Eine melancholische Lebens- und Liebesgeschichte, die mich aber nicht restlos überzeugen kann
Ich habe diesen Einzelband eher zufällig gekauft, da die Inhaltsangabe auf der Rückseite mein Interesse weckte: zwei inzwischen alt gewordene Frauen, die sich an die leidenschaftliche Liebe erinnern, die sie einmal verband und beinahe dazu gebracht hätte, „etwas Unwiderrufliches zu tun …“
Es ist für mich ein großer Pluspunkt, dass es hier nicht um errötende Schulmädchen geht, wie in so einigen anderen Yuri-Manga, sondern um erwachsene Frauen samt gewöhnlichem Familien- und Berufsleben. Passend dazu ist auch der Zeichenstil (für Manga-Verhältnisse) eher realistisch.
Ungewöhnlich, aber gerade dadurch spannend, ist, dass die Geschichte rückwärts erzählt wird. Sie beginnt 2018 mit dem letzten Treffen von Kiyoko und Mitsu und bewegt sich dann in Rückblenden bis in das Jahr 1948 zurück. Bis in das Jahr also, in dem das immer wieder angedeutete verhängnisvolle Ereignis stattfindet, dass den Rest ihrer Leben beeinflussen wird.
Etwas weniger gefallen hat mir der durchgehend melancholische Grundton der Geschichte. Auch wenn die Autorin das vielleicht nicht so verstanden wissen wollte, kann man doch sagen, dass die beiden Frauen nie wirklich glücklich geworden sind.
Den dicksten Minuspunkt gibt es aber dafür, dass mich die Liebe zwischen Kiyoko und Mitsu nicht ganz überzeugen konnte. Woraus entspringt denn dieses Gefühl, das so stark ist, dass es ein ganzes Leben lang hält? Das, was beide noch als Schulmädchen miteinander erleben, wirkt auf mich wie die vielleicht leidenschaftliche, aber eben auch unreife erste Liebe zweier Teenager, die – nicht untypisch – allgemein mit ihrer Umwelt hadern und sich im Überschwang der Gefühle zu einer großen Dummheit hinreißen lassen. Danach scheinen sie sich nur noch sporadisch zu treffen und der einzige sexuelle Annäherungsversuch seitens Mitsus - kurz vor Kiyokos Hochzeit - scheitert grandios. Ist das wirklich eine ausreichende Basis für eine so tiefgehende Liebe, wie sie beide verbinden soll?
Vielleicht hätte sich die Autorin besser noch einen zweiten Band Zeit nehmen sollen, um die Entwicklung der Beziehung zwischen Kiyomi und Mitsu in mehr Einzelheiten und Erlebnissen zu zeigen und dadurch glaubhafter zu machen.