Yvonne Adhiambo Owuor

 4 Sterne bei 70 Bewertungen
Autor*in von Der Ort, an dem die Reise endet, Das Meer der Libellen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Yvonne Adhiambo Owuor wurde 1968 in Kenia geboren. Ihre Kurzgeschichten erschienen in internationalen Literaturmagazinen. 2003 wurde sie mit dem Caine Prize for African Writing ausgezeichnet. Ihr Debütroman ›Der Ort, an dem die Reise endet‹ (DuMont 2016) stand auf der Shortlist für den Folio Prize, außerdem erhielt sie dafür den Jomo Kenyatta Prize for Literature. ›Das Meer der Libellen‹ ist ihr zweiter Roman. Yvonne Adhiambo Owuor lebt in Nairobi.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Yvonne Adhiambo Owuor

Cover des Buches Der Ort, an dem die Reise endet (ISBN: 9783832164249)

Der Ort, an dem die Reise endet

(54)
Erschienen am 21.03.2017
Cover des Buches Das Meer der Libellen (ISBN: 9783832166076)

Das Meer der Libellen

(16)
Erschienen am 11.10.2021
Cover des Buches Dust (ISBN: 9781783781317)

Dust

(0)
Erschienen am 04.06.2015

Neue Rezensionen zu Yvonne Adhiambo Owuor

Cover des Buches Der Ort, an dem die Reise endet (ISBN: 9783832164249)
leseleas avatar

Rezension zu "Der Ort, an dem die Reise endet" von Yvonne Adhiambo Owuor

leselea
Erinnerungen sind Geister

Hätte ich Der Ort, an dem die Reise endet direkt in seinem Erscheinungsjahr 2016 gelesen, so hätte ich niemals zu Yvonne Adhiambo Owuors zweitem Roman Das Meer der Libellen gegriffen. Denn alles, was ich ihrem Folgeroman so gemocht habe – die Nähe zu den Figuren, eine besondere Atmosphäre beim Lesen, eine gute Verflechtung der Story mit politischen und historischen Bezügen – geht dem Debüt leider so gänzlich ab: Nicht greifbare Figuren, die auch nach fast 500 Seiten Fremde bleiben; eine Story, die ich nur in Grundzügen verstanden habe; Andeutungen zur Unabhängigkeitsbewegung Kenias und zur jüngsten Entwicklung der Nation, die ich trotz Wikipedia und Glossar nicht enträtseln konnte. Kurzum: Eine Lektüre, die mir leider gar nicht zugesagt hat.

Was gibt es also noch zu sagen? Vielleicht der Versuch einer Plotskizzierung: Der junge Odidi Oganda wird in den Straßen Nairobis erschossen. Seine Schwester Ajany kehrt deswegen aus Brasilien und überführt den Leichnam gemeinsam mit ihrem Vater Nyipir in den Norden des Landes. Dort wartet die Mutter Akai, die vor Schmerz über den Tod ihres Sohnes zusammenbricht und in die Wüste flüchtet. Dafür taucht ein Engländer namens Isaiah Bolton auf, der mit Odidi in Kontakt war, um mehr über seinen Vater Hugh Bolton zu erfahren, der in Ajanys Elternhaus für sie nicht erklärbare Spuren hinterlassen hat.

In den wenigen starken Momenten ist Der Ort, an dem die Reise endet eine Familiengeschichte, die eng mit der jüngeren Geschichte Kenias verbunden ist. Es geht um Schuld, die die Elterngeneration während der Zeit der Unabhängigkeitsbewegung angehäuft hat – sei es, weil sie auf der Seite der Kolonialisten, der Befreier oder irgendwo dazwischenstanden. Um das zähe Schweigen, das sich danach über die junge Nation legte und noch heute für Korruption, Misswirtschaft und eine Politik sorgt, die nur ihr eigenes Interesse im Blick hat und nicht das der Bevölkerung. Und es geht um Kinder, die von alldem nichts wissen, jedoch eine Schwere in sich spüren und an ihrer Familie, ihrem Land und ihrem Schicksal bisweilen verzweifeln.

