Yara Nakahanda Monteiro

 3,5 Sterne bei 11 Bewertungen

Lebenslauf

Yara Nakahanda Monteiro ist Künstlerin, Autorin und: Enkelin der Unabhängigkeit. Sie wurde 1979 in der Provinz Huambo, Angola, geboren, wuchs in Nordportugal auf und fing früh damit an, leere Seiten mit Worten zu füllen. Nach zahlreichen Zwischenstopps in Luanda, London, Kopenhagen und Rio de Janeiro lebt die Autorin heute im Alentejo. Sie hat einen Abschluss in Human Resources. Monteiros Sprache ist eindrücklich, klar, intensiv. In ihrem Text zeichnet sie Bilder, die fern und nah zugleich scheinen, die bewegen und Perspektiven eröffnen. Die Übersetzung ihres Romans „Schwerkraft der Tränen“ (Haymon 2022) lässt uns eine neue Seite an uns selbst entdecken. Im August 2024 erscheint mit „Herz. Rhythmus. Störungen“ ihr erster Lyrikband auf Deutsch, der zahlreiche Fotografien der Autorin enthält.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Yara Nakahanda Monteiro

Cover des Buches Schwerkraft der Tränen (ISBN: 9783709981535)

Schwerkraft der Tränen

(11)
Erschienen am 03.03.2022
Cover des Buches Herz. Rhythmus. Störungen (ISBN: 9783709982136)

Herz. Rhythmus. Störungen

(0)
Erschienen am 20.08.2024

Neue Rezensionen zu Yara Nakahanda Monteiro

Cover des Buches Schwerkraft der Tränen (ISBN: 9783709981535)
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Rezension zu "Schwerkraft der Tränen" von Yara Nakahanda Monteiro

Loly
Narben der Vergangenheit

Vitória Queiroz de Fonseca hat kaum Erinnerungen an ihre Mutter. Diese hatte Vitória bei ihren Großeltern zurückgelassen um in einem Krieg für ihr Land zu kämpfen. Die mittlerweile erwachsene Vitória weiß nicht genau wer sie ist, noch wer sie sein möchte, deswegen begibt sie sich nach Luanda um ihre Mutter und sich selbst zu finden. Ihre Reise gestaltet sich jedoch anders als sie erwartet hatte und sie verbringt einige Monate in einem fremden Land, welches früher ihre Heimat war. 


Der Titel und das Cover haben mich besonders an diesem Buch gereizt. Wie Portugal mit Angola zusammenhängen sollte, hat mich neugierig gemacht und auch der thematische Aspekt des Verlassen-Werdens interessierte mich. Wie viele andere auch, kenne ich dieses Gefühl und wollte unbedingt wissen, wie Yara Nakahanda Monteiro die damit verbundenen Emotionen beschreibt.

Die ersten 20 Seiten stellten ein komplettes Chaos dar. Ich wusste nicht wo vorne und wo hinten ist. Grundsätzlich wurde in die Handlung eingeführt, doch nebenbei gab es viele Rückblicke und Gedankenströme, die mich wieder den roten Faden verlieren ließen.

Der Schreibstil ist ein wenig anspruchsvoller und reichlich geschmückt mit eindrucksvollen Worten und Gedanken. Sobald Vitória bei Romena und dessen Familie angekommen war, löste sich langsam der Knoten und ich konnte in die Geschichte einsteigen.

Vitória ist eine faszinierende Protagonistin. Zu Beginn habe ich sie etwas belächelt, sie kam mir naiv und unbeholfen vor, doch ihre charakterliche Entwicklung im Fortgang der Handlung hat mir gefallen. Sie ist selbstbewusster geworden und auch selbstbestimmender. Sie wirkte auf mich nicht mehr wie ein kleines Mädchen ohne Mutter, sondern wie eine erwachsene Frau, die mit vergangenen Ereignissen umzugehen weiß. Die Nebencharaktere haben ihr bei dieser Entwicklung geholfen, taten dies aber eher unterschwellig, damit es Vitória und auch der Leser/ die Leserin nicht sofort mitbekommt.

