Yosano Akiko

 4 Sterne bei 6 Bewertungen

Lebenslauf

Yosano Akiko (1878–1942, eigentlich Hō Shō) stammte aus einer Kaufmannsfamilie aus Sakai nahe Osaka, führte bereits mit elf Jahren die Geschäfte der Familie und begann früh, Kurzgedichte zu schreiben. 1901 erschien ihr erster, viel beachteter Tanka-Band Midaregami (Wirres Haar). 1905 sorgte ein an ihren Bruder gerichtetes Antikriegsgedicht für Aufsehen. Sie machte sich nicht nur als moderne, eigenständige Stimme der japanischen Literatur einen Namen, sondern tat sich in Essays als couragierte Demokratin und Vorkämpferin für Frauenrechte hervor.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Yosano Akiko

Cover des Buches Männer und Frauen (ISBN: 9783717525424)

Männer und Frauen

(5)
Erschienen am 23.05.2022
Cover des Buches Wirres Haar (ISBN: 9783717525400)

Wirres Haar

(1)
Erschienen am 27.09.2023

Neue Rezensionen zu Yosano Akiko

Cover des Buches Wirres Haar (ISBN: 9783717525400)
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Rezension zu "Wirres Haar" von Yosano Akiko

Nasuada
Bemerkenswerte Sammlung

In Deutschland wird japanische Lyrik am ehesten mit den dreizeiligen Haikus verbunden, die sich thematisch mit der Natur befassen. Weniger bekannt sind die Tankas, kurze reimlose Gedichte im Umfang von 31 Moren - wobei im Japanischen jede More einem Schriftzeichen entspricht und sich somit von dem unterscheidet, was wir unter einer Silbe verstehen. Dabei beschwört das Tanka stets einen bestimmten Augenblick und fängt ihn für die Ewigkeit ein.

Für die vorliegende Sammlung „Wirres Haar“ wählte die Lyrikerin und Essayistin Yosano Akiko aus etwa 650 ihrer Tankas genau 399 aus und unterteilte sie in insgesamt sechs Abschnitte. Die einzelnen Gedichte sind in dieser Ausgabe nummeriert und geben neben der deutschen Übersetzung auch die japanischen Schriftzeichen sowie die Umschrift in lateinische Buchstaben (rōmaji) an, was einen großen Mehrwert für diejenigen bieten dürfte, welche das Japanische beherrschen. Der Titel des Buches spielt auf eine gewisse innere Unruhe und ein Gefühlschaos an, denn zum Zeitpunkt der Entstehung im Jahr 1900/1901 trugen Frauen in der Regel ihre Haare hochgebunden oder hochgesteckt.

Generell ist die Sammlung eine Mischung aus tatsächlichen Erlebnissen und fiktiven Begegnungen, was nicht immer klar zu trennen ist. Es ist jedoch bekannt, dass der dritte Abschnitt „Weiße Lilie“ sich auf Yamakawa Tomiko bezieht, eine Freundin der Dichterin, mit der sie kurzzeitig auch um die Liebe zu ihrem späteren Ehemann Yosano Tekkan konkurrierte. Für ihn verließ Yosano Akiko überstürzt ihr Elternhaus – eine Erfahrung, welche sie wiederum im Abschnitt „Zwanzigjährige Gemahlin“ verarbeitet. Weitere Themen der Sammlung sind die Jahreszeiten, Farben und Blüten sowie Religion.

Im exzellenten Nachwort liefert Übersetzer und Herausgeber Eduard Klopfenstein neben biografischen Angaben auch eine kurze Chronik sowie ein Nachwort zur Sammlung, in dem er näher auf Aufbau und Inhalt eingeht. Yosano Akiko war eine faszinierende, unangepasste Frau, die sich neben ihrer Lyrik auch für die Gleichstellung von Frauen einsetzte. Ihre Essays liegen unter dem Titel „Männer und Frauen“ ebenfalls bei Manesse vor.

Cover des Buches Männer und Frauen (ISBN: 9783717525424)
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Rezension zu "Männer und Frauen" von Yosano Akiko

Anna625
Lesenswert

Yosano Akiko ist im deutssprachigen Raum kaum bekannt. Die 1878 als Hō Shō geborene Tochter einer Kaufmannsfamilie ist bereits mit 11 Jahren an der Leitung der Familiengeschäfte beteiligt, bringt insgesamt 13 Kinder auf die Welt und begeistert sich dank der Büchersammlung ihres Vaters schon früh für die Literatur. In Japan ist sie lange für ihre Tanka-Dichtung bekannt, darüber hinaus setzt sie sich jedoch auch aktiv für die Frauenrechte in Japan ein und verfasst verschiedene feministische und politische Essays.

