Cover des Buches Lauter Leichen (ISBN: 9783738095791)
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Rezension zu Lauter Leichen von Zarah Philips

Leichen im Keller hat ja jeder... naja, fast jeder! Die Familie Gint hat mehr, viel mehr!

von Floh vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Leichen im Keller hat ja jeder... naja, fast jeder! Die Familie Gint hat mehr, viel mehr! Lauter Leichen: Weltbeste Krimödie

Rezension

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Flohvor 7 Jahren
Bei diesem Krimi bitte zunächst einen Blick auf den Klapptext und der Beschreibung werfen…! Na, überzeugt? Neugierig geworden? Blut und schwarzen Humor geleckt? Na, dann los! LESEN!!!!

Die deutsche Autorin Zarah Philips präsentiert hier in "Lauter Leichen" ihren Debütroman. Was ein solider Kriminalroman hinter den Kulissen Hamburgs werden sollte, entwickelte sich schon nach wenigen Zeilen zu dieser besonderen, aber jedoch nicht minder spannenden und verzwickten, Krimödie. Ein Krimi mit unfassbar vielen Leichen, die auf sonderbarer und skurriler Weise entstanden sind und sich zu vermehren scheinen. Da haben Elli Gint und ihre restliche Familie alle Hände voll zu tun. Nicht nur die Spuren müssen weg, sondern auch einige der angesammelten Leichen. Dafür greifen die Gints auch mal zu unmoralischen Mitteln und ihrem Ideenpool sind da kaum Grenzen gesetzt. Herrlich, abgedreht, abgefahren und trotzdem darf an allen Ecken und Enden mit Hochdruck ermittelt werden… Ein Krimi zum wahnsinnig werden: Lauter Leichen!
Erschienen im Selbstverlag unter neobooks (https://www.neobooks.com/home)

Zum Inhalt:
" Ein rasanter Krimi mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors im noblen Hamburger Westen.
Elli Gint, 31 Jahre alt, Malerin und Teilzeit-Henkerin, kann es kaum glauben: Ausgerechnet für einen Mord, den sie NICHT begangen hat, rückt ihr die Polizei auf den Pelz. Die erscheint mit einem besonders harten Geschütz. Polizeihauptkommissar Hiob Watkowski ist nicht nur der berüchtigste Ermittler des Landeskriminalamtes. Er glaubt auch, dass Elli, Mutter Martha und Oma Frieda schwarze Witwen sind. Die toten Ehemänner und Liebhaber sprechen eindeutig für diese Theorie. Enthusiastisch und nicht immer gesetzeskonform macht Hiob sich daran, den Damen das Handwerk zu legen. Es braucht allerdings noch einige weitere Leichen, bis er erkennt, dass er es mit einem erfahrenen Mörder zu tun hat, dessen Motiv in den Milliarden liegen könnte, die es zu erben gilt …"

Schreibstil:
Die Autorin Zarah Pilips besitzt einen so herrlichen und herzhaften Schreibstil, dass sie gleich zu Beginn all meine Sympathiepunkte erhaschte. Nicht nur der Klapptext ist eine regelrechte Einladung zu dieser andersartigen Kriminalermittlung und Mordserie hinter Hamburgs Kulissen mit dem typisch nordischen Charme und Flair bekannter und noch unbekannter Orte und Plätze. Sie nutzt unter anderem den typischen Schreibstil für einen gelungenen Krimi, denn sie legt falsche Spuren, sorgt für Irrungen und Wirrungen, streut Handlungsstränge und lässt den Leser an den Ermittlungen aktiv teilhaben und mit den Ermittlern an den Ermittlungen und an den Maßnahmen der restlichen Familie Gint verzweifeln. Dieser Krimi, diese rabenschwarze Krimi-Komödie, wird aus Sicht von Elli Gint geschrieben, die mit ihren 13 Jahren in Sachen Mord bereits kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Kein Wunder, bei dieser Familienkonstellation und bei dieser Oma… Aber nun, mit ihren 31 Jahren, soll ihr ein Mord angelastet werden. Unfassbar und sie ist unschuldig! Nun leisten sich die erfinderischen Gints und die Beamten des LKA und Hiob Watkowski im Besonderen, eine ungewöhnliche Hetzjagd, die doch tatsächlich noch auf eine richtige und gefährliche Mordermittlung hinausläuft und alle Register der Polizeiarbeit zieht…

