Cover des Buches Schiffbruch mit Tiger (ISBN: 9783596196982)
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Rezension zu Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel

Eine Allegorie von Religion und Natur

von CocuriRuby vor 8 Jahren

Rezension

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CocuriRubyvor 8 Jahren

Besonderer Schreibstil, mit sehr stimmungsvollen und gedankenbeladenen Sätzen.

Häufig erkennt man nicht auf den ersten Blick, was das Buch einem wirklich sagen will – so liest man zu Beginn ziemlich viel über Tiere aus dem Zoo und dessen Verhaltensstrukturen. Erst auf dem zweiten Blick zeichnet sich eine allgemeingültige natürliche (menschliche (Gesellschafts-))Struktur ab oder, dass Angst wie ein Raubtier ist.

Natürlich geht es auch viel um Religion (Hinduismus, Christentum und Islam) – oder genauer gesagt um Gott. Der Autor verspricht schließlich eine Geschichte, die einem den Glauben an Gott wieder gibt.

Dabei werden die Religionen besonders dargestellt – mit ehrlichen Augen. Ich denke, dass jeder daraus etwas für sich ziehen kann, egal welcher Religion er angehört oder auch nicht an Gott glaubt.

Ich habe für mich z.B. daraus gezogen, dass der Glaube an Gott eine vielseitig beschriebene Geschichte ist, aber eben genau das: Fantasie – eine Geschichte, wenn auch gut erzählt.

Das Buch ist dabei sehr allegorisch und zeigt die Verbindung (oder eben genau die Unverbindlichkeit) der Weltreligionen und der harten Grundordnung der Natur.

Ab und an wird die Geschichte von Kapiteln unterbrochen, die das Geschehen des fiktiven Autors beschreibt, wie er Pi wahrnimmt und was er beobachtet, während oder bevor Pi ihm seine Geschichte erzählt. Das finde ich sehr schön gemacht, weil der Schriftsteller erst mal der Geschichte lauscht und der Leser erst mal anfängt zu lesen. Als würde man sich auf gleicher Ebene bewegen.

Und natürlich wirkt es so echter – man könnte meinen, dass das ein echter Bericht ist und die Geschichte tatsächlich wahr – was sie nicht ist.

Die Geschichte selbst ist natürlich sehr außergewöhnlich. Ich mag die ganzen Metaphern und Andeutungen, die sich fast überall finden (z.B. in dem Namen des Schiffes welches gesunken ist „Tsimtsum“.

Es werden z.T. traumhaft schöne Bilder mit Worten gezeichnet – aber auch Grausamkeiten aufgeführt.

Was für mich tatsächlich negativ mitschwingt ist, dass die drei Säulen dieser Geschichte nicht neu sind. Nämlich der Schiffbruch und der Tiger und Name „Richard Parker“, die Art der zwei Geschichten oder zwei Varianten und die Insel.

Außerdem zieht sich die Geschichte ab einen gewissen Punkt doch ziemlich. Mir ist klar, dass das auch einen symbolischen Charakter hat für die lange Zeit auf See – trotzdem hat es sich gezogen.

Fazit

Das Buch ist wirklich herausragend und so oder so, ist es eine verdammt gut erzählte Geschichte, die viele Ebenen hat und wo man viel entdecken kann, sowohl in als auch zwischen den Zeilen.
Schade fand ich allerdings, dass es sich doch etwas zieht.

Trotzdem kann ich dieses Buch jeden ans Herz legen.

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