Ein besonders großes Anliegen ist Yosano Akiko in ihren Schriften, auf die Notwendigkeit einer Gleichberechtigung der Geschlechter im Bereich der (Schul-)Bildung hinzuweisen. So schreibt sie etwa:
"Was das Allgemeinwissen angeht, so schneiden die Männer selbstverständlich besser ab - genießen sie doch seit eh und je eine Ausbildung. Da die Frauen größtenteils sich selbst überlassen blieben, so wie sie sind, handelt es sich hier ja wohl um keine Naturgegebeneit. Beim Vergleich eines ungeschliffenen mit einem geschliffenen Edelstein zu behaupten, der erstere sei kein richtiger Edelstein, wäre eine abwegige Folgerung." (S. 36f.)

Auch auf politischer Ebene fordert sie eine Gleichbehandlung von Mann und Frau:
"Steuern werden auch bei Frauen eingetrieben, die politischen Rechte aber, angefangen mit dem Stimmrecht, sind ein Privileg der Männer." (S. 48)

Die in "Männer und Frauen" zusammengestellten Essays werden untergliedert in "Persönliches", "Beziehung der Geschlechteter / Stellung der Frau", "Frau und Politik / Demokratie" sowie "Pandemie: Spanische Grippe 1918-1920". Sie alle wurden im frühen 20. Jahrhundert verfasst und machen Yosano Akiko zu einer wichtigen Stimme der Frauenrechtsbewegung. Lange Zeit vor allem für ihre Lyrik bekannt, wurde Yosanos essayistische Prosa in den 1970er und 80er Jahren wiederentdeckt und nun ertsmals in Auszügen ins Deutsche übersetzt. Dass sie vollkommen zu Unrecht in Vergessenheit geriet und nicht umsonst als Schlüsselfigur des kulturellen Lebens im Japan des 20. Jahrhunderts angesehen werden kann, zeigt der vorliegende Band.

Cover des Buches Männer und Frauen (ISBN: 9783717525424)
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Rezension zu "Männer und Frauen" von Yosano Akiko

Nasuada
Überraschend feministisch

Yosano Akiko (1878-1942), geboren als Hō Shō, war eine ungewöhnliche Frau. Sie brachte insgesamt 13 Kinder auf die Welt, von denen 2 noch als Säugling verstarben. Gleichzeitig setzte sie sich für die Gleichberechtigung der Frau ein und äußerte sich immer wieder politisch. Mit „Männer und Frauen“ gibt Manesse ihre Essays, Zeitungsartikel und Lieder zum ersten Mal auf Deutsch heraus.

Die Dichterin wurde zu einer Zeit geboren, als in Japan Bildung vornehmlich Jungen vorbehalten war. Während die Brüder also auf erstklassige Schulen geschickt wurden, las sich Yosano Akiko aus eigenen Antrieb durch die Bibliothek des Vaters. Mit 22 Jahren verließ sie die Familie, um ihrem zu dem Zeitpunkt noch verheirateten Geliebten zu folgen, dem Dichter Yosano Tekkan – damals ein unfassbarer Skandal. Mit ihm hatte sie 11 Kinder, reiste aber auch nach Europa und veröffentlichte ihre Tanka-Gedichte, später auch Essays.

In „Männer und Frauen“ stellt Eduard Klopfenstein diese späteren Texte nach Themengebieten zusammen. Den Anfang macht Persönliches über ihr Schreiben, aber auch die schmerzhafte Zeit im Wochenbett, die sie die „schwache Konstitution der Frau“ vehement in Frage stellen lässt. Weiter geht es mit überraschend feministischen Essays zur Gleichstellung der Frau. Die Dichterin fordert vor allem Bildung für die „neuen Frauen“, wie sie sie nennt. Denn ihrer Meinung nach sind Männer keinesfalls fähiger, sie haben nur die besseren Voraussetzungen. Darüber hinaus betont sie zwar auch die Bedeutung der Familie, das sollte im Hinblick auf die Zeit und vielleicht auch den Kulturkreis nicht verwundern.

Im nächsten Kapitel sind politische Texte zusammengefasst, in denen Yosano Akiko die Regierung stark kritisiert und sich für eine Politik mit und für Frauen einsetzt. Sie lehnt arrangierte Ehen ab und befürwortet das gemeinsame Unterrichten von Jungen und Mädchen. Ergänzt wird die Sammlung durch zwei Texte über den Ausbruch der Spanischen Grippe, deren Lektüre so manchem Impfgegner nicht schaden würde.

Fazit: Zu Unrecht geriet diese bemerkenswerte Frau in Vergessenheit, was sich hoffentlich mit dem vorliegenden Buch endlich ändert.

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