Zdenko von Kraft

Am 22. Mai 1813 wurde er in Leipzig geboren, ein halbes Jahr später war der kleine Richard Wagner bereits Halbwaise. Sein Vater starb an den Nachwirkungen der Völkerschlacht. Gerade 8-jährig verstirbt auch sein Stiefvater Ludwig Geyer, an dem Richard sehr hing. Jetzt hat er nur noch die Liebe seiner Mutter, seiner sieben Geschwister und – seine Verehrung zu Carl Maria von Weber, eines flüchtigen Bekannten der Familie. Richard fühlt sich zur Musik hingezogen, und als von Weber 1826 stirbt gilt seine Verehrung von nun an Beethoven, dessen Symphonien er sich in einigen Konzerten im Gewandhaus anhört. Mit siebzehn beginnt Wagner das Studium der Musik. Sein ausschweifendes Leben und seine Spielsucht während seiner Studienzeit bringen ihm bald den Ruf des schlechtesten Schülers ohne Begabung ein. Dennoch schreibt er schon jetzt einige Kompositionen, von denen die „Paukenschlag-Ouvertüre“ auch gleich im Leipziger Theater ihre Erstaufführung erlebte. Im Alter von zwanzig Jahren erhält er sein erstes Engagement als Chordirektor in Würzburg – der Beginn einer beispiellosen Karriere und eines hemmungslosen Lebens …  

Der Autor Zdenko von Kraft war ein österreichischer Schriftsteller, der 1886 als Sohn eines Offiziers in Böhmen geboren wurde und 1979 in München starb. Nach der Matura studierte er zunächst an der Technischen Hochschule in Wien, dann an der Wiener Kunstakademie, war als Regie-Eleve am Burgtheater tätig und veröffentlichte erste literarische Werke. Ab 1913 war Zdenko von Kraft freier Schriftsteller, von 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Danach lebte er zuerst in Oberösterreich, dann in Württemberg. Von 1955 bis 1969 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Richard-Wagner-Archivs in Bayreuth. Er war Verfasser von Romanen, Erzählungen, Biografien und Theaterstücken, wobei sein Schwerpunkt auf biografischen und historischen Romanen lag.

Die Recherchen des Autors zu dieser Biographie sind hervorragend. Wie er im Nachwort erwähnt, hatte er dabei die tatkräftige Unterstützung des Hauses Wahnfried und der Familie Wagner, die ihm verschiedene Handschriften, Dokumente und Bilder zur Verfügung stellten. Beinahe minuziös schildert von Kraft die einzelnen Stationen aus Wagners Leben und seine Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten, Dichtern, Gelehrten, Künstlern und Musikern.  Sämtliche Protagonisten sind in Sprache und Benehmen zeitgemäß beschrieben, wobei naturgemäß der unstete, ruhelose Charakter Wagners besonders hervorsticht. Die zahlreich eingefügten Zeichnungen und Fotografien geben einen guten Überblick und vervollständigen das Buch. Leider ist die veraltete Schrift (gedruckt 1953) und der etwas altmodische Schreibstil mit vielen, heute nicht mehr geläufigen Ausdrücken und Fremdwörtern, recht schwierig zu lesen. Dennoch lohnt sich die Mühe, um mehr über den Menschen und das großartige Genie Richard Wagner zu erfahren, denn er hatte wirklich „Ein dramatisches Leben“.