Cover des Buches Die Magier Seiner Majestät (ISBN: 9783426519141)
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Rezension zu Die Magier Seiner Majestät von Zen Cho

Mit atmosphärisch altmodischem Schreibstil

von horrorbiene vor 7 Jahren

Rezension

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horrorbienevor 7 Jahren
Das Cover und die Beschreibung des Buches haben mich sofort verzaubert. Das Cover ließ vermuten, dass die Geschichte im historischen London spielt und tatsächlich geschehen die hier geschilderten Ereignisse im London des späten 18. Jahrhunderts.
Noch ist Zacharias Wythe nicht lange im Amt des „königlichen Magiers“ und schon sägen die Thaumaturgen an seinem Stuhl: Sie beschuldigen ihn, seinen Vorgänger und Mentor samt dessen Vertrauten ermordet zu haben und halten ihn im Allgemeinen nicht für einen Magier, da er keinen eigenen Vertrauten hat, noch sehr jung ist und dunkelhäutig noch dazu. Sie nehmen ihn daher nicht für voll und behandeln ihn dementsprechend. Leider lässt sich Zacharias auch so behandeln, denn als sehr talentierter Magier ist er den magischen Künsten sehr zugewandt und steckt mit seinem Kopf ständig in Gedanken, z.B. wie man die schwindende Magie Englands wieder zurückholen kann. Er lässt sich überreden, eine Rede in einem Internat für Hexen zu halten, was sein Leben grundlegend ändern wird. In diesem Institut wird jungen magiebegabten adeligen Mädchen beigebracht, wie sie ihr Talent zu unterdrücken haben, denn die Ausübung der Magie ist für Frauen verboten. Zumindest den höhergestellten, denn bei Dienstboten scheinen kleine Zaubereien jedem zum Vorteil zu sein. Dieser Umstand fällt als Samen auf fruchtbaren Boden in Zacharias‘ Reformer Seele und so liegt es nahe, dass er die sich ihm heimlich angeschlossene Prunella nicht zurückweist, sondern sie zwecks Ausbildung mit nach London nimmt. Können Sie gemeinsam die britische Magie revolutionieren und das Schwinden der Magie aufhalten?
Der Grundgedanke der Geschichte hat mir, wie gesagt, sehr gut gefallen, ich hatte jedoch arge Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden, was vor allem am Schreibstil der Autorin (oder an der Übersetzung, das kann ich nicht beurteilen) liegt. Sicher ist es sehr atmosphärisch ein Buch, das einen historischen Kontext hat, auch in einer altmodischen Sprache zu schreiben. Doch meiner Meinung nach hätte es auch gereicht, diese altmodischen Formulierungen in den Dialogen oder Gedanken zu verwenden. Der gesamte Fließtext ließ sich so nur sehr mühsam lesen. Erst als die Perspektive zu Prunella umschwenkte, wurde das Buch einfacher zu lesen. So scheint dieser Sprachgebrauch vor allem mit dem akademischen Grad des königlichen Magiers zu korrespondieren. Beim Lesen dachte ich daher so manches Mal, dass man für diese Lektüre wohl besser ein Abitur oder ebenfalls einen akademischen Abschluss benötigt. Der Höhepunkt dieser hochtrabenden Wortwahl fand sich dann bei den Liebeserklärungen, als ich schließlich das Gefühl hatte, ich sei im falschen Film. Auch wenn ich dadurch einen etwas schweren Einstieg hatte, muss ich dennoch eingestehen, dass die Wortwahl und der Schreibstil auf diese Weise jedoch authentisch und atmosphärisch waren.
Im Verlauf der Geschichte habe ich jedoch feststellen müssen, dass ich an manchen Stellen das Gefühl hätte, etwas nicht völlig verstehen zu können, was meiner Meinung daran liegt, dass Erklärungen arg kurz ausgefallen sind oder wichtige Gegebenheiten lediglich im Stile eines Nebensatzes erklärt wurden.
Die Figuren in diesem Buch haben mir in ihren Grundzügen gut gefallen, vor allem Prunella, die sich aufgrund ihres Geschlechts und gesellschaftlicher Stellung nicht in einen Ecke hat drängen lassen, sondern das versucht umzusetzen, was ihr als richtig erscheint. Der Hauptcharakter Zacharias Wythe hat mir dagegen nicht so gut gefallen. Zwar fand ich manche Wesenszüge wie in sein völliges in (magische) Gedanken Versinken sehr putzig, dennoch hätte ich mir gewünscht, er hätte mehr „Arsch in der Hose“ und hätte seine Macht, die er offensichtlich besitzt als ein Magier in seiner Position, auch ausspielen können. Er war förmlich ein Spielball der politischen Intrigen, der hin und her gespielt wurde und nie selbst zum Zuge kam. Ich habe ihn mir stets als jungen, etwas verschüchterten Mann vorgestellt und das ist im Grunde alles andere, was ich von einem „königlichen Magier“ und auch von einem Hauptcharakter erwartet hätte. Doch zum Glück gibt es ja Prunella…
Ich hatte allerdings aufgrund des Klappentextes des Buches, in dem die Rede davon ist dass „er [Zacharias] sich sofort in sie verliebt“ und der Tatsache, dass es als „Womans Fantasy“ beworben wurde erwartet, dass mehr Liebe und Gefühl eine Rolle spielt. Tatsächlich bleibt diese, wie ich es weiter oben bereits angedeutet habe, praktisch gänzlich auf der Strecke. Auch das mag der Zeit geschuldet sein, in der die Geschichte spielt, dennoch hätte eine kleine Romanze, unerwiderte Liebe oder schlichtweg mehr Gefühl dem Buch gut getan und es schön abgerundet, selbstverständlich unter der Prämisse, dass es nicht gefühlsduselig wird.
Trotz aller Kritik war Die Magier Seiner Majestät kein schlechtes Buch. Als ich schließlich in die Geschichte gefunden hatte, war es atmosphärisch und hat beim Lesen viel Spaß gemacht. Die Autorin hätte jedoch noch mehr aus diesem guten Potential herausholen können. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und macht eine Fortsetzung demnach nicht notwendig. Dennoch könnte man nun, nachdem die Figuren gänzlich eingeführt sind, sie andere Abenteuer bestehen lassen – man könnte es aber auch lassen und dieses Buch so für sich wirken lassen, wie es ist.

Fazit: Mit Die Magier Seiner Majestät hat die malaiische Autorin Zen Cho einen guten Fantasy-Roman mit historischem Kontext geschrieben. Er spielt im London des späten 18. Jahrhunderts und dies merkt man der Geschichte vor allen an der altmodischen Wortwahl oder dem dadurch nicht sehr einfachen Schreibstil der Autorin an. Dadurch hatte ich es schwer ins Buch zu finden, was auch dadurch begünstig wurde, dass der Hauptcharakter für meinen Geschmack zu wenig Durchsetzungsvermögen hat und zu sehr Spielball seiner Magier-Kollegen ist. Dagegen steht die junge Prunella, die entgegen ihre Geschlechter- und Standesgrenzen versucht, erfolgreich zu sein. Die Geschichte von Zacharias und Prunella ist interessant und ließ sich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gut lesen, allerdings mangelte es ihr etwas an Gefühl, was ich persönlich nur deswegen schade finde, da die Inhaltsbeschreibung mehr Gefühl erwarten ließ. Schön ist allerdings, dass dieses Buch keine Fortsetzung impliziert. Es ist vollständig abgeschlossen, was im Fatansy-Genre nicht unbedingt häufig vorkommt.

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