Rezension zu "Sündhafte Begierde der Verdammnis I" von Yara Nacht
Sündhafte Begierde der Verdammnis
Teil 1
„Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht Unkeuschheit treiben.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten …
… Fleisch und Blut.“
Die ersten vier Zeilen des Klappentextes von Frau Yara Nachts Roman verweisen unmissverständlich auf den Inhalt. Dies ist ein Vampirroman.
„Sündhafte Begierde der Verdammnis“
Ein ziemlich unheilschwangerer Titel, wenn ihr mich fragt. Dennoch klug gewählt. „Sündhaft“ „Begierde“ und „Verdammnis“ sind durchaus einprägsame Worte.
Mein erster Eindruck: Rein optisch macht das 156 Seiten starke Schätzchen schon was her. Der junge Mann auf dem Cover sieht sehr ansprechend aus, Hintergrund und Schrifttyp des Titels verweisen wieder eindeutig auf das Genre. Das Einzige, was mich hier so richtig stört, ist die Farbe des Titels. Rot ist wirklich eine schwierig zu lesende Farbe. Allerdings muss ich gestehen, mir fällt spontan keine Alternative ein. Demnach ist es wohl gut so, wie es ist.
Auch die Kapitelüberschriften sind schön gestaltet, sowohl durch Grafik als auch durch eine filigrane Initiale.
Ich habe den Roman um den Kaplan Valentin und den Vampir Bastian in einem Stück geradezu verschlungen.
Die Geschichte beginnt sofort mit der Frage: „Was passiert denn da so Besorgniserregendes, dass die Dorfbewohner bei Einbruch der Dunkelheit die Bordsteine hochklappen?“ Frau Nacht bringt den Leser sofort in die Geschichte, ohne langweiliges Geplänkel. Und bereits im ersten Kapitel begegnen sich die beiden Protagonisten. Und das auf eine derart prickelnde Art und Weise, dass man dieses Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Man erliegt dem Charme von Bastian innerhalb Sekunden und kann sich, wie Valentin, seinem Bann nicht mehr entziehen.
Über den Inhalt möchte ich keine großen Worte verlieren. Der Roman ist mit 156 Seiten, für meine Begriffe, zu kurz, um hier intensiv auf den Handlungsverlauf einzugehen, ohne dabei künftigen Lesern die Freude zu rauben.
Was ich sagen möchte, ist, dass in Sündhafte Begierde der Verdammnis kein überflüssiger Handlungsverlauf zu finden ist. Die Geschichte wirkt absolut durchdacht, wirft natürlich das eine oder andere Rätsel auf und besitzt eine nahezu betörende Erotik. Die Charaktere sind echt und nicht stereotyp. Man kann sie beim Lesen vor sich sehen. Ebenso die einzelnen Orte der Handlung. Ein wahres Lesevergnügen.
Einzig eine Szene rief in mir blankes Entsetzen hervor.
ACHTUNG: SPOILER
Bemerkt Valentin doch im Haus von Rose-Ann etwas Rundes, unter einem weißen Tuch. Mein Gedanke: „Die Autorin wird doch wohl nicht …“
Wenige Zeilen später dann der Schock: Oh doch! Sie hat tatsächlich eine Kristallkugel in die Geschichte gebracht.
In diesem Moment klappte ich das Buch zu und musste unweigerlich an Professor Trelawney aus Harry Potter denken.
Allerdings konnte ich mich Bastian und Valentin nicht einmal für fünf Minuten entziehen und nahm das Buch wieder zur Hand. Und ich bereute es keine Sekunde.
Für mich als Leser war es eine Freude mit anzusehen, wie der anfangs völlig in sich gekehrte und verschüchterte Valentin sich wandelt und zusehend reift. Da es sich hierbei um den ersten Teil der Serie handelt, hoffe ich natürlich, dass Valentin dieser Privatsphäre missachtenden Pfarrköchin und gewissen anderen zwielichtigen Figuren noch entsprechend gegenübertreten wird.
In einer Rezension, die mich tatsächlich dazu veranlasst hatte, diesen Roman zu kaufen, wird erwähnt, dass der Roman in einem Zeitloch hängen geblieben zu sein scheint. Diesen Eindruck hatte ich beim Lesen tatsächlich auch. Sprachlich habe ich mich sofort in die Arbeit von Yara Nacht verliebt. Die von ihr gewählten Worte besitzen eine mystische Schwerelosigkeit, die sich flüssig lesen lassen und dem Genre absolut gerecht werden. Dennoch verwendet sie die eine oder andere Formulierung, die an der Zeit der Handlung zweifeln lassen. Wären da keine Begriffe wie Laptop oder Jeans, könnte der Roman gut in einem anderen Jahrhundert spielen.
Dieser vermaledeite Cliffhanger zum Ende des Buches ist ein absolutes No-Go für mich!
Wie kann die Autorin mich hier so quälen?
Bleibt mir als Fazit zu sagen: Sündhafte Begierde der Verdammnis von Yara Nacht ist ein hinreißend homoerotischer Vampirroman, der in seiner düsteren Romantik schmachtende Gefühle weckt und mir ganz unmissverständlich klar macht:
Yara Nacht ist die österreichische Anne Rice!