Ich glaube fest daran, dass es Bücher gibt, die diese Welt besser machen können. Und zu genau diesen Büchern zählt "Wenn nachts der Ozean erzählt".
Die Geschichte ist auf der einen Seite sehr sensibel erzählt, auf der Anderen aber auch brutal ehrlich, da man sich beim Lesen immer wieder vor Augen führt, dass das Ganze nicht einfach nur Fiktion ist, sondern Realität.
Zu Beginn der Geschichte wird das Leben im Lager beschrieben und man kann sich sofort das unvorstellbare Leid der Bewohner vorstellen. Für mich war besonders der Anfang sehr berührend und aufwühlend, da ich nicht wusste, dass es diese Art von Flüchtlingslager gibt und nicht glauben konnte, dass man Menschen, die ein neues Leben anfangen wollen, auch in der Realität in einigen Ländern einfach hinter Zäunen einpfercht.
Die Geschichte ist gut durchstrukturiert und so aufgebaut, dass der Leser zuerst mit der Umgebung des Camps, dann mit den Figuren vertraut gemacht wird und dann eine immer tiefere Beziehung zu den Beiden Hauptfiguren aufbaut.
Parallel dazu wird eine gewisse Spannung aufgebaut, da man genau weiß, dass etwas passieren wird, auch wenn man nicht weiß, was. Als es dann zu dieser Spannungsentladung kommt, kann man das Buch kaum aus der Hand legen, man hängt einfach an den Figuren und man will, man muss, wissen, was passiert
Während der gesamten Handlung musste ich das Buch - so komisch das jetzt auch klingen mag - immer wieder zur Seite legen, weil ich nicht glauben konnte, was ich da gerade gelesen hatte.
Die Hauptfigur des Romans ist der Junge Subhi. Ich konnte mich sehr gut mit ihm identifizieren, da man zwar einiges über ihn erfährt, auf der anderen Seite aber auch noch massenhaft Interpretationsfreiraum hat und ihn so mit Leben füllen kann. Er ist eine sehr sympathische Figur mit nachvollziehbaren Handlungen und Gefühlen, die beim Lesen zum Leben erwacht und mich berührt hat. Gleichzeitig hat er mich häufig zum Schmunzeln gebracht; Alles in allem ist er mir beim Lesen wirklich ans Herz gewachsen.
Auch Jimmie, die zweite Hauptfigur, war mir sehr sympathisch. Meiner Meinung nach war sie ein guter Gegenpart zu Subhi, da sie sich auf der einen Seite charakterlich sehr gut ergänzt haben und man auf der anderen durch sie immer wieder den Kontrast von Subhis Leben zu Unserem gesehen hat.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und passt zu dem Roman, da er Subhis etwas kindlichen Charakter widerspiegelt und trotzdem Spannung aufbaut.
"Eines Tages wird Maá erkennen, dass zurückschauen genauso wichtig ist, wie nach vorne zu schauen, ganz egal, wie viel Trauriges damit verbunden ist." Quelle: "Wenn nachts der Ozean erzählt", Zana Fraillon, cbt Verlag 2017
Fazit:
"Wenn nachts der Ozean erzählt" ist ein unglaublich berührendes, aber auch aufwühlendes Buch, dass mich sehr gefesselt hat. Ich habe mit ganzem Herzen mit den Figuren mitgefiebert und war immer wieder geschockt über das, was ich dort gelesen habe.
Auch wenn das Buch für sehr weichherzige Leser vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas zu krass sein kann, möchte ich den Roman eigentlich Jedem empfehlen. Ich denke, dass er bei vielen Menschen verändern könnte, was sie über Flüchtlinge denken und wie sie diese behandeln.
Für "Wenn nachts der Ozean erzählt" vergebe ich deshalb
5 von 5 Sterne!!!