Yulia Marfutova

 4,1 Sterne bei 27 Bewertungen

Lebenslauf

Yulia Marfutova, geboren 1988 in Moskau, studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und promovierte in Münster. Für ihre literarischen Arbeiten erhielt sie unter anderem das Arbeitsstipendium des Berliner Senats und den GWK-Förderpreis für Literatur. Sie war Stipendiatin des Brecht-Hauses und der Jürgen-Ponto-Stiftung, der Meisterklasse der Berliner Festspiele und des Literarischen Colloquiums Berlin. Für «Der Himmel vor hundert Jahren», ihren ersten Roman, bekam sie den Debütpreis des Buddenbrookhauses zugesprochen und 2022 den Förderpreis zum Friedrich-Hölderlin-Preis. Yulia Marfutova lebt in Boston. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Yulia Marfutova

Cover des Buches Der Himmel vor hundert Jahren (ISBN: 9783498001896)

Der Himmel vor hundert Jahren

(26)
Erschienen am 23.03.2021
Cover des Buches Der Himmel vor hundert Jahren (ISBN: 9783863525088)

Der Himmel vor hundert Jahren

(1)
Erschienen am 15.11.2021

Neue Rezensionen zu Yulia Marfutova

Cover des Buches Der Himmel vor hundert Jahren (ISBN: 9783498001896)
mabo63s avatar

Rezension zu "Der Himmel vor hundert Jahren" von Yulia Marfutova

mabo63
Das Leben in einem kleinen russischen Dorf im Umfeld der Oktoberrevolution

Thema dieses Erstling von Y. Marfutova ist die Oktoberrevolution in Russland, im Mittelpunkt steht aber eigentlich ein kleines Dorf in Russland und deren Bewohner. 

Der Zar ist gestürzt, doch davon wissen die Bewohner nichts, sie kriegen es schlicht nicht mit, ihr Leben ist abgeschieden, wer schon mal über dem Fluss war gilt als Abenteurer.

Ilja, der Hauptprotagonist dieses Dorfes beschäftigt sich tagaus tagein mit seinem Glasröhrchen, - eigentlich ein Thermometer doch das wissen die Dorfbewohner nicht - beschaut es und prophezeit den Werdegang des Wetters. Und das ist wichtig, man lebt einzig von der Landwirtschaft und ist angewiesen auf eine gute Ernte.


Aberglaube ist ein Teil des Lebens, so soll ein Mann ins Haus kommen wenn das Messer runterfällt und so kommt es dann auch eines Tages. Wadik heisst er, mit einer Offiziersuniform, spricht kaum ein Wort, man erfährt nicht woher er kam und ob er bleibt, wie lange er bleibt..


In einer eigenen, kurzen Sprache erählt Y. Marfutova aus diesem Dorf, indem vieles Unklar bleibt, zwischen den Zeilen kündigen sich Veränderungen an, viel Gerede über die "neue Realität", was für eine Realität? Ist der Krieg schon vorbei? Wo sind die verschwundenen Menschen geblieben? 

Cover des Buches Der Himmel vor hundert Jahren (ISBN: 9783498001896)
MarcoLs avatar

Rezension zu "Der Himmel vor hundert Jahren" von Yulia Marfutova

MarcoL
Was für eine wunderbare Erzählung!

