Rezension zu "Trotzdem lachen" von Yves Bossart
Lachen ist etwas so Spontanes, dass ich mir bisher wenig Gedanken darüber gemacht habe. Umso erhellender fand ich dieses Buch von Yves Bossart. Er führt uns auf unterhaltsame Weise zu den Ursprüngen des Humors, erläutert, warum Komik eine spielerische Form der Grenzüberschreitung ist und was uns zum Lachen bringt.
Bisher wusste ich gar nicht, dass es eine Wissenschaft gibt, die sich mit den Auswirkungen des Lachens beschäftigt, genannt „Gelotologie“. Dabei scheinen sich die Humorforscher nicht ganz einig zu sein: Lachen wir über einen Witz, weil wir eine eigene Überlegenheit fühlen oder ist es eine Reaktion auf Widersprüche und Ungereimtheiten? Den Ausdruck „Geistiges Stolpern“ fand ich sehr zutreffend. Der Autor erläutert vier Erklärungsansätze anhand vieler Beispiele, so dass man begreift, was das Lachen auslöst. Sein Verdienst liegt vor allem darin, komplizierte Zitate von Philosophen wie Helmuth Plessner oder Joachim Ritter verständlich zu machen und sich mit viel Feingefühl an das Thema heranzutasten.
Angesichts der aktuellen politischen Lage könnte uns das Lachen wahrlich vergehen. Die Fallstricke der Sozialen Medien und Diskussionen um Political Correctness fordern außerdem mehr denn je einen sensiblen Umgang mit ethischen Grenzen der Komik. Umso wichtiger finde ich die Botschaft, die Yves Bossard in seinem kleinen, aber feinen Buch vermittelt: dass Humor nicht nur die Kunst ist, mit Ambivalenzen des Lebens umzugehen, sondern auch das Potenzial hat, Aufklärung, Toleranz und Kreativität zu fördern.