Die Autorin hat, wie bereits angedeutet, einen einzigartigen Schreibstil. Sie war hart, ehrlich, direkt und suggerierte dadurch eine komplett neue Perspektive auf alltägliche Probleme und Hindernisse. Es gab, für meinen Geschmack fast zu viele, metaphorische Vergleiche und philosophische Gedanken. Diese lenkten meine Aufmerksamkeit auf sich und weg von der Handlung, was meine Verwirrung nicht minderte.

Mir haben die historischen und kulturellen Aspekte des Buches äußerst gefallen. Sie verschaffen dem Buch einen realitätsnahen Charakter und konfrontieren den Leser/ die Leserin mit der Sprache des Handlungsorts. Die mir fremden Wörter haben mich zuerst gestört, doch dann habe ich das Glossar entdeckt und mich gefreut, eine neue Sprache kennenzulernen.

Allen, die Interesse an diesem Buch haben empfehle ich, es zügig zu lesen, damit der rote Faden nicht verloren geht, denn sobald ich im Lesefluss war, habe ich mehr verstanden. Alles in Allem ist das Buch eine erfrischende Abwechslung zu der Literatur, die man in der Bestseller Liste angepriesen bekommt.

(https://book-souls.com/2022/05/26/schwerkraft-der-traenen-von-yara-nakahanda-monteiro/)

Cover des Buches Schwerkraft der Tränen (ISBN: 9783709981535)
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Rezension zu "Schwerkraft der Tränen" von Yara Nakahanda Monteiro

awogfli
Angolanische Bürgerkriegsgeschichte

Dieser Roman hat mich vom Inhalt her richtig begeistert, stilistisch war er aber streckenweise gar nicht prickelnd.

Die spannende Geschichte beginnt in einer für mich relativ unbekannten Welt, im Krieg in Angola, der ursprünglich als Unabhängigkeitskrieg, dann als Entkolonisierungskonflikt firmierte und erst anschließend in einem Bürgerkrieg eskalierte. Als Kind habe ich immer die Nachrichten in den 70er-Jahren verfolgt und war ordentlich verwirrt, wie viele Kriegsparteien, auch innerafrikanische, da mitmischten, irgendwann habe ich es aufgegeben, mich für Angola zu interessieren, erstens weil mir die Lage viel zu unübersichtlich vorkam und zweitens, weil der Konflikt auch fast völlig aus den Medien verschwunden war. Ich bin aber vor ein paar Jahren schockiert draufgekommen, dass das Morden und Töten in diesem Land bis ins Jahr 2002 angehalten hat.

Yara Nakahanda Monteiro schafft es, mit der Story über das Leben ihrer Protagonistin Vitória, eine großartige Klammer von der Vergangenheit zu Bürgerkriegsbeginn 1975 über die Flucht der Großeltern nach Portugal 1980 bis ins Angola der Gegenwart zu setzen, denn Enkelin Vitória kehrt als Erwachsene ins Land zurück, um ihre Mutter, die als Kämpferin gegen die Portugiesen oder gegen wen auch immer im Land geblieben ist, zu suchen. Bei so einem Ausgangssetting bleibt natürlich auch viel Potenzial in der Familienkonstellation für ein veritables Drama.

Die Einstiegsszene der Vergangenheit und die Flucht der Familie nach Portugal war sehr spannend, zu Beginn des Romans begeistert die Autorin aber vor allem mit großartigen bildhaften Beschreibungen des heutigen Angola, in das Vitória zurückkehrt, nachdem sie vor ihrer Hochzeit getürmt ist, ohne ihrem Großvater etwas zu erklären, um ihre Identität und ihre Mutter zu finden. Man fühlt förmlich den Staub, Dreck, Gestank, den Regen und den Verfall der Häuser.

