Rezension zu "Die Geschichte vom Tod meiner Stadt" von Yiftach Ashkenazy
Wer sich für den Nahen Osten interessiert kann Freude daran haben.
Wer sich für den Nahen Osten interessiert kann Freude daran haben.
Ein ungewöhnlicher Erzählband, wie ich finde. Yiftach Ashkenazy ist ein junger israelischer Autor (Jahrgang 1980), der ganz offensichtlich stark durch seinen Militärdienst geprägt wurde.
Die erste Erzählung des Bandes ist bei weitem die längste - sie umfasst um die 140 Seiten -, die restlichen sind hingegen relativ kurz gehalten.
Was allerdings alle Geschichten gemein haben, sind die traumatisierten Menschen, von denen erzählt wird: die Art und Weise der Verletzungen sind in einem Land mit Shoa-Überlebenden, das zudem all die Jahre seiner Existenz im Kriegszustand liegt, sehr vielfältig und es wird nicht nur aus der Sicht von Opfern geschildert, sondern ebenso von denen, die Unglück ausgelöst haben oder solchen, die dem bloß beigewohnt haben.
Noch eine Gemeinsamkeit ist die oft rüde Art - oft sogar eine sexuelle Brutalität - in der alles geschildert wird...
Die erste Erzählung ist geradezu meisterhaft gestrickt: mehrere Episoden ganz unterschiedlicher Personen fügen sich zu einem ganzen, Menschen streifen sich nur wenige Sekunden in ihrem Leben, kennen sich vielleicht gar nicht, und geben doch den Anlaß zu einer weiteren Erzählung. Manchmal wird eine Frage, die offen geblieben ist, durch eine andere Geschichte später geklärt...
Keine Frage, Ashkenazy versteht sein Handwerk, auch wenn es düster, derb und manchmal fast hoffnungslos scheint und einen erschauern lässt. Lediglich für die vielen heftigen, wenn auch alltäglich anmutenden Sexszenen gibt es von mir Abzug. Nicht weil sie ungeschminkt sind, sondern weil sie mir zu oft und manchmal auch um ihrer selbst willen da zu sein scheinen.