Neben der mörderischen Spannung und der lockeren Ich-Perspektive aus Ellis Sicht geschildert, überzeugt die Autorin Zarah Philips mit ihrem gelungenen und überraschenden Debüt mit einer gewaltigen Portion Situationskomik, Ironie, Schlagfertigkeit und Humor, durch ihre sympathischen und einzigartig eigenwilligen Protagonisten und natürlich der zunächst ratlosen und verwirrten Ermittler, allen voran natürlich Kommissar Hiob (allein der Name, herrlich!), der manchmal mehr Glück als Verstand und Koordination besitzen. Sie schreibt neuartig und andersherum bedient sie den Krimiliebhaber mit Altbewährten. Hier gibt es gekonnte sprachliche Experimente in Form von wunderbar ironischen und patzigen Familie-Gint-typischen Dialogen und die gute alte und solide Kunst des Schreibens, gewürzt mit Ironie und Sarkasmus. Sehr gut gemacht und toll präsentiert. Autorin Z. Philips wartet mit einem Krimi auf, der auch ohne übertriebene Morderei, Mordgedanken (aber mit unzähligen Leichen) und Blut gut unterhält und für Lesevergnügen, unheimlich viel Witz und ganz viel Humor sorgt, aber leider leidet darunter auch die Spannung, die ein Leser bei einem üblichen Krimi erwarten würde. Da der Klapptext jedoch schon ganz deutlich zeigt, wohin die Reise bei dieser Ermittlung geht, sollte da kein Leser einen Fehlgriff tätigen. Die Ermittlungen stehen hier sicherlich nicht im Fokus, spielen zwar eine entscheidende Rolle und sind gut konstruiert, doch hier liegt der Schwerpunkt auf den besonderen Spaß beim Lesen. Das Buch liest sich flüssig und unterhält, es gibt unheimlich viel zu entdecken und zu erleben.

Die Autorin Zarah Philips schreibt flott, flüssig, humorig und trifft den Nerv der Zeit und lässt die Bauchmuskeln zucken. Ihre Art macht Lust auf mehr und wenn man dieses Buch zugeklappt und herrlich frisch erlebt hat, wünscht man sich sehnlichst eine Fortsetzung herbei. Auch der manchen fremd erscheinende Dialekt trägt zur Besonderheit bei, davon hätte ich gerne mehr gewollt, der Lokalkolorit hielt sich sehr dezent, trotzdem schnuppert man Hamburger Hafenluft zur Genüge. Als BonBon darf man sich der Leser jedoch über wunderbar gelungene und geformte Charaktere freuen.

Charaktere:
Viel Geschick und Können beweist die Autorin bei der Auswahl der Charaktere. Denn hier treffen wir viele Persönlichkeiten und gerade das Leben, Wirken, Treiben und Morden der ungewöhnlichen Familie Gint und die damit einhergehenden Mordermittlungen und das Team um die Ermittlungen warten mit kuriosen Eigenschaften auf. Doris und Hiob geben alles um den Fall zu rekonstruieren und neue Spuren zu finden. Oma Frieda ist da mit ihren fragwürdigen Aussagen und Äußerungen nicht immer unbedingt eine gute Basis zur Glaubwürdigkeit (wenn die wüssten, was Frieda alles auf dem Kerbholz hat…), oder Mama Martha (ojeee). Auch Simon bringt mit seinem klugen Kopf und seinen Geistesblitzen neue Ansatzpunkte (ob nun gut für Elli oder für das LKA, wird sich zeigen). Wer bitte schön heißt Cheetha? Denkt man da nicht sofort an einem pelzigen Schimpansen? Nun denn, Glückwunsch Cheetha!...

Elli Gint und ihre Familie sind wirklich was ganz besonderes und hier einen sich TV Bilder, Kopfkino, Komödie und Humor. Perfekt. Elli und Omma Frieda und all die anderen, sind ein ganz spezielles und liebenswürdiges Team. Und ich frage mich wirklich, woher die Autorin bloß ihre Inspirationen für ihre Protagonisten erhascht hat? Ein Team mit Ecken und Macken, dennoch als Einheit unschlagbar. Zudem treffen wir auf sympathische und unsympathische Figuren und dürfen so manche Überraschungsmomente erleben. Autorin Philips beweist großes Geschick, denn sie bringt die vielen Rollen und Nebenrollen in Einklang und lässt den Leser somit mitfühlen und ganz wichtig: Sie lässt den Leser an den katastrophalen Ermittlungen teilhaben und auch scheinbar unwichtige Randfiguren bekommen ihren einmalig sensationellen großen Auftritt im Buch! Die Charaktere sind das ganze Herzstück des Romans und mit Gold kaum aufzuwiegen.....herrlich!


