"Glücklich die Geliebten und die Liebenden und die auf die Liebe verzichten können"
von HarIequin
Rezension
„Ich glaube an nichts. Ganz sicher nicht an den ganzen religiösen Schwachsinn. Aber an Engel ein bisschen. An Konstellationen. An meine Rolle, so winzig sie sein mag, im großen Buch von Ursache und Wirkung. Es ist nicht verboten, sich als Teil eines Ganzen zu fühlen.“ (Seite 62)
Eine Frau will nur einen Käse umtauschen und es entwickelt sich ein erbitterter Streit mit ihrem Mann.
Ein Junge denkt, er sei Céline Dion und seine Eltern verzweifeln.
Ein Mann isst einen Treff-König auf, weil seine Frau die falsche Karte gelegt hat.
Dies sind nur 3 Situationen, die einen in „Glücklich die Glücklichen“ erwartet, es folgen noch viele weitere. Irgendwie sind sie alle verbunden – Freunde, Verwandte, zufällige Bekannte. Irgendwie gehören sie alle zusammen.
In relativ kurzen Kapiteln werden einzelne Szenen aus den Leben unserer vielen Protagonisten geschildert. Anfängliche harmlose Szenen kochen über und es entwickeln sich Streit und Kränkung. Dabei sind diese Situationen oft nur der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Das Unglück ist viel tiefer in ihnen verwurzelt, scheinbar ohne dass es ihnen ins Bewusstsein dringt. Als Leser wollte ich sie manchmal packen und kräftig schütteln.
Auch wenn die geschilderten Alltagssituationen überspitzt und irrwitzig erscheinen, konnte ich manche im Kern doch nachvollziehen.
Durch die wechselnden Perspektiven wird auch nachträglich das Verhalten einiger näher beleuchtet und ein wenig aufgeklärt. Auch war interessant zu lesen, wie jemand anderes sie sieht und wie sie selbst etwas einschätzen. Falsche Wahrnehmung machen sie oft einsam und einander fremd.
Man muss sich beim lesen konzentrieren und immer im Kopf behalten, dass jeder einzelne Name wichtig ist in diesem Geflecht aus Beziehungen und Unglück. Irgendwie sind sie alle zusammen Ursache und Wirkung des Unglücks zugleich.
Ein kluger und anspruchsvoller Roman, der vielschichtig einzelne Schicksale und ihre Verbindung zueinander zeigt.