Rezension zu Zärtliche Klagen von Yoko Ogawa
Zärtliche Klagen
von Bibliomania
Kurzmeinung: Schön und melancholisch, voller Klang und auch ein wenig beunruhigend
Rezension
Bibliomaniavor 6 Jahren
Ein neues Buch von Yoko Ogawa und eine neue, tolle Geschichte in schöner Sprache und mit ein wenig Beunruhigung.
Die junge Ruriko flieht vor ihrem untreuen Mann in das Landhaus, in dem sie als Mädchen die Sommer mit ihrer Familie verbracht hat.
Zunächst ist sie allein und besinnt sich auf ihre Arbeiten als Kalligrafin, nur die Wirtin der nahe gelegenen Pension Grashüpfer leistet ihr Gesellschaft. Doch dann lernt Ruriko Nitta kennen. Er ist Cembalo-Bauer und wohnt mit einer Assistentin in einem Häuschen in de Nähe. Ruriko spürt, dass die beiden eine irgendwie geartete Beziehung zueinander haben, außer der ihres einvernehmlichen Arbeitens an den Cembalos. Dennoch zieht Nitta Ruriko wie magisch an und es entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung.
Yoko Ogawas Geschichten sind eigentlich immer von einem zarten Schreibstil geprägt und so ist es auch hier. Alles erscheint so friedlich in den Bergen, und diese Drei treffen sich zum Kaffee trinken, quatschen und Ausflüge machen. Ganz nebenbei erfährt man als Leser sehr viel über Cembalos und das Bauen derselben. Die Geschichte ist wie die Kalligrafie selbst: vorsichtig, elegant und zart. Sie lugt um die Ecke und dann gibt es eine Explosion. Zwischendurch ist mir die Protagonistin wirklich ein bisschen unheimlich gewesen und ich habe mit dem schlimmsten gerechnet. Wie üblich in japanischen Romanen (zumindest in denen, die ich bisher las), möchte man eigentlich noch so viel mehr wissen, wie es weitergeht, wie sich die Personen jetzt fühlen, was sie vorhaben. Doch die eigene Phantasie wird immer angeregt und so kann jeder die Geschichte für sich weiterspinnen. Es gab natürlich auch dramatische Szenen, was diese Geschichte stellenweise sehr spannend gemacht hat. Gleichzeitig ist sie sehr kunstvoll, was durch das Cembalo und die viele klassische Musik, die angesprochen wird, noch deutlicher Zu Tage tritt. Eine wirklich schöne neue Ogawa, von der ich hoffe noch ganz viel lesen zu dürfen.