habe ich nur alle Bücher von Yann Martel gelesen, wobei "Schiffbruch mit Tiger" mein absolutes Highlight war. Großartig! Eigentlich hatte ich mich mit den Stories auch eher vergriffen, hab es dann aber doch noch einmal probiert. Vier Kurzgeschichten, die an und für sich ziemlich eindrucksvoll waren: Ein an AIDS erkrankter Freund, ein zu Tode Verurteilter, der die gleiche Szene immer anders gestalten könnte, eine dissonante Violine und eine Spiegelmaschine. Jede Geschichte geht irgendwie unter die Haut, auf ihre eigene Weise. Und doch finde ich einfach nicht den richtigen Zugang zu Kurzgeschichten.