Rezension zu Feuernacht von Yrsa Sigurdardottir
Rezension zu "Feuernacht" von Yrsa Sigurdardottir
von savanna
Rezension
savannavor 13 Jahren
Es ist Nacht, als das Feuer in einem isländischen Behindertenheim wütet. Jakob, ein junger Bewohner mit Down-Syndrom, dessen sehnlichster Wunsch es ist wieder bei seiner Mutter zu Hause leben zu können, soll den Brand aus purer Frustration gelegt haben. Nach diesem Vorfall jedoch darf er keinesfalls zurück zu seiner Familie, sondern wird in eine Anstalt für psychisch kranke Straftäter verlegt. Hier nimmt sich der verurteilte Sexualstraftäter Josteinn dem verwirrten Jakob an und engagiert auf eigene Kosten die Anwältin Dora Gudmundsdottir. Josteinn bittet Dora, die mittlerweile über ein Jahr zurück liegenden Geschehnisse der Feuernacht noch einmal zu überprüfen – er glaubt fest an Jakobs Unschuld. Für Dora ist dies der fünfte Fall, den sie von ihrem Büro in Reykjavik aus mit viel Zeit und Logik auf Herz und Nieren zu prüfen hat. Tatsächlich halten viele der Beweise für die Brandstiftung einer nochmaligen Prüfung kaum stand: In die Polizeiakten wurde manch wichtiges Detail nicht aufgenommen und über Gespräche mit den Angehörigen der fünf Todesopfer erfährt Dora von diversen präkären Vorkommnissen im Heim. Für Dora besonders alarmierend ist die Erkenntnis, dass eine der beim Brand umgekommenen Bewohnerinnen schwanger war. Da diese jedoch seit Jahren im Wachkoma lag, handelt es sich bei dieser Entdeckung keinesfalls um die Folge einer Liebelei, sondern schlichtweg um Vergewaltigung. Somit wird Dora mit einem neuen Motiv für die Brandstiftung konfrontiert: Sollte mit dem Brand nicht vor allem dieses abscheuliche Vergehen an einer wehrlosen Patientin vertuscht werden? Die isländische Krimi-Autorin Yrsa Sigurdardottir hat sich mit „Feuernacht“ in ihrer bisherigen kriminalistischen Herangehensweise selbst übertroffen. Die Aufklärung dieses fünften Falles aus der Reihe um die Anwältin Dora ist komplexer und spannender denn je. Mit Höhen und Tiefen einer Sinus-Kurve gleich, verfolgt der Leser Hinweise und Widersprüche, die selbst in den letzten Kapiteln nicht verraten, wie die Auflösung dieses Falles aussehen könnte. Für mich bisher Sigurdardottirs bester Krimi!