Rezension zu Das Museum der Stille von Yoko Ogawa
Rezension zu "Das Museum der Stille" von Yoko Ogawa
von dzaushang
Rezension
dzaushangvor 15 Jahren
"Wenn ein Mensch stirbt, muß man ein Andenken an ihn beschaffen. Ganz gleich, wie bedeutungslos dieser Mensch war, ganz gleich, wo so ein Erinnerungsstück versteckt liegt - ohne Ausnahme. Das ist Ihre Aufgabe. Und Sie werden sich nicht davor drücken" Mit diesem Auftrag sieht sich ein junger Mann konfrontiert, der eines Tages in ein abgelegenes Dorf kommt. Besessen sammelt dort eine alte Frau schon über ihr ganzes Leben hinweg solche "Erinnerungsstücke", auf nicht immer legale Weise, von den Verstorbenen in ihrem Dorf und lagert sie dann gedankenlos in einer Abstellkammer. Am Ende ihres Lebens macht sie sich auf die Suche nach einem Museumsexperten, jenem jungen Mann, der diese Sammlung archivieren und in einem eigens dafür zu errichtenden Museum ausstellen soll - einem "Museum der Stille". Zu seinen Aufgaben soll es auch gehören neue Stücke der Sammlung, auch nicht immer legal, hinzuzufügen, denn die Auftraggeberin kann diesen Teil der Arbeit altersbedingt nun nicht mehr erledigen, und es sterben immer wieder Leute im Dorf. Wäre es bei dieser an sich schon sehr skurilen Idee für eine Geschichte geblieben und hätte Ogawa diesen Handlungsstrang nur konsequenter und tiefgründiger ausgearbeitet, der Roman hätte für mein Empfinden deutlich mehr Gewicht gehabt. Leider fügt sie aber noch weitere Handlungsstränge hinzu, unter anderem eine Kriminalgeschichte, die dem eigentlichen Thema und vor allem der Atmosphäre des Romans eher abträglich sind. Weniger wäre in diesem Falle, wieder einmal, deutlich mehr gewesen, und Ogawa kann es deutlich besser, wie sie zb. auch in "Liebe am Papierrand" gezeigt hat.