Cover des Buches Die Frau nebenan (ISBN: 9783471351444)
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Rezension zu Die Frau nebenan von Yewande Omotoso

Eine skurrile Geschichte in bissig lockerem Ton

von himbeerbel vor 7 Jahren

Rezension

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himbeerbelvor 7 Jahren

In „Die Frau nebenan“ erzählt Yewande Omotoso von den Nachbarinnen Marion und Hortensia, die beide die 80 überschritten haben und auf beeindruckende Karrieren zurückblicken können. Hortensia ist die einzige Schwarze in dem wohlhabenden Viertel Katterijn in Kapstadt und hat bei den regelmäßigen Eigentümerversammlungen Gelegenheit auf ihre Widersacherin zu treffen, der sie ansonsten aus dem Weg zu gehen weiß.


„Die anderen Mitglieder kannten die Rivalität zwischen den beiden und lehnten sich nur zu gern zurück, um dem Schauspiel seinen Lauf zu lassen. Es war bekannt, dass die beiden Frauen nicht nur eine Hecke teilten, sondern auch eine gesunde Abneigung füreinander hegten; beides kultivierten sie mit einem Elan, der nicht recht zu ihrem fortgeschrittenen Alter passen wollte.“ (S. 17)


Und so beginnt das Buch mit den Streitereien der beiden Frauen, die keine Gelegenheit auslassen, um einander ihre Missbilligung zu zeigen. Die Spanne reicht von kleinen Piesackereien und Schrulligkeiten, die einen schmunzeln lassen, bis hin zu Aktionen und Aussagen, die ihre tiefe Verbitterung zeigen und derer man recht bald überdrüssig wird. Doch gerade noch rechtzeitig erfolgen im eigentlichen Handlungsverlauf der Geschichte Rückblenden, die Hortensia und Marion zu lebendigen vielschichtigen Charakteren werden lassen. Die Autorin erschafft unsympathische Protagonistinnen, mit denen man zwar nicht so recht warm wird, denen man jedoch ein gewisses Maß an Verständnis entgegen bringen kann, weil man erkennt, dass das Leben diesen Frauen Ecken und Kanten beigebracht und sie zu den komplexen eigenwilligen Menschen geformt hat, zu denen sie schließlich geworden sind.


„Hortensia setzte ein Lächeln auf. Sie hatte gelernt, dass – besonders in Kapstadt – eine lächelnde Schwarze in ihrer offensichtlichen Harmlosigkeit eine gefährliche Waffe darstellte. Ein Köder, mit dem man Leute anlockte, während man ihre Schwachstellen auslotete.“ (S. 114)


Ein Schaden an Marions Haus und Hortensias Unfähigkeit mit Pflegediensten zu kooperieren sorgt dafür, dass Marion vorübergehend zu Hortensia zieht. Das zwingt die Frauen zu unwillkommener Nähe. Ihre Gespräche sind temperamentvoll, doch sie erkennen in der anderen auch etwas Vertrautes. Beide haben harte Verluste und Ungerechtigkeiten erfahren. Oft genug waren auch ihre eigenen Entscheidungen falsch. Mit dem Mut zur Wahrheit und der Kraft der neu gewonnenen Freundschaft stellen sie sich den großen Fragen des Lebens.


Doch der Weg dorthin ist nicht gerade einfach und so erfährt man duch die Rückblicke auch einiges über die Apartheid und ihre Auswirkungen auf schwarze und weiße Menschen allgemein, aber auch im Besonderen auf Marion und Hortensia in ihrem wohlhabenden Vorort, wo seinerzeit Schwarze aufgrund ihrer Hautfarbe enteignet wurden und Weiße zu Spottpreisen ihre Grundstücke kaufen konnten. Auch Hortensias Ehe mit einem weißen Mann stieß auf Probleme, während Marions Umgang mit Schwarzen nicht immer einwandfrei war.


„Die Frau nebenan“ ist eine skurrile Geschichte in bissig lockerem Ton, die auf das Leben zweier starker Frauen zurückblicken und ein Stück weit Apartheid gestern und heute erleben lässt, die aber auch zeigt, dass es nie zu spät für Annäherungen ist.


Die Autorin Yewande Omotoso, in Barbados geboren, wuchs in Nigeria auf. Anfang der neunziger Jahre zog sie mit ihrer Familie nach Südafrika. Ihr erster Roman „Bom Boy“ wurde mit dem South African Literary Award für Debütautoren ausgezeichnet. Sie lebt in Johannesburg, wo sie als Architektin und Designerin arbeitet.
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