Rezension zu "Ich bin ein Mädchen aus Sarajevo" von Zlata Filipovic
Im Frühling 1992 wurde Sarajevo von Truppen der bosnisch-serbischen Armee umzingelt. Geschütze und Panzer wurden auf den Hügeln rund um die Stadt stationiert, der internationale Flughafen in Ilidža eingenommen. Damit begann die längste Stadtbelagerung des 20. Jahrhunderts mit dramatischen Folgen für ihre Bevölkernung. Ohne Heizung, Strom und Nahrungsmittel, abgeschottet von der Außenwelt und unter ständiger Bedrohung durch Bombenangriffe, Scharfschützen auf den Hügeln und Heckenschützen in der Stadt wurde das Leben in der Stadt zu einem zähen Überlebenskampf.
Die junge Zlata Filipović begann ihr Tagebuch in einer Zeit, als ihre Welt noch von den Freuden und Sorgen eines normalen Mädchens geprägt war – Sommerferien, Schulbeginn, Geburtstagspartys. Doch als die Belagerung von Sarajevo begann, wandelte sich das Tagebuch schnell von einem gewöhnlichen Kindheitserlebnis zu einem erschütternden Zeugnis des Krieges.
Was das Tagebuch so besonders macht, ist die Art und Weise, wie Zlata das Grauen um sie herum in einfachen, aber eindringlichen Worten beschreibt. Die Veränderung in ihren Einträgen spiegelt den plötzlichen und brutalen Bruch mit der Kindheit wider. Die heile Welt eines elfjährigen Mädchens wird durch die Realität des Krieges ersetzt: Bombenangriffe, der Verlust von Freunden und Familie, ständige Angst und der tägliche Kampf ums Überleben.
Trotz des allgegenwärtigen Leids zeigt Zlata eine beeindruckende innere Stärke und eine Reife. Ihr Tagebuch ist nicht nur ein Bericht über die Schrecken des Krieges, sondern auch ein Zeugnis der Widerstandskraft des menschlichen Geistes. Trotz der andauernden Gewalt hält Zlata an ihrer Hoffnung und dem Wunsch nach Normalität fest. Immer wieder findet sie kleine Lichtblicke im Alltag: wenn der Strom für ein paar Stunden zurückkehrt, ein Geburtstag ohne Bombenangriffe gefeiert werden kann, oder ein seltenes Lebenszeichen von Freunden, die ins Ausland geflohen sind, durchkommt.
Das Tagebuch endet kurz vor der Flucht der Familie nach Paris im Jahr 1993, die Zlata schließlich vor dem anhaltenden Horror bewahrt – die Belagerung wird noch zwei weitere Jahre dauern und insgesamt 11.000 Menschen das Leben kosten. Doch Zlatas Aufzeichnungen bleiben ein wichtiger Mahnruf gegen die Grausamkeit des Krieges und erinnern an die Zerbrechlichkeit und den unschätzbaren Wert des Friedens.