Meinung:
Das Treiben rund um die Ermittlungen, um den Mordhergang, um den Täter, um die Opfer, um die Mutmaßungen, um die Wendungen und Kuriositäten sind äußerst irr und wirr aber mehr als unterhaltsam dargestellt. Wer hier nicht auf Authentizität in der Mordermittlung setzt, der wird garantiert seine Freude mit diesem Krimi haben. Ich war durchweg mehr als begeistert. Gerade weil mich dieser Krimi absolut durch seine Charaktere, die Story, die Umstände, die ganzen Ideen, die Dialoge und vor allem die verschrobenen Konstellationen absolut überzeugt und unterhalten hat.

Die Autorin reizt den Leser zum Schubladendenken und lässt diesen gekonnt damit auflaufen. Klischees, überraschende Sprüche, viel viel Ironie und abgefahrener Humor. Stoff zum Schlapplachen und sich Kringeln. Mannomann, woher kommen bloß solche Ideen und Situationsergüsse? Dieses Buch sollte man nicht in der Öffentlichkeit lesen, denn mit diesem Grinsen im Gesicht oder diese lauthalsen Ausbrüchen und Seufzern, wird man schnell von der Außenwelt für bekloppt gehalten… Ellis schöne heile Welt bröckelt langsam vor sich hin und immer neue Abgründe tun sich auf, dabei ist sie hier doch wirklich mal unschuldig! Na so was… . Schließlich bringt es viel Potential für eine Kriminalhandlung gepaart mit verschrobenen Persönlichkeiten, das Wahren der Idylle....all das vereint zaubert einen Krimigenuss wie er sein soll! Auch die Schauplätze sind gekonnt gewählt und machen das Geschehen lebendig und real, hier hätte ich mir dennoch mehr Lokalkolorit vorstellen können. Die Kapiteleinteilung und die Kapitelüberschriften gefallen mir sehr gut und lassen das Buch sehr locker wirken. Gegen Ende gibt es nun dann die vielen Antworten auf die vielen offenen Fragen und die Handlungsstränge laufen verblüffend und doch unerwartet und nicht unbedingt vorhersehbar (denn hier ist wirklich alles möglich, alles…) zusammen. Und vor allem gibt es am Ende eine unglaubliche Wendung: könnte es etwa eine Fortsetzung mit den Gints geben? Ein tolles Krimierlebnis, für Liebhaber die gerne selbst ermitteln und den Spaß dabei genießen können...

Cover:
Ein Cover, das durch Titel und Darstellung alle Blicke auf sich zieht und absolut neugierig macht. Stimmig zum Inhalt und absolut grandios.

Die Autorin über sich und ihr Schreiben:
"Ich schreibe das, was ich lese, weswegen ich mich vor lauter Begeisterung über mein Treiben oft kaum einkriegen kann. Dann renne ich mit dem Notebook unterm Arm durchs Haus und nagele jeden als Zuhörer fest, der nicht rechtzeitig genug das Weite sucht.
Oft sind es alltägliche Begegnungen, die in meinem Kopf eine Flut von Bildern freisetzen. Damit ich mein Kopfkino nicht vergesse, erzähle ich mir die Geschichte in die WhatsApp-Gruppe, die ich mit mir habe.

Zum Schreiben kam ich durch nichts Besonderes, das Schreiben kam zu mir. Als Kind habe ich imaginäre Reiseberichte geschrieben, weil die Sache mit dem Tagebuch nicht funktionierte: mein Leben bot wenig Aufregung. Später lernte ich Bill kennen, der Autor werden wollte und sich in der Tradition von Raymond Chandler und Robert B. Parker übte. Wenn er schrieb, sah er so aus, als hätte er jede Menge Spaß. Ich mag Spaß, also versuchte ich es auch mal mit einem Krimi. Und siehe da, der Heyne-Verlag griff zu und veröffentlichte ihn im Sammelband "Die besten Krimis des Jahres 1992". Lauter Leichen ist mein erster Roman."

Fazit:
Ein sehr humorvoller und chaotischer Krimi mit absolut überzeugenden Charakteren und Dialogen. Trotz stümperhafter Ermittlung gibt es dennoch eine absolute Leseempfehlung! Diesen Fun sollte sich kein neugieriger Leser des Klapptextes entgehen lassen. 5 Sterne müssen sein!
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