Cover des Buches Samy (ISBN: 9783839222546)
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Rezension zu Samy von Zdenka Becker

Kein Platz für Samy

von lesefreude_book vor 6 Jahren

Rezension

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lesefreude_bookvor 6 Jahren
Samy schließt der Leser mit seiner Weltoffenheit und seiner zurückhaltenden Schüchternheit schnell ins Herz. Ein kleiner , der trotz der schwierigen Ausgangslage von seiner Mutter von ganzem Herzen geliebt wird.

Und dennoch wird Samy zu einer ganz schwierigen Zeit geboren. Sozialismus, der Fall des eisernen Vorhangs und die Angst vor Fremden (allen voran Roma) lässt Samy tagtäglich Abneigung und Anfeindung spüren.

Es ist ganz wundervoll wie ich mit „Samy“ mehr über die Geschichte des Nachbarlands Slowakei erfahren konnte. Dennoch musste ich während des Lesens für manche geschichtlichen Details und für eine zeitliche Einordnung das Internet zu Hilfe nehmen.

„Samy“ erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Der Roman startet kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs und reicht bis in die aktuelle Zeit hinein. Mit mehr geschichtlicherem Hintergrundwissen hätten die Andeutungen der Autorin vermutlich gereicht, um die Abschnitte zeitlich einzuordnen. Ich musste immer wieder etwas nachforschen, was allerdings auch den positiven Nebeneffekt hatte, dass ich nun dadurch noch mehr gelernt habe.

Da ich erst vor kurzem „Abschied von Sidonie“ von Erich Hackl gelesen habe, war ich gedanklich immer auf der Such nach Parallelen. „Abschied von Sidonie“ erzählt die wahre Geschichte von einem Zigeunerbaby, das 1933 vor dem Steyrer Krankenhaus abgelegt wurde. Der Hass gegen die Roma in „Samy“ hat mich stark an das Buch erinnert.

Derartige Parallel zwischen einer Geschichten zur aktuellen Zeit und einer Geschichte rund um den Zweiten Weltkrieg zu sehen, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich möchte die Augen verschließen und mir einreden, dass Zdenka Becker nur einen fiktiven, grausamen Roman geschrieben hat. Doch erschreckend schnell wird mir bewusst, dass Zdenka Becker vermutlich gar nichts erfunden hat.

„Samy“ ist eine zutiefst berührende Geschichte von einem Jungen auf der verzweifelnden Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft. Blinder Rassismus und Fremdenhass, die den Leser verzweifelt zurücklassen. Nur ein Funken Hoffnungen bleibt, das derartige Schicksale verhindert beziehungsweise abgewendet werden können!
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