Zaza Burchuladze
Lebenslauf von Zaza Burchuladze
Alle Bücher von Zaza Burchuladze
Der aufblasbare Engel
adibas
Touristenfrühstück
Zoorama
Adibas
Neue Rezensionen zu Zaza Burchuladze
Selten ist es mir so schwer gefallen, eine Rezension zu seinem Buch zu verfassen, ohne zu viel über dessen Inhalt zu verraten.
Ich habe es auf zwei Ebenen gelesen: Zum einen ist da diese absurde, zum Teil komische, zum Teil wiederum überdehnt groteske Geschichte um Nino und Niko, die mir Spaß gemacht hat, über die ich anfangs noch gut schmunzeln konnte und die mich in einer stressigen Arbeitswoche abends gut unterhalten hat – ein wenig nach dem Motto, bei anderen Leuten geht es auch ein bisschen verrückt zu im Leben.
Auf dieser Ebene konnte ich jedoch nicht lange bleiben. Zu stark wurden die Anklänge zum einen an Goethes „Faust“, viel stärker jedoch noch an Bulgakows Faust-Adaption „Der Meister und Margarita“. An Bulgakows Roman erinnern mich schon der sprachliche Duktus, die skurrilen Figuren, zu denen eine gewisse Distanz gehalten wird und die sich in einem Moment vollkommen pragmatisch, im nächsten Moment komplett absurd verhalten; die spezielle Vermischung aus Realität, Fiktion, Schwarzer Magie und Hypnose, Träumen, Bezügen zu mythologischen Figuren und Geschehnissen; die bei allem stets vorhandene Ironie, ungewöhnliche Beobachtungen sowie eine z.T. schräge Situationskomik.
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, sei hier erwähnt, dass Burchuladzes Roman voll ist von Motiven, Figuren oder Szenenfetzen aus „Faust“ und mehr noch dem „Meister und Margarita“. Da ich beide Werke sehr mag, hat mir das beim Lesen natürlich viel Vergnügen bereitet. Ich bin mir jedoch nicht sicher, worin nun das neue Bild bestehen soll, das Burchuladze aus diesen ganzen Bruchstücken und Anklängen sowie eigenen Ideen zusammensetzt – der neureiche Mensch in Georgien als ein unredlicher Geisterbeschwörer, der gedanken- und gewissenlos buchstäblich über sämtliche Leichen seines vorherigen Lebens geht? Dreht es sich um Undankbarkeit? Um vollkommene Skrupellosigkeit angesichts des schnellen Reichtums? Und da Burchuladze diese verbrecherischen Mechanismen nicht konkret benennen will, packt er das Ganze mit Hilfe der Verweise auf „Faust“ und „Der Meister und Margarita“ in diesen mephistophelisch-teuflischen Kontext? Darüber werde ich noch ein wenig nachzudenken haben.
Obwohl es sich beim „Aufblasbaren Engel“ um einen Roman handelt, ist das Buch wie ein Drama in fünf Akte gegliedert; diese haben jeweils vier Unterkapitel, die mit Überschriften versehen sind (auch hier wieder eine Mischung von „Faust“ und „Der Meister und Margarita“). Der titelgebende aufblasbare Engel taucht erst gegen Ende als eine Art metaphorischer Geist auf.
Ich bin ursprünglich wegen des Covers auf das Buch aufmerksam geworden; die Motive und die kitschige Farbzusammensetzung waren für mich ein echter Blickfang. Aufgrund dieses Covers und auch des ersten Satzes im Klappentext („Eine Frage des Glaubens“) hätte ich stärkere Bezüge zur georgisch-orthodoxen Kirche oder zu Religion und Religiosität überhaupt erwartet. Diese tauchen jedoch erst ansatzweise im vierten Akt sowie dann vermehrt im fünften Akt auf, wobei auch hier stets die engen Bezüge zu „Faust“ und zum „Meister und Margarita“ gewahrt bleiben, jedoch auch biblische Texte aufgegriffen werden und ein unschuldig Getöteter zur Christus-Figur ausgebaut wird. Diesem perspektivisch am Ende chancenlosen Christus stehen Kälte, Verrat und Herzlosigkeit gegenüber.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, werde sicher noch weiter darüber nachdenken und spreche auch eine klare Leseempfehlung aus.
Rezension zu "Der aufblasbare Engel" von Zaza Burchuladze
Langeweile ist der Grund, weshalb Nino und Niko in ihrer Küche eine Geisterbeschwörung durchführen. Ernsthaft daran glauben tun sie beide nicht und als der Geist von George Gurdjieff vor ihnen steht, sind sie einigermaßen überrascht. Dieser würde gerne nach einer kurzen Stippvisite wieder verschwinden, aber das will einfach nicht klappen und so muss er wohl notgedrungen für ein paar Tage bei dem georgischen Pärchen unterkommen. Nino und Niko sind fasziniert von dem Mann und seinen Fähigkeiten, eine Internetrecherche enthüllt ihnen, dass sie es wahrhaftig mit einem erstaunlichen Mann zu tun haben und als dieser ihnen Reichtum in Aussicht stellt, können sie das kaum ablehnen – auch wenn dafür eine Entführung notwendig wird.
Zaza Burchuladze konnte mich mit „Der aufblasbare Engel“ einmal mehr durch seinen lakonischen Schreibstil mir subtilem Humor begeistern. Die Handlung ist hochgradig absurd, aber viel entscheidender als das, was erzählt wird, ist das wie und damit kann der Schriftsteller, der seit Jahren im deutschen Exil leben muss, punkten.
Die Figuren sind allesamt auf ihre Weise schräg, allen voran der Geist: ehemaliger Gymnast, Heiler und auch Magier, der nun ein therapeutisches Korsett tragen muss, da er eben auch nicht mehr der Jüngste ist. Seine magische Mütze hilft ihm leider nicht aus dem Dilemma aus der Wohnung der Gorosias verschwinden zu können. Aber das ist nicht das Einzige, was ihn akut belastet, denn auch seine Erinnerung funktioniert nur noch mäßig, wenn er seinen unfreiwilligen Gastgebern seine Lehren nahebringen will, zeichnen sich immer wieder große Lücken ab:
Insbesondere vom vierten Weg. Neben dem Weg des Fakirs, dem Weg des Mönchs und dem Weg des Yogis, sagte er, der sich von den anderen dreien prinzipiell unterscheide. Doch an den Unterschied könne er sich leider nicht mehr erinnern. Übrigens könne er sich ebenfalls nicht erinnern, wie die letzte Folge von Dr. House ausgegangen war, die er am Vorabend gesehen habe.
Das schnelle Geld ist verlockend für Nino und Niko und so stimmen sie der Entführung Nugsar Tschikobawas zu, der in ihrem Haus immer seine Geliebte besucht. Um eine Million reicher halten sie Ausschau nach einer besseren Wohnung, aber nun haben sie neben dem Geist auch noch einen weiteren Mann an der Backe und dieser beginnt auch schon zu stinken und die Polizei wird ebenfalls auf das Treiben in der Wohnung aufmerksam...
Eine kurzweilige Geschichte, die von der Situationskomik und vor allem dem trockenen Humor des Autors lebt. Die Absurditäten und Ironien des Alltags in Georgien, das zwischen Vergangenheit und Zukunft steckt und wo Aberglaube und Kriminalität genauso ihren Platz haben wie das rechtschaffene Leben der einfachen Leute, wird so glaubwürdig abgebildet.
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Zusätzliche Informationen
Zaza Burchuladze wurde am 09. September 1973 in Tiflis, Georgien geboren.
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