Irgendwann ab der Hälfte wendet sich dieses grandiose Setting aber bedauerlicherweise stilistisch ins Negative: Die Dialoge mit entfernten Verwandten und Bekannten und auch manche Beschreibungen von Szenen waren sprachlich oft zu platt konstruiert. Plottechnisch wird der Roman gelinde und höflich gesagt sogar sehr verhaltensauffällig. Das meine ich aber nicht im Sinne von originell, sondern eher durch schlechtes Handwerk gekennzeichnet. Auf Seite 189 wird mitten in der Geschichte ohne Grund die Perspektive vom Ich-Erzähler auf personalen Erzähler gewechselt, auf Seite 213 wird von der chronologischen Erzählweise abgegangen und grundlos vorgegriffen. Das war sehr verstörend, da es überhaupt keinen Anlass dafür gab, solch einen Bruch im Lesefluss herbeizuführen. Nicht mal als gewollte Stilmittel passten solche Irritationen irgendwie in den Plot, sie tauchten nur völlig überraschend und unnötig auf.

Nichtsdestotrotz sind aber Inhalt, die Identitätsfindung von Vitória, die finale Botschaft gegen das Grauen des Krieges und was diese unglaubliche Gewalt in der Psyche von Menschen nachhaltig anstellt, sehr gut konzipiert.


Sie erzählt, als die Kämpfe losgingen, habe man sich die Gewalt des Krieges nicht vorstellen können. Man lebte für eine Utopie, einen Traum. Das geht so lang, bis man töten muss, um nicht selber getötet zu werden. Beim Töten bleibt es im Krieg auch nicht. Es wird massakriert, gefoltert, verstümmelt und vergewaltigt. 
„Hier im Hochland hat der Teufel die Erde gepachtet. Wir verdanken ihm so viel Lied. Es war egal wer vor dem Gewehrlauf stand. Es wurde in alle Richtungen geschossen und alles getötet.“


Fazit: Da ich als literarische Realistin immer Inhalt vor Stil bewerte, mir also die Geschichte wichtiger als die Form ist, gebe ich dennoch eine Leseempfehlung für diesen Roman ab. Ich war zwar öfter beim Lesen ordentlich irritiert und manchmal sogar ein bisschen genervt, aber letztendlich mochte ich ihn trotzt seiner offensichtlichen handwerklichen Mängel sehr gern. Alleine so viel Spannendes über Angola und diesen von der Welt mittlerweile vergessenen Krieg zu erfahren, fand ich großartig.

Cover des Buches Schwerkraft der Tränen (ISBN: 9783709981535)
Rebecca_86s avatar

Rezension zu "Schwerkraft der Tränen" von Yara Nakahanda Monteiro

Rebecca_86
Roman zu einem spannenden Thema

Vitoria ist als kleines Kind während des Krieges mit ihren Großeltern aus Angola nach Portugal geflohen. Ihre Mutter blieb dort, um als Soldatin für die Unabhängigkeit zu kämpfen. Jahre später möchte sie ihre Mutter und auch ihr Geburtsland kennenlernen und reist nach Angola. Was sie dort erlebt, ist aber nicht das, was sie erwartet hat.

Mit diesem Roman taucht der Leser ein in eine – für die meisten sicher – fremde Welt. Das moderne Angola, das aber nicht nur aus dem eher fortschrittlichen Luanda, sondern auch den kleinen Dörfern auf dem Land geprägt ist. Sind die Probleme in der Großstadt die Kriminalität und Korruption, so muss die Landbevölkerung teils ohne fließendes Wasser auskommen. Wir begleiten Vitorias Spurensuche nach ihren Wurzeln und ihrer Mutter über mehrere Monate hinweg und erleben ihre Wandlung mit. Die Autorin schreibt in ihrem Debüt in einer klaren, manchmal etwas einfachen Sprache von innerer Zerrissenheit und der Suche nach der eigenen Identität. Manche Dinge werden nur angedeutet, so dass man sich sehr konzentrieren muss beim Lesen und auch häufige Sprünge in der Handlung haben mich teilweise etwas verwirrt. Die Verwicklung von Vitorias Mutter Rosa in den Widerstand hätte ich gerne noch etwas mehr ausgebaut gehabt. 

Gespräche aus der Community

Zwischen Angola und Portugal, zwischen Rebellion und Tragödie findet ein Bruch statt – einer, der eine neue Welt eröffnet, der zeigt, was uns ausmacht.

41 BeiträgeVerlosung beendet
usum56s avatar
Letzter Beitrag von  usum56vor 3 Jahren

Mein Buch ist auch angekommen. Danke für das schöne gebundene Exemplar!

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