In so einem kleinen russischen Dorf anno 1918, in dem jeder jeden kennt, jeder von jedem weiß was er tut, was er tat, was er tun wird, kann es nur verstörend sein, wenn eines Tages ein Fremder auftaucht. Die Anzeichen dafür waren ja klar, schließlich fiel Inna ein Messer aus der Hand; was nichts anderes zu bedeuten hat, als dass jemand zu Besuch kommt. Und so war es dann auch. Ein Soldat, ein Offizier sogar, wird gemunkelt. Aber die Identität des jungen fremden Mannes bleibt geheimnisvoll. Er hilft mit, er wird aufgenommen, arbeitet für Brot und Milch. Und auf die einprasselnden Fragen hält er sich zuerst bedeckt. Erst mit der Zeit spricht er von so genannten Ideen, welche aufkommen werden.
Ob es ein Krieg sei? Oder ob es Krieg gab? Die einen Jungen gingen fort, ein paar wenige kamen zurück, dann gingen wieder welche fort, und noch weniger kamen zurück. Gibt es gar wieder einen neuen Krieg? Im verschlafenen Dörfchen bekommt man gar nicht so viel mit von der großen weiten Welt. Aber das mit den Ideen ist neu. Die russische Revolution nimmt ihren Lauf, weit weg vom russischen Dorf, aber auch wieder nicht weit genug weg, denn eines Tages taucht diese neue Realität auch in den entlegensten Winkeln des Reiches auf.

Mit einer liebevollen Stimme erzählt die Autoren von den Bewohnern des kleinen Dorfes, irgendwo an einem großen Fluss im russischen nirgendwo. Ilia, der Dorfälteste, hat ein Röhrchen, ein Manometer, welches er jeden Tag befragt und ihm seine Orakel entziehen will. Die Leute kommen zu ihm, fragen ihn danach, wie es denn werden wird, das Wetter. Kann man aussäen oder nicht, kommt Regen oder Sonne? Ilja ist nicht sehr gesprächig und neigt nach einigem Grübeln meist zu einem kleinen „Mhm“, welches sehr viele Intonationen haben kann. Pjotr hingegen vertraut auf die Orakel des großen Flusses, auf dessen Geheimnisse, auf das, was die Flussgeister ihm zu flüstern.

Es gibt aber noch andere jüngere Mitbewohner des Dorfes, welche sich Gedanken um den Neuankömmling, um die Geister von Wald und Fluss machen. Gemächlich plätschert das Leben dahin, trotz der kleinen Störung des Fremden. Erst als er am gegenüberliegenden Ufer andere Menschen gesichtet werden und Pjotr seit diesen Tagen verschwunden ist, scheinen sich neue Realitäten auf zu tun.
Der Sprachstil ist frei, unkonventionell, wie man sich über den Gartenzaun unterhält. Ganze Sätze findet man nicht immer, sie sind aber auch für das Verständnis nicht zwingend nötig. 

Cover des Buches Der Himmel vor hundert Jahren (ISBN: 9783498001896)
luisa_loves_literatures avatar

Rezension zu "Der Himmel vor hundert Jahren" von Yulia Marfutova

luisa_loves_literature
Mit leichtem Spott das Leben beschreiben

Der Himmel vor hundert Jahren war weit und doch sehr limitiert, begrenzt auf den eigenen, eng abgesteckten Lebensraum, auf überkommene Dorftraditionen, fernab von Fortschritt und Neuigkeit, aber durchdrungen von Neugier, Interesse am Nachbarn und an denen, die scheinbar etwas zu sagen hatten. Yulia Marfutova fängt mit zarter Ironie, feinem Humor und leichtem Spott die Skurrilitäten einer russischen Kleingemeinde ein, die sich nicht recht zwischen den Vorhersagen des rückwärtsgewandten Piotr und des wortkargen Ilja entscheiden mag. Aufregung und Neues scheint zunächst in der Person des jungen Wadiks im Dorf Einzug zu halten, dessen freundliche Übernahme des Interesses, wird aber später von der „Realität“ in den Schatten gestellt. Der Himmel vor hundert Jahren ist ein ruhiges, spitzfindiges und unterhaltsames Buch, eines, das einem gefällt, ohne einen völlig umzuhauen. Der Erzählstil ist für mich tatsächlich eine sehr große Freude gewesen, aber ich bin mir sehr bewusst, dass dieser polarisieren mag. Also: ausprobieren!

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 50 Bibliotheken

auf 15 Merkzettel

Worüber schreibt Yulia Marfutova?

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks