Rezension
Archie ist mit einer Jamaikanerin verheiratet und lebt in London. Sein bester Freund Samad wäre zwar liebend gerne ein strenggläubiger Moslem, aber so richtig funktioniert das nicht, die westliche Welt der Versuchungen ist zu groß. Archie und Samad leben irgendwo zwischen Tradition und Moderne und gerade durch ihre Kinder müssen sie sich immer wieder mit den Themen Selbstbestimmung und Freiheit auseinandersetzen.
Dabei geht der Fokus auch immer wieder in die Vergangenheit. Archie und Samad vereint ein gemeinsames Kriegserlebnis, das allerdings erst nach und nach enthüllt wird.
Der Roman besticht durch unterschiedlichste Figuren, extrem witzige und ironische Episoden, die Zadies Talent für Galgenhumor zeigen. So versucht Archie sich das Leben zu nehmen, weil er seinen langweiligen Job und seine glücklose Ehe nicht mehr ertragen kann. Als er gerade dabei ist, die Abgase seines Autos mit einem Staubsaugerschlauch in den Innenraum des Wagens umzuleiten um endlich von dieser Welt zu verschwinden, erklärt ihm der muslimische Schlachter Mo, dass Archie leider nicht im Eingang seiner Schlachterei parken darf- der Ort sei eben halal, wenn Archie beschließt hier zu sterben, müsse er erst richtig ausbluten.
Zadie Smith hat ihr Debüt geschrieben, um ein bisschen Abwechslung zu ihrer Collegeabschlussprüfung zu haben. Ihre Charaktere sind witzig, haben einen eigenen Charme und immer wieder wird der sogenannte Culture Clash auf ironisch zugespitzte Weise thematisiert. Das ist toll. Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit den vielen englisch-jamaikanischen Slangausdrücken. Wenn ich wieder einmal Lust auf Zadie Smith kriege, werde ich vermutlich zur deutschen Übersetzung greifen.