Dies ist, was ich glaube, verstanden zu haben. Yvonne Adhiambo Oquor schreibt sehr verhüllend und kreiert Sprachbilder, die zwar einmalig und durchaus poetisch sind, jedoch nicht weniger sperrig. Hinzu kommt eine Fülle von Sätzen und Ausdrücken in Swahili, die leider in dem umfangreichen Glossar nicht übersetzt werden, sodass kurze Passagen unverständlich bleiben bzw. nur über Umwege erschlossen werden. Es ist maßgeblich dieser Stil, der die Distanz zu den Figuren kontinuierlich aufrechthält und der einen bei den geschilderten politischen Verhältnissen damals wie heute im Dunkel tappen lässt.

Vielleicht ist Der Ort, an dem die Reise endet einfach kein Buch für westliche Leser:innen. Dies gilt es zu akzeptieren und es reicht sicherlich völlig, wenn der Roman von Menschen mit ostafrikanischen Wurzeln gelesen und entschlüsselt werden kann. Meine Bewertung kann dann als nichtig betrachtet werden. Für mich persönlich bleibt der Roman jedoch als besonders zähe und unbefriedigende Lektüre im Gedächtnis, durch die ich mich den Großteil der Zeit gequält habe. 2 Sterne.

Cover des Buches Das Meer der Libellen (ISBN: 9783832181147)
Ingrid_Menzels avatar

Rezension zu "Das Meer der Libellen" von Yvonne Adhiambo Owuor

Ingrid_Menzel
Auf der Suche nach der eigenen Identität...

Die Autorin, 1968 in Nairobi , Kenia, geboren, beschäftigt sich in ihren fiktionalen Romanen mit der jüngeren Geschichte Kenias und nimmt sie äußerst kritisch in den Blick. Im Fokus stehen, neben den politischen Themen, Visionen von Herkunft, Heimat, die Frage nach Zugehörigkeit und der Suche nach einem Platz in der Welt. 

"Das Meer der Libellen" ist ihr zweiter Roman, ein 600-Seiten-Werk. Die Autorin fühlt sich inspiriert von der ersten Reise über den Indischen Ozean, deren 600. Jubiläum in Jahre 2005 gefeiert wurde und eine junge Frau von der kenianischen Insel Pate ein Stipendium für ein Studium in China erhielt. Man sagt, dass diese Studentin die Nachfahrin eines Seefahrers aus der Ming-Dynastie sei. 

Hauptschauplatz dieses Romans ist eben diese kenianische Insel Pate an der Swahili-Küste Kenias, eine Insel des Lamu-Archipels. Diese Küste nebst ihren Inseln wurde mal von den Portugiesen beherrscht mal vom Sultan von Oman. Kriegerische Ereignisse und Naturkatastrophen überzogen das Land. Heute sind es Islamisten, amerikanische Söldner und Piraten, die Unruhe schaffen. Zudem zeigt China großes Interesse im Rahmen der Seidenstraßen-Offensive und beruft sich dabei auf die Annahme, dass es eine weit zurückreichende Verwandtschaft zwischen der alten Ming-Dynastie und Afrika gäbe. 

In diesem Buch geht es um die Geschichte von Ayaana, die auf der Insel Pate bei ihrer Mutter Munira aufwächst. Als eigensinniges Kind ist sie ständig auf der Suche nach ihrem Vater. Ihre Mutter ist Kräuterfrau und Heilkundige und weiß mit Pflanzendüften und -säften, Aromen und Pflanzenfarben umzugehen. Schließlich findet Ayaana "ihren Vater" in dem gestrandeten Matrosen Muhidin, zu dem sie ein intensives Vater-Tochter-Verhältnis aufbaut. Die Patchworkfamilie erweitert sich nochmals um Ziriyab, der der Liebhaber ihrer Mutter wird. Das Leben auf Pate verändert sich zunehmend durch gestrandete Fremde und religiöse Fanatiker. Auch Munira gewährt Fremden Zuflucht und muss mitansehen, wie ihre Tochter ein exotisches Opfer von solchen Eindringlingen wird.. Belastet mit diesen Erfahrungen ergreift Ayaana als junges Mädchen die Gelegenheit, Pate zu verlassen und sich als "Nachfahrin" auf ein Stipendium für ein Studium in China einzulassen. Dort wird sie gefeiert als eine Exoten-Quenn: mit ihrer schwarzen Haut und gleichzeitig asiatischem Aussehen, ihren Sprachkenntnissen und der chinesischen Kleidung, die sie trägt. In der Öffentlichkeit wird sie auf vielen Anlässen als schwarze Nachfahrin wie in einem Zoo zur Schau gestellt, der Preis, den sie für das Studium bezahlen muss und der sie als Vermittlerin zwischen zwei Kulturen dienen soll. Sie versucht  vergeblich, sich als Chinesin zu fühlen und flüchtet immer wieder in ihre Träume, gedemütigt von rassistischen und fordernden Übergriffen auf ihre Person. Ihrem türkischen Kommilitonen Koray gelingt es, sie zu einem Urlaub in sein Heimatland zu überreden, aber in Istanbul wäre es fast zu einer Zwangsheirat gekommen, wenn sie nicht gleich wieder die Flucht ergriffen hätte. Zurück in China schließt sie ihr Studium der Nautik ab und kehrt dann, ihrem eigenen Antrieb folgend, nach Pate zurück. Dort fasst sie Fuß im Hause ihrer Mutter, erinnert sich an das Wissen, was sie einst übermittelt bekommen hat, kombiniert mit dem Erlernten aus ihrem Studium. Ihre Liebe zur Natur, dem Meer, ihre Verbindung zu den Geistern und Ahnen ihres Ortes schaffen ihr ein Gefühl von Sicherheit und Reife.

 Sie war in die Welt gegangen, wo ihre Generation durchaus Geschmack dran gefunden hatte. Sie hatte darin nichts gefunden, das zu besitzen sich lohnte. Aber je mehr sie diese ferne Welt erlebte, desto entfremdeter und unsicherer fühlte sie sich. 

Nun ist sie angekommen und übernimmt den Platz ihrer Mutter als Heil- und Kräuterkundige , zu der sie gemäß alter Initiationsriten eingeweiht wird. 

Ein kraftvoller, fast märchenhafter Roman, dessen verwobener Sprachstil  in seiner dichten, poetischen und melancholischen Weise zu einem Schlüssel wird. Ein Schlüssel für die Magie und spirituellen Geheimnisse dieses kenianischen Inselvolkes und seinem alten Wissen über  Naturphänomene,  Geister und Ahnen. Eine Sprache, die Verbindung schafft zwischen der alten Welt und ihren Geheimnissen und der neuen Welt mit den Schattenseiten der globalisierten Zwänge und Angriffe auf den afrikanischen Kontinent. 

Cover des Buches Das Meer der Libellen (ISBN: 9783832181147)
lilli1906s avatar

Rezension zu "Das Meer der Libellen" von Yvonne Adhiambo Owuor

lilli1906
Großartiges Buch

Dieser Roman spielt in Afrika und handelt von einer jungen, willensstarken Frau und ihrer Suche nach sich selbst.


Die Geschichte ist wunderbar geschrieben, bildgewaltig und voller Details. Die Autorin schafft es, die Landschaft Afrikas und das Leben dort vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben zu erwecken.


Die Protagonistin ist ein ganz toll ausgearbeiteter Charakter mit vielen Tiefen und Facetten. Sie muss in ihrem Leben mit vielen Schicksalsschlägen fertig werden, die sie im Endeffekt aber stärker machen.


Sie verlässt ihre Heimat, um in China zu studieren. Und auch dieser Teil der Geschichte ist großartig erzählt.


In diesem Roman konnte ich wirklich versinken und möchte ihn darum unbedingt empfehlen!

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