Rezension zu "Paul Celan und der chinesische Engel" von Yoko Tawada
Es handelt sich um eine Publikation der japanischen Autorin Yoko Tawada (Lyrik, Kurzgeschichten, Romannovellen) zum 100. Geburtstag des Lyrikers Paul Celan (1920-1970).
Es ist ein Roman über das Leben, Freundschaft, Krankheit und Sprache, Verletzlichkeit und Einsamkeit. Der junge Celan-Forscher und Opernfan Patrik aus Berlin befindet sich in einer Lebens- und Arbeitskrise. Er besucht jeden Tag ein Café, in dem er liest und schreibt. Dort trifft er einen chinesischen Mann namens Fu, der sich ihm voller Interesse zuwendet. Aus den Gesprächen entwickelt sich schon bald eine Freundschaft. Der Großvater des neuen Freundes Fu hinterließ seinem Enkel einen Celan-Nachlass und praktizierte in den 50er und 60er Jahren chinesische Medizin in Paris.
Im Laufe der Zeit entwickelt Patrik deutlich wieder ein Gespür für seine Arbeit, entdeckt neue Spielräume und fühlt sich kreativ angeregt, seine Blockaden zu überwinden, sodass sich ihm schließlich neue Interpretationsmöglichkeiten der Gedichte Paul Celans erschließen. Eine Begegnung, die Fäden spinnt, einen Bogen schlägt zwischen den Welten, die sich durch kollidierende Zeiten windet; chinesische Schriftzeichen als poetisches Medium zur Kenntnis nimmt; in der die Fremdheit mit nackten Händen berührt wird und keine Hürde mehr darstellt...
Yoko Tawada`s Fabulierkunst führt uns oftmals in surreale Welten, eine Stimme, die nicht aus ihrer Schreibfeder zu stammen scheint, sondern wo Worte und Begriffe verschmelzen und sich wieder - wie im Traum - zu neuen Ufern, Gedankenströmen und Deutungsmöglichkeiten ausbreiten. Wohin die Reise dabei führt lässt sich nicht eingrenzen. Sie ist ein universelles Spiel und führt uns immer wieder in das Zwischen, Zwischentöne, die sich nicht auf den einen oder anderen Kontinent festlegen lassen und dabei das Traurige im Komischen enden lassen.
Ein fruchtbarer Austausch zwischen westlicher unf fernöstlicher Kultur, Sprache und Erfahrung und ein kreativer und lustvoller Beitrag, um sich der Dichtung von Paul Celan anzunähern.