Cover des Buches Fünf Jahre danach (ISBN: 9783887697938)
Rezension zu Fünf Jahre danach von Sandra Wöhe

Die Herausforderungen der Rekonvaleszenz

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren

In diesem Buch treffen Gegensätze aufeinander: Dolce Vita und Krankheit, Lebenslust und Angst, Gewissheit und Fragen. Trotzdem ist es kein zerrissenes Buch. Es vereint die Widersprüche, erklärt und öffnet eine Tür in eine andere Welt. Man kann diese Welt als Wissender betreten, als jemand, der bereits mit der Geißel Krebs leben musste oder immer noch lebt. Ebenso willkommen ist der Unwissende, der trotz der Gnade der Gesundheit wissen will oder wissen muss, wie die andere Seite aussieht. Denn genau das ist das Ziel dieses Buches: zu zeigen, wie es sein kann.

Die Autorin arbeitet mit einem raffinierten Kniff: Dieses Buch zeigt die Entstehung dieses Buches. Ijana versucht ihre Freundin, die Autorin Beate zu überreden, ein Buch über ihre Rekonvaleszenz zu schreiben. Über ihre ganz persönlichen Erfahrungen, um anderen damit zu helfen, ihnen Orientierung und eine Stütze zu bieten. Beate ist strikt dagegen. Sie will so ein Buch nicht schreiben. Sie kann so ein Buch nicht schreiben, glaubt sie. Warum das so ist, erklärt sie Ijana und somit auch uns Lesern. Wir verstehen, welche Stürme in Beate toben, wir erfahren, wie ihr ganz persönlicher Kampf des Gesundwerdens aussah.

Der Handlungszeitraum des kompletten Buches umfasst lediglich einen einzigen Tag. Der Handlungsort ist ein kleines Café in Italien. Diese Statik ist der beruhigende Ausgleich für die bewegten Geschichten, die uns von Beate und Ijana erzählt werden.

Beate und Ijana sind sehr unterschiedliche Frauen, doch ihre Krankheit vereint sie. Sie sind Krebsschwestern. Sie reden, essen, trinken, streiten, lachen, schweigen und flirten miteinander. Nicht zuletzt geht es auch um die Liebe. Beide haben Partnerinnen, die sich bemühen, die verstehen wollen, doch fällt es Beate und Ijana so schwer, diese geliebten Menschen hinter die Krebsbarriere blicken zu lassen.

Ungewöhnlich und für mich zum Teil gewöhnungsbedürftig ist die Erzählperspektive. Wild wird zwischen Ich-Perspektive und personaler Erzählweise hin und her gesprungen. Ich denke, dies ist dem Thema geschuldet, schafft bei manchen Passagen einen emotionalen Abstand, der vielleicht nötig war. Mich hat es zum langsamen Lesen gezwungen und auch das war gut. Man sollte bei diesem Buch nicht durch die Zeilen jagen.

Trotz der Schwere des Themas ist der Autorin ein leichtes Buch gelungen. Eines, das Mut macht. Ich bin froh, es gelesen zu haben.

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