Beginnend mit der Geschichte der Menschheit, eröffnet der Autor die Perspektive womit er sein erstes Buch "eine kleine Geschichte der Menschheit" geschlossen hat. Hierbei muss ich sagen, dass dies der einzige kleine Nachteil ist, der mir beim Lesen des Buches wirklich ins Auge fiel. Da das oben genannte Buch der erste seiner Bestseller war, haben die meisten Leser*innen dieses wohl zu Anfang gelesen und erhofften sich von Homo Deus eine Fortsetzung. Diese sollten sie auch bekommen, jedoch erst nachdem sie sich durch knapp 150 Seiten Wiederholung des ersten Buches mit selbigen Beispielen kämpfen mussten. Tatsächlich habe ich das Buch für eine Woche beiseite gelegt, weil ich in der Erwartung daran ging, dass die Erzählung weiter geht.

Nachdem allerdings viel wiederholt wurde, macht sich der Autor an die Fortsetzung und erwähnt neben vielen weiteren Themenbereichen auch und insbesondere die Digitalisierung. Der Blick auf Technik, Algorithmen und unsere Gesellschaft unterscheidet sich massiv von demjenigen der sonst immer darauf geworfen wird und spricht eine Wahrscheinlichkeit aus, welcher sich die meisten Menschen bewusst sind, die allerdings wenig zur Sprache kommt: Dass Menschen auf lange Sicht von Algorithmen ersetzt werden könnten.

Er rekurriert auf das 20. Jahrhundert, welches er auch als Jahrhundert des Humanismus bezeichnet. Hier sei die Menschheit von einer Form des Humanismus in eine andere geschlittert, bis sich zum heutigen Tage der Liberalismus durchgesetzt habe. Wie der Sozialismus und der evolutionären Humanismus steht bei der Ideologie des Liberalismus der Mensch im Mittelpunkt und ist die Krone der Schöpfung - was ihm erlaubt alles zu unterjochen und sich zu benehmen als wäre alles nichts. Am Himmel zeichnet sich nach Harari allerdings bereits eine weitere Stufe der Evolution ab, die den Liberalismus und damit vielleicht sogar den Humanismus auf lange Zeit absetzen könnte. Über den Zwischenschritt des Techno-Humanismus, welcher versucht durch technische Verbesserungen den Menschen zu einem besseren Lebewesen zu machen, läuft es auf den Dataismus hinaus, welcher Daten jeglicher Form und damit verarbeitende Algorithmen im Mittelpunkt sieht.

Die Perspektive des Autors ist klar zeitgeschichtlich gefärbt und betrachtet das hier und jetzt als einen kleinen Teil in einem großen und vielschichtigen Ablauf. Die Evolution ist hierbei der vorherrschende Prozess und der Grund, wieso Harari zu den von ihm vorgetragenen Prognosen kommt. Sprich: Algorithmen wissen heute schon viel mehr über uns als wir selbst. Algorithmen und Daten im allgemeinen haben die Möglichkeit das Ideal was sich Menschen immerzu gesetzt haben - das rationale Entscheiden - perfekt durchzuführen. Die Zukunft und damit einhergehend die Evolution ist also drauf und dran die menschliche Arbeit durch algorithmischen Arbeit zu ersetzen.

Alles in allem eine Utopie, oder aber eine Dystopie. Je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Stehen bleibt, dass Harari ein sehr schlaues Buch zum Heute und zum Morgen geschrieben hat, garnicht anzufangen von den ethischen